2.155 (ma31p): Nr. 155 Major v. Bredow an Regierungsrat Planck. [14.] Dezember 1926

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 4). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Marx III und IVDas Kabinett Marx IV Bild 146-2004-0143Chamberlain, Vandervelde, Briand und Stresemann Bild 102-08491Stresemann an den Völkerbund Bild 102-03141Groener und Geßler Bild 102-05351

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 155
Major v. Bredow1 an Regierungsrat Planck. [14.] Dezember 19262

1

Absenderangabe: „Major von Bredow. Reichswehrministerium. Wehrmachtabteilung.“

2

Das Tagesdatum fehlt. Der Eingangsstempel der Rkei lautet auf den 14.12.26. – Am Kopf des Schreibens ist von Planck vermerkt: „Herrn Staatssekretär gehorsamst zur gen. Kenntnis“. StS Pünder hat das Schreiben am 16. 12. abgezeichnet.

R 43 I /679 , Bl. 89

[Stellungnahme des linken SPD-Flügels zur Frage der Großen Koalition.]

Lieber Planck!

Schleicher hat mich beauftragt, Ihnen Mitteilung aus einem mir zugegangenen, streng vertraulich zu behandelnden Bericht zu machen, aus dem die Anschauung des linken SPD-Flügels über die große Koalition hervorgeht. Die Ausführungen stammen aus einem internen Rundschreiben sächsischer SPD-Kreise3.

3

„sächsischer“ unterstrichen, vermutlich von Planck. Am Rand die Bemerkung Plancks: „Will nicht sehr viel sagen!“

Es wird davon ausgegangen, daß breite Massen der Sozialdemokratie schon früher durch den Beitritt zu einer großen Koalition überrascht [worden] seien. In der Regierung habe die Partei dann nie die Machtstellung innegehabt, die der Bedeutung der Sozialdemokratie entsprochen haben würde. Der Erfolg sei stets der gewesen, daß die Partei erheblich an Mitgliedern verloren habe. Auch jetzt (der Bericht stammt aus der Zeit vor der Scholz’schen Rede4) sei die Lage wieder so, daß mit der Möglichkeit einer gleichen Überraschung durch die Führer gerechnet werden könne. Von der stillen Koalition zur großen Koalition sei nur ein kurzer Weg. Und wem wäre damit gedient, wenn unter 13 Reichsministern Müller Reichskanzler und Landsberg Reichsjustizminister würde? Die Sozialdemokratie habe eine solche Unmenge Aufgaben vor sich, zu deren Erfüllung sie tatsächlich nichts nötiger brauche als volle taktische Freiheit, und zwar taktische Freiheit in erster Linie gegenüber der Regierung und den Regierungsparteien. Es gäbe eine ungeheuere Menge von Kampfstoff, von dem die dringendsten Punkte zu einer Art Programm von der Sozialdemokratie für den politischen Tageskampf zusammengefaßt werden müßten. Dies Programm durchzusetzen müsse im Reichstag mit allen parlamentarischen Mitteln versucht werden. Evtl. durch Erzwingung einer Reichstagsauflösung.

4

Rede Scholz’ vom 5. 12. in Insterburg; siehe Dok. Nr. 141, Anm. 15.

Die Anschauung, die aus dem Bericht hervorgeht, ist uns ja nicht neu. Sie dürfte aber für Ihren Arbeitsbereich von Interesse sein.

Mit besten Grüßen

stets getreu

Ihr

von Bredow

Extras (Fußzeile):