2.76.3 (sch1p): 3. [Vossische Zeitung, auswärtige Journalisten]

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 1). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Das Kabinett ScheidemannReichsministerpraesident  Philipp Scheidemann Bild 146-1970-051-17Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung am 13.2.1919 in Weimar Bild 183-R08282Versailles: die deutschen Friedensunterhändler Bild 183-R11112Die Sozialisierung marschiert! Plak 002-005-026

Extras:

 

Text

RTF

3. [Vossische Zeitung, auswärtige Journalisten]

Die Stellung der Vossischen Zeitung zu der gegenwärtigen Koalitionsregierung und ihrer Politik wird erörtert; sie wird als unvereinbar mit den Grundsätzen der demokratischen Volkspartei, als deren Blatt die Zeitung noch allgemein gilt, bezeichnet. Die Minister Gothein und Fischbeck weisen darauf hin, daß sie die Zeitung bereits in öffentlichen Reden angegriffen haben. Sie[315] werden prüfen, ob es möglich ist, durch Beschluß der Fraktion noch einen stärkeren Trennungsstrich zu ziehen.

Reichsminister Erzberger macht auf den Einfluß aufmerksam, den die Angehörigen der Unabhängigen Soz[ialdemokratischen] P[artei] auf die feindlichen Journalisten haben.

Gesellschaftlicher Treffpunkt sei die Gräfin Treuberg, die sich zum Mittelpunkt der Intrigen gegen die gegenwärtige Regierung mache und die auswärtigen Journalisten mit Material gegen sie versorge2. Ihr Treiben bilde Landesverrat und sei in der jetzigen kritischen Situation besonders gefährlich. Nach kurzer Aussprache wird beschlossen, die Gräfin Treuberg aus Berlin und Umgebung zu entfernen, oder, wenn sie sich dem nicht füge, sie in Schutzhaft zu nehmen.

Fußnoten

2

Die Pazifisten Hetta Gräfin Treuberg führte im Esplanade-Hotel in Berlin einen politischen Salon, in dem sich Mitglieder der USPD, Korrespondenten der Entente-Presse, aber auch Mitglieder des AA, wie z. B. Graf Bernstorff, trafen. Den Memoiren der Gräfin Treuberg zufolge hatten sich der Korrespondent des „Temps“, Paul Gentizon, Oberst Zopf, ein Mitglied der frz. Militärmission in Berlin, und der frz. Botschaftsattaché Ambroise Got öfters bei ihr mit Hugo Haase und anderen führenden USPD-Politikern getroffen; auch sollen Graf Bernstorff wie Brockdorff-Rantzau versucht haben, in ihrem Salon Kontakte mit Ententevertretern anzuknüpfen. Da sie engagierte Gegnerin Erzbergers war, glaubte sie ihre Ausweisung aus Berlin nicht in erster Linie ihren Kontakten mit USPD- und Entente-Vertretern, sondern vor allem ihren Beziehungen zu Bernstorff und Brockdorff-Rantzau zuschreiben zu können, die Erzberger habe verhindern wollen (Treuberg, Hetta Gräfin: Zwischen Politik und Diplomatie, Straßburg 1921, S. 287 ff. , 305 ff. ).

Extras (Fußzeile):