2.29.2 (sch1p): 2. [Kontakte mit Präsident Wilson]

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Das Kabinett ScheidemannReichsministerpraesident  Philipp Scheidemann Bild 146-1970-051-17Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung am 13.2.1919 in Weimar Bild 183-R08282Versailles: die deutschen Friedensunterhändler Bild 183-R11112Die Sozialisierung marschiert! Plak 002-005-026

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2. [Kontakte mit Präsident Wilson]

Der Ministerpräsident verlas das anliegende Telegramm aus Frankfurt a. M. vom 28. März d. J.2. Es wurde erörtert, ob der gebotene Weg benutzt werden solle, um dem Präsidenten Wilson Erklärungen über die Grenzen der deutschen Nachgiebigkeit auf den bevorstehenden Friedensverhandlungen zukommen zu lassen, und bejahendenfalls, ob man sich hierbei auf eine allgemeine Erklärung beschränken solle, daß Deutschland jeden Frieden ablehnen werde, der ihm die Lebensfähigkeit nehme, oder ob man bestimmte Erklärungen zu solchen Punkten, in denen Deutschland besonders bedroht sei, abgeben solle. Als solche Punkte wurden insbesondere bezeichnet die Fragen der Abrüstung und der Entschädigung.

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Siehe Dok. Nr. 27.

Reichsminister David schlug insbesondere vor, klar auszusprechen, daß Deutschland Entschädigung nur für die besetzten Gebiete leisten müsse, könne und wolle.

Es wurde beschlossen: Die Reichsminister Erzberger und Graf Rantzau sollen in Verbindung mit dem Absender des Telegramms, Walter Loeb, die Frage, ob und wie der gebotene Weg zu benutzen ist, noch näher prüfen3.

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Laut Schreiben Walter Loebs an den RAM vom 31.3.1919 überreichte Loeb am 30.3.1919 in Frankfurt a/M. dem amerik. Oberst Conger einen Schriftsatz: „Friedensbedingungen, die für Dtl. annehmbar sind.“ Hierin werden in 11 Punkten die Positionen der RReg. in der Friedensfrage, wie sie in den Kabinettssitzungen am 21. und 22.3.1919 festgelegt worden waren (s. Dok. Nr. 19; Dok. Nr. 20), fixiert. Die engl. Übersetzung des Schriftsatzes in: VjfZ, 3. Jg. 1955, S. 422 ff. ; der dt. Originaltext in: PA, Wk 30 geh.. Bd. 1. Das Zusatzschreiben zu dem Conger übergebenen Schriftsatz lautet:

„Herr Erzberger erklärte in Weimar nach einer den Gegenstand behandelnden Kabinettssitzung:

Die folgenden Punkte sind dem Obersten Conger zu seinem persönlichen Gebrauch auszuhändigen:

Die Punkte beweisen, daß Deutschland bereit ist, einen Frieden auf Grund der 14 Punkte des Präsidenten Wilson anzunehmen und so die Freiheit der Welt zu erlangen.

Selbstverständlich ist Deutschland völlig aufrichtig; es ist keine Unaufrichtigkeit dabei, und man darf nicht in die folgende Erklärung hineinlesen, daß Deutschland Friedensbedingungen annehmen oder ablehnen wird, die in ihr nicht genannt sind.

Die deutsche Regierung bindet sich durch diese Erklärung nicht. Sie übergibt diese Erklärung dem Obersten Conger lediglich, um anzudeuten, was die deutsche Regierung von den Friedensbedingungen denkt, wie sie aus den nach Deutschland gelangten Pressemeldungen hervorgehen und die nicht angenommen werden können. Bevor Deutschland die Erklärung abgibt, will es ein Anerbieten in der polnischen Frage machen, die die brennendste ist und so dem Präsidenten Wilson eine Gelegenheit geben, diese Frage zur Zufriedenheit Aller zu klären. Marschall Foch hat gebeten, daß ein deutscher Vertreter nach Spa kommt und erklärt, daß er selbst dort zugegen sein wird, um diese Angelegenheit zu besprechen. Herr Erzberger hat bisher keine Antwort gegeben, weil er zunächst eine weitere Antwort auf die erste Antwort haben will, die auf die Note der Alliierten verteilt worden ist und nach der Zahl der Armee des Generals Haller usw. fragte.

Die deutsche Regierung regt an, Präsident Wilson möge vorschlagen, daß die Armee von Haller direkt durch Deutschland gelassen wird, und Deutschland wird ihren Transport auf seinen eigenen Eisenbahnen übernehmen. Wenn die Zahl von 25 000 zutrifft, kann die ganze Truppenbewegung in 10 Tagen ausgeführt werden.

Die ass. und all. Regierungen brauchen nur einen der Brückenköpfe zu bezeichnen, nach dem die Truppen gesandt werden, und Deutschland wird sie direkt nach Posen durchschieben. Zahlung für diesen Transport kann zu Lasten des Lebensmittelvertrages erfolgen. Auf diese Weise wird die Armee von Haller viel schneller in Posen eintreffen als auf dem Seewege, und keine Schiffe werden für ihren Transport gebraucht werden. Es ist für die deutsche Regierung unmöglich, die poln. Truppen in Danzig landen zu lassen, und die Führer all der verschiedenen Parteien stimmen in diesem Punkte überein. Deutschland hat jetzt Frieden in Westpreußen und hat das Recht, diesen Frieden aufrechtzuerhalten.“ (PA, Wk 30 geh., Bd. 1).

Zu den weiteren Verhandlungen über den Durchzug der Hallerarmee s. Dok. Nr. 33. Über die Weitergabe des dt. Memorandums telegrafierte Loeb am 7.4.1919 aus Mannheim an den RAM: „Nach Erklärung von Conger wurde meine letzte Erklärung nicht als solche, sondern als Information weitergegeben. Wie Conger weiß, hat Wilson dies als Grundlage für die Instruktionen an Foch angenommen und benutzt, und soweit er Nachricht hat, sind die einschränkenden Punkte in der Frage von Polentruppen lediglich des Prestiges halber aufgenommen worden […] Chef von Conger hat Nachricht von Wilson, daß unsere letzte Erklärung eine der besten Ideen war, um Frieden zu beschleunigen […]“ (PA, Wk 30 geh., Bd. 1).

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