2.14 (feh1p): Nr. 14 Ministerialrat Kempner an Staatssekretär Albert. 6. Juli 1920

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Nr. 14
Ministerialrat Kempner an Staatssekretär Albert. 6. Juli 1920

R 43 I /403 , Bl. 238

[Betrifft: Entsendung von Bergarbeitervertretern nach Spa]

Ich bestätige den Eingang des dortigen Telefonats von heute vormittag, 11 Uhr 15 Min.1, und mein Telegramm von heute, lautend: Heute abend, 6. Juli, fahren nach Spa Regierungsrat Bodenstein, Abgeordneter Imbusch, Zentrum, Hué, Mehrheitssozialist, Pieper, Unabhängiger2. Bericht folgt mit Kurier. Kempner.

1

StS Albert befand sich zu dieser Zeit als Mitglied der dt. Delegation bereits in Spa. In einem Telefonat aus Spa hatte Albert mitgeteilt, daß für die Verhandlungen der Kohlenfrage Vertreter der freien und der christlichen Gewerkschaften anwesend sein sollten. Weiter hatte Albert gefragt, ob nicht auch ein Mitglied der USPD hinzugezogen werden müsse. Albert hatte die Rkei angewiesen, diese Fragen mit den sozialdemokratischen Abg. Bauer und Hué sowie, was die christlichen Gewerkschaften anging, mit RArbM Brauns zu besprechen. Die Abreise der Bergarbeitervertreter sollte dann sofort veranlaßt werden (R 43 I /403 , Bl. 234).

2

RegR Bodenstein, Referent der Abt. Arbeitsverhältnisse im RArbMin., Heinrich Imbusch (MdR, Zentrum), Otto Hué (MdR, SPD), Heinrich Pieper (MdR, USPD).

Mit den Ministern Brauns und Bauer und dem Abgeordneten Hué wurde die Angelegenheit erörtert. Alle drei Herren vertraten die Auffassung, daß es zweckmäßig sei, einen der U.S.P.D. angehörenden Bergarbeiter nach Spa zu entsenden, falls eine geeignete Persönlichkeit sich fände.

Hué nannte als solche schließlich den Abgeordneten Pieper. Pieper ist richtiger Bergarbeiter, der noch jetzt in die Gruben tatsächlich einfährt. Hué hält ihn für beschränkt, ebenso wie den einzigen etwa sonst noch in Frage kommenden Unabhängigen. Er glaubt, wenn Pieper von seinen Genossen getrennt sei, werde er keine Schwierigkeiten machen, er würde dann im wesentlichen tun, was er, Hué, wolle. Wir haben absichtlich nicht mit den unabhängigen Fraktionsführern über die Personenwahl verhandelt, sondern Brecht hat mit Hué zusammen direkt Pieper gefragt, der sich zur Reise bereiterklärte. Er hat die Frage dann nachträglich in seiner Fraktion zur Sprache gebracht, wo sich, wie er mir mitteilte, Widerstand geltend machte. Die Mehrheit der Fraktion[36] scheint jedoch schließlich mit der Reise einverstanden gewesen zu sein. Pieper erwähnte, daß ein Teil bis zum Schluß dagegen war. Zwischendurch kam er einmal heraus und fragte uns, warum nicht die von der U.S.P.D. im allgemeinen vorgeschlagenen Mitglieder genommen würden. Wir erwiderten, daß es sich diesmal nicht um die allgemeine Wiederaufbaufrage, sondern um die spezifische Kohlenbergwerksfrage handele und Pieper der einzige anwesende unabhängige Bergarbeiter sei.

Kempner

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