2.246 (feh1p): Nr. 246 Tagebuchaufzeichnung des Reichsinnenministers Koch über die Kabinettssitzung vom 5. Mai 1921, 16 Uhr

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Nr. 246
Tagebuchaufzeichnung des Reichsinnenministers Koch über die Kabinettssitzung vom 5. Mai 1921, 16 Uhr

Nachlaß Koch-Weser 27, Bl. 487

[Betrifft: Frage einer militärischen Aktion in Oberschlesien]1

Nachm[ittags] Kabinett (4 Uhr)2. Auch Hatzfeld rät auf Grund einer Unterredung mit Interalliierten Kommission dringend ab, „Politik des Horrors zu machen“. Die Alliierten sehen „die Ehre ihrer Fahne“ verletzt und werden[665] scharf vorgehen. Seeckt betont nochmals die militärische Notwendigkeit. Scholz spricht sich trotzdem für ein Ultimatum an die Entente aus, obwohl er zugibt, daß wir ihm hinterher nichts folgen lassen können. Kabinett beschließt die Note3. Da Auswärtiger Ausschuß um 6 Uhr tagt, wird auf meinen Rat beschlossen, die zuverlässigen Fraktionen vorher über die militärische Unmöglichkeit aufzuklären4.

Fußnoten

1

In Oberschlesien war am 3.5.1921 ein erneuter poln. Aufstand losgebrochen; s. dazu Schultheß 1921, I, S. 151 f. und 155 f. In Erwartung eines solchen Aufstandes waren bereits Ende April 1921 in Regierungskreisen Überlegungen angestellt worden, ob man gegen die poln. Aufständischen militärisch vorgehen sollte. Siehe dazu die Dok. Nr. 241 und Nr. 242, P. 5.

2

Vor dieser Kabinettssitzung hatte unter dem Vorsitz von RIM Koch eine Besprechung über die Lage in Oberschlesien stattgefunden, an der RAM Simons, RWeM Geßler, der PrIM Dominicus und General von Seeckt teilgenommen hatten. Koch notierte über diese Besprechung: „Simons hat erhebliche politische Bedenken gegen Einmarsch. Kann uns ganz Oberschlesien kosten. Seeckt stimmt zu. Er kann gar nicht mit seinen Truppen nach Oberschlesien. Das ist nicht nur politische, sondern auch militärische Falle. Truppen werden abgeschnitten, unsere Mobilisationsmaßnahmen und die Einberufungen von Freiwilligen rufen die Entente auf den Plan. Es soll deshalb nur Note an Entente ergehen. (Der Auswärtige Ausschuß hatte morgens viel mehr gefordert).“ (Nachlaß Koch-Weser  27, Bl. 487).

3

Die dt. Note an die all. Besatzungsmächte in Oberschlesien wurde am 6. 5. durch den RK im RT bekanntgegeben; s. dazu RT-Bd. 349, S. 3624 .

4

Informiert wurden die SPD durch RIM Koch, die DNVP durch RSchM von Raumer und General von Seeckt und die Koalitionsparteien durch RWiM Scholz (Nachlaß Koch-Weser  27, Bl. 487–489). Siehe dazu weiter Dok. Nr. 250.

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