2.218.3 (bau1p): 3. Lage im Ruhrgebiet.

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3. Lage im Ruhrgebiet11.

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OB Cuno aus Hagen, auf dessen Urteil sich die RReg. in diesen Tagen maßgeblich stützte, hatte die Rkei durch ein Telegr. über die Lage vom 25. 3., 18 Uhr, informiert: „Arbeitertruppen bei Wesel setzen Kampf fort, weil Ultras in Mülheim, Oberhausen, Hamborn Vereinbarungen nicht anerkennen. Unabhängige Führer Ernst und Stemmer werden bedroht. Abgesehen von Kampffront gegen Wesel steht nur Posten Schernbeck westlich Dorsten nördlich der Lippe, verweigert Zurückgehen. Von Dorsten bis Hamm sind alle Arbeitertruppen südlich Lippe zurückgenommen. Infolge Vormarsches der Reichswehr auf Lünen Beunruhigung. In Dortmund Generalstreik ausgerufen, um [?]. 2. Trotzdem wollen unabhängige Führer Vereinbarung durchführen, können es aber nur, wenn bei Operationen zum [Ent]satz Wesel tunlichst Überschreitung der Lippe vermieden wird. Politisch wichtig, die zu positiver Arbeit bereiten Unabhängigen Bochum, Hagen, Remscheid von Kommunisten in Mühleim, Oberhausen, Hamborn zu trennen“ (R 43 I /2715 , Bl. 56).

Der Reichskanzler berichtete über die Lage im Ruhrgebiet und über Versuche der Roten Armee mit Holland wegen der Lieferung von Lebensmitteln zu verhandeln. Es wurde mitgeteilt, daß die Holländische Regierung über die ganze Lage informiert sei und nur mit Vertretern der Regierung über Lieferung von Lebensmitteln verhandeln würde12. Man war der Auffassung, daß es zweckmäßig sei, einen Regierungskommissar nach Holland für die Verhandlungen zu entsenden, damit nach Beilegung des Aufstands im Ruhrgebiet die notwendigen Lebensmittel für dieses Gebiet und für Deutschland möglichst[766] bald aus Holland geliefert werden könnten13. Der Reichswirtschaftsminister wird einen Vertreter nach Holland entsenden. Die Lieferung der Lebensmittel in das Ruhrgebiet soll natürlich erst erfolgen, wenn die Rote Armee die Waffen gestreckt hat.

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Auf eine Anfrage des kommunistischen Abg. Wijnkoop in der niederländischen Zweiten Kammer wurde von Regierungsseite erklärt, daß beim Handelsamt ein von einem „Aktionsausschuß“ unterzeichnetes Telegr. eingegangen sei, in dem vom Austausch von Lebensmitteln gegen Kohle die Rede gewesen sei. Der Absender sei der Reg. nicht bekannt; man wäre aber jederzeit bereit, mit rechtmäßigen dt. Behörden zu unterhandeln (DAZ Nr. 140 vom 26.3.20). Der sozialdemokr. Abg. Hué führte am 24. 3. bereits Verhandlungen im Haag wegen sofortiger Lebensmittellieferungen ins Ruhrgebiet und beurteilte die Aussichten nicht ungünstig. Er kündigte dem RK für den 26. 3. die persönliche Berichterstattung des gleichfalls in die Verhandlungen eingeschalteten Essener Bürgermeisters Helm an und bat dessen Vorschlägen Rechnung zu tragen (Hué an RK Bauer durch Gesandtschaft Den Haag, 24.3.20; R 43 I /1267 , Bl. 195).

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Damit scheint den Vorschlägen Helms Rechnung getragen zu werden (vgl. dazu dessen Bericht an den Essener OB vom 24.3.20 aus Den Haag über den Gang der Verhandlungen und die von den Unterhändlern befürworteten Maßnahmen; Durchschrift in: R 43 I /2728 , Bl. 66–72). – Am 31. 3. wird im Haag ein dt.-niederländisches Abkommen über einen Lebensmittelkredit in Höhe von 25 Mio Gulden unterzeichnet, durch den Lebensmitelkäufe für das Ruhrgebiet finanziert werden sollen (Schultheß 1920, II, S. 156).

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