2.87.1 (sch1p): 1. [Note der deutschen Friedensdelegation]

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Das Kabinett ScheidemannReichsministerpraesident  Philipp Scheidemann Bild 146-1970-051-17Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung am 13.2.1919 in Weimar Bild 183-R08282Versailles: die deutschen Friedensunterhändler Bild 183-R11112Die Sozialisierung marschiert! Plak 002-005-026

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1. [Note der deutschen Friedensdelegation]

Das anliegende Telegramm des WTB, von dem das Kabinett vorher keine Kenntnis erhalten hat, wird verlesen1. Das Kabinett stellt einstimmig fest, daß die darin wiedergegebene Note in Widerspruch mit den der Delegation übermittelten Beschlüssen des Kabinetts steht, wonach sofort eine zusammenhängende Denkschrift über die Gegenvorschläge überreicht werden sollte, während von der Übersendung weiterer Noten abgesehen werden sollte. In lebhafter Aussprache wird das Vorgehen der Delegation von verschiedenen Seiten als Durchkreuzung der Pläne des Kabinetts bezeichnet und namentlich der Umstand mißbilligt, daß dem Kabinett von dieser Abweichung nicht vorher Kenntnis gegeben sei, so daß man erst aus der Zeitung von der bestehenden Differenz erfahren habe. Reichsminister Erzberger erklärte, daß er bei Bestätigung der Meldung, falls die Ankündigung nicht durch eine zweite Note rückgängig gemacht werde, nicht in der Lage sei, im Kabinett weiter mitzuarbeiten.

Die Delegation soll zunächst telegrafisch um Aufklärung ersucht werden2.

Fußnoten

1

Nach der dem Protokoll anliegenden WTB-Meldung aus Versailles vom 20.5.1919 hatte der RAM an diesem Tag an Clémenceau eine Note gerichtet, in der er für die nächsten Tage weitere sechs dt. Noten ankündigte und im Hinblick auf die sehr verwickelten Fragen um eine Verlängerung der für die Überreichung der dt. Gegenvorstellungen gesetzten Frist von 15 Tagen nachsuchte (R 43 I /1349 , S. 259; Materialien betr. die Friedensverhandlungen, Teil I: Der Notenkampf um den Frieden in Versailles, Teil I, hrsg. v. AA, Charlottenburg 1919, S. 40). Am 21.5.1919 antwortete Clémenceau mit einer Note, in der die Frist bis zum 29.5.1919 verlängert wurde (Materialien, a.a.O., S. 43).

2

Das erwähnte Telegramm ist in den Akten der Rkei und des AA nicht zu ermitteln. MinDir. Naumann, Leiter der Nachrichtenabteilung des AA, schrieb am 22.5.1919 in einem Brief an den RAM: „Leider muß ich Ihnen mitteilen, daß gestern eine der stürmischsten Kabinettssitzungen war, die ich mir denken kann, und zwar infolge der Veröffentlichung des Wolff-Büros über die Art und Weise der Behandlung der Verhandlungen. Ich kann nicht umhin zu berichten, daß das ganze Kabinett einig war, hier läge ein ganz unerklärlicher Fall vor. Bernstorff versuchte vergeblich zu vermitteln, Langwerth, Toepffer und ich mußten den Mund halten, da wir ja gar keine Instruktionen und Erklärungen aus Versailles haben. Erzberger, David und Bell drohten mit ihrem Austritt, und auch Dernburg wurde sehr scharf. Scheidemann suchte eine mildere Note anzuschlagen, aber doch vergeblich. […]“ (PA, Nachl. Brockdorff-Rantzau , Az. 21).

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