2.160.1 (cun1p): [Reparationsfrage]

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Das Kabinett Cuno Wilhelm Cuno Bild 183-1982-0092-007Französischer Posten Bild 183-R43432Posten an der Grenze des besetzten Gebietes Bild 102-09903Käuferschlange vor Lebensmittelgeschäft Bild 146-1971-109-42

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Text

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[Reparationsfrage]

Abg. Müller legte dar, in welchem Sinne er sprechen wolle2. Ursprung des passiven Widerstandes (Kritik an Hervorhebung in der Note), fortschreitender Terror, Urteile, Garantien für den Fall der endgültigen Lösung. In der Summenfrage werde er vielleicht von einer Brücke unseres Systems zu einem anderen sprechen.

In der Aussprache legte der Herr Reichskanzler und der Herr Reichsaußenminister dar, daß sie, was die Zahlung anlangt, zu modifizieren bereit seien, aber nicht zur Erhöhung der Gesamtleistungen.

v. Rosenberg: Zahlenmäßiges Angebot ist eine Sache der wirtschaftlichen Selbsteinschätzung. Wir setzen hinzu, wenn die Gegenseite diesen unseren Urteilen nicht traue, seien wir bereit, internationales Gremium sprechen zu[480] lassen. Das erste ist Frage der Überzeugung, das andere Frage des Willens3. In dem, was die Regierung selbst für möglich hält, kann sie nicht höher gehen, auch nicht unter Annäherung an Bonar Law, da sind die Hände gebunden. Jeder Versuch, durch geschickte Gruppierung der Zahlen und Annäherung an Bonar Law die Situation zu verbessern, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wir werden lediglich zu sagen haben; was wir für tragbar halten, ergibt sich aus unserem Zahlenangebot. Wir kaprizieren uns nicht auf das Wiederanschneiden der Anleihe. Wir sehen ein, daß die von England gerügten Mängel des Wiederaufbaues berechtigt sind und sind bereit, vom Anleihesystem auf Annuitätensystem zu wechseln, aber wenn man uns nach unserer Leistungsfähigkeit fragt, müssen wir sagen, daß auch beim Annuitätensystem die Gesamtleistung nicht höher sein kann. Wenn man das nicht für ausreichend hält, tritt unser substituärer Vorschlag des internationalen Gremiums in Kraft.

Reichskanzler Nicht das Gremium jus, sondern …

Abg. Breitscheid: Übergang zu Annuitätensystem unbedingt notwendig. Bonar Laws Plan in den Zahlen nicht ungünstiger4.

Abg. Wels: Zu erwägen, Anleihe durch französische Bankiers aufnehmen zu lassen und diese geschäftlich zu interessieren5.

Fußnoten

2

In der anschließenden RT-Sitzung spricht Müller im Rahmen der Etatberatungen des AA über die außenpolitische Lage (RT-Bd. 360, S. 1125  ff.).

3

In ähnlicher Weise hat der RAM offenbar auch in der anschließenden Besprechung mit Parteiführern der Arbeitsgemeinschaft gesprochen; jedenfalls findet sich in einem sechsseitigen Schreiben MdR Dernburgs vom 18. 5. an Hamm die Bemerkung: „Die Äußerung Rosenbergs, daß die Höhe des zu machenden Angebots eine Frage der Überzeugung sei, über die man nicht reden könne, hat mich geradezu erschreckt. Gerade die Summen, die man bieten soll, haben mit Gewissenssachen gar nichts zu tun.“ (R 43 I /37 , Bl. 132-137).

4

Vgl. dazu die Argumentation des RFM und REM in der Kabinettssitzung vom 15. 5. (Dok. Nr. 159).

5

Im Anschluß an diese Sitzung findet um 9.45 h eine weitere Besprechung mit Parteiführern der Arbeitsgemeinschaft statt, an der teilnehmen: Cuno, v. Rosenberg, Hamm; MdR Marx, Becker, Stresemann, Zapf, Petersen, Koch, Dernburg, Leicht. Das Protokoll lautet: „Die Besprechung ergab Übereinstimmung, daß es nicht zweckmäßig sei, wenn die Regierung sich über die außenpolitische Lage heute äußere. Die Arbeitsgemeinschaft will kurze Erklärung abgeben lassen [s. RT-Bd. 360, S. 11130 ]. In der Besprechung sagte Herr Marx, man solle nicht allzu stark sich an eine bestimmte Zahl binden. In gemeinsamer Fraktionssitzung des Zentrums seien Meinungsverschiedenheiten gewesen, ob mehr auf Frankreich oder England abzustellen sei. Er neige der Abstellung auf Frankreich zu. Dr. Stresemann: Frankreich in der Tat wichtiger. Marx: Verpflichtungen, Roheinnahmen der Eisenbahn zu verpfänden, nicht denkbar. Becker und Zapf ebenfalls dagegen.“ (R 43 I /37 , Bl. 77).

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