2.111.7 (str1p): 7. Finanzierung der Wirtschaft.

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7. Finanzierung der Wirtschaft.

Herr Stinnes legte besonders eindringlich die Notwendigkeit dar, die Wiederinbetriebnahme der gesamten Wirtschaft zu finanzieren und dafür von außerhalb finanzielle Hilfe zu erlangen. General D. gab zu, daß der passive Widerstand nicht nur Deutschld., sondern auch den einzelnen Werken viel Geld gekostet habe und erwähnte selbst, daß es ihm zweifelhaft schien, ob die Werke noch über große Guthaben in Dollars, Pfunden oder holl. Gulden nach diesem Kampf verfügten. Aber er war der Ansicht, das Revier sei so reich, daß es unschwer möglich sein müsse, erhebliche Kredite im Auslande zu erlangen. Herr Stinnes legte dem gegenüber dar, und berief sich auf Verhandlungen mit amerikanischen und englischen Vertretern, daß die deutsche Industrie im besetzten Gebiet keinerlei Aussicht auf den kleinsten Kredit habe, solange einerseits die Besetzung andauere und die Industrien andererseits selbst nicht durch intensive Arbeit und Rückkehr zu vernünftigen Produktionsbedingungen und Arbeitszeiten bezeigten, daß sie kreditwürdig seien13. Das Beispiel der Klöcknerzechen sei schlagend. Wie könne ein Ausländer Kredit geben, solange die Gefahr bestände, daß die Alliierten ebenso wie kürzlich die Klöcknerzechen, morgen eine andere Zeche oder Hütte, die doch die Sicherheit für den Kredit bilden müsse, beschlagnahmten?

General D. schien diese Einwände einzusehen, meinte aber, daß die Großindustrie doch auch im Inlande Kredit haben müßte. Sie hätte Notgeld ausgegeben, und ihre Unterschrift würde sicherlich genügen, um im Publikum auch wertbeständiges neues Geld unterzubringen und damit die Mittel für die Inbetriebnahme der Werke zu schaffen. Er sprach erst von einer Talerwährung und deutete dann an, daß ja auch eine Anlehnung an das Pfund oder besser an den französischen Franken denkbar wäre. Auf die präzise Frage von Herrn Stinnes, ob es sich hierbei um Gedanken der französ. und belg. Regierung handele, betonte er wiederholt, daß es sich nur um seine ganz persönlichen Ideen handele; er habe, wie er zugeben wolle, als Laie, auch seinerseits nach einem Wege gesucht, wie man die erforderlichen Mittel stellen könne.

Herr Stinnes lehnte den (für das besetzte Gebiet überaus gefährlichen!) Weg ab und kam vorsichtig auf den Gedanken, daß Frankr. selbst oder das[481] Ausland der deutschen Regierung eine Anleihe bringt, aus der die Reparationslieferungen bezahlt werden könnten; Verzinsungen und Amortisationen müssen in der ersten Zeit aus dem Kapital selbst, später von der dtsch. Regierung gezahlt werden. General D. bezeichnete es für unwahrscheinlich, daß ein solcher Weg gangbar sei. Er verwies auf die öffentliche Meinung in Frankreich u. Belgien, die man schwerlich veranlassen könne, jetzt selbst die Mittel zu geben, aus denen Reparationen gezahlt würden. Immerhin wolle er auch diesen Gedanken nach Paris übermitteln.

Fußnoten

13

Zur Kreditfrage s. die Unterredung Stinnes’ mit Houghton in: Hallgarten, Hitler, Reichswehr und Industrie, S. 67 f.

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