2.22.7 (sch1p): 7. Deutsche Kolonien.

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7. Deutsche Kolonien.

Graf Rantzau verliest Ausführungen hierzu33.

33

Laut Anhang zum PA-Protokoll entsprachen die Ausführungen des RAM im wesentlichen dem Teil VIII „Kolonien“ der Richtlinien für die dt. Friedensunterhändler, s. Dok. Nr. 49.

Dr. Bell: Meist einverstanden. Hauptgewicht darauf legen, daß Völkerbundentwurf nicht nur Punkt 534 widerspricht, sondern auch Kundgebungen Wilsons, daß uns ebenso wie andern Recht auf Kolonien gesichert sein solle. Gesichtspunkt des Mandatars von uns nicht zu erwähnen, sondern äußerstes Zugeständnis im Notfall. Können Neuaufteilung Afrikas zustimmen, wie schon[83] früher; Oberaufsicht gegebenenfalls für ganz Afrika, so weit Schwarze wohnen, fordern. – Verlust der Kolonien verhängnisvoll, weil dann reine Kontinentalmacht. Auch unsere Zahlungspflicht hängt davon ab, ob wir am Welthandel teilnehmen. In Wertfrage Südsee nicht unterschätzen. Neuguinea vielleicht unsere wertvollste Kolonie; darauf hinzielen, daß wir die behalten. Grund draußen unbekannt. Hoffnung auf Südwest- und Ostafrika gering. Kamerun und Togo in erster Linie; immerhin eine Grundlage für die Zukunftsarbeit. – Bewegung für Südafrikanischen Freistaat im Gange. Für Südwest in erster Linie freie Abstimmung für selbständigen Freistaat fordern, evtl. selbständiges Glied in Südafrikanischer Union35.

34

Gemeint ist der all. Völkerbundsentwurf vom 14.2.1919, dessen Art. 19 bestimmte, daß die dt. Kolonien der Vormundschaft eines Mandatars des Völkerbundes übertragen werden sollte (DAZ, Nr. 80, 14.2.1919), während P. 5 der 14 Punkte Wilsons vom 8.1.1918 allen Mächten in bezug auf die Kolonien gleiche Rechte zusprach (Waffenstillstand, I, S. 3 f.).

35

Laut PA-Protokoll, S. 29 fuhr Bell fort: „Erreichten wir alles dieses nicht, dann müßten wir uns darauf beschränken, unsere wirtschaftlichen und kulturellen Interessen in Afrika zu wahren.“

Graf Rantzau: Wilson scheint allmählich mehr Kompromißnatur geworden zu sein, sein Eingehen auf Kompromisse zu unsern Ungunsten zu befürchten.

Dr. Bell: Sehr sorgfältige Aufstellung des Werts der einzelnen Kolonien liegt vor36. Gesamtwert über 30 Milliarden. Schätzung muß natürlich streng geheim bleiben.

36

In den Akten der Rkei nicht zu ermitteln.

Gothein: Südseeinseln mit Phosphatlagern und Koprakulturen außerordentlich wichtig; ökonomisch, weil ohne Bahnbau auszunutzen. Auch Samoa wichtig. Schätzung des Gesamtwerts scheint mir optimistisch.

ReichspräsidentEbert: Stelle Zustimmung zu Bells Vorschlag fest, daß zunächst Bereitwilligkeit zur Mandatarlösung zurückgestellt und nur im äußersten Notfalle in Aussicht genommen wird.

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