2.108.8 (sch1p): 8. [Zeitungsangriffe gegen die Reichsregierung]

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Das Kabinett ScheidemannReichsministerpraesident  Philipp Scheidemann Bild 146-1970-051-17Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung am 13.2.1919 in Weimar Bild 183-R08282Versailles: die deutschen Friedensunterhändler Bild 183-R11112Die Sozialisierung marschiert! Plak 002-005-026

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8. [Zeitungsangriffe gegen die Reichsregierung]

Der Ministerpräsident verweist auf den maßlosen Schmähartikel der Deutschen Zeitung, heutige Morgenausgabe, gegen die Reichsregierung und die Delegation8.[425] Er schlägt das Verbot des Blattes vor. Der Reichswehrminister teilt mit, daß er das Verbot schon veranlaßt habe. Das Kabinett erklärt sich einverstanden. Im Zusammenhang hiermit beschließt das Kabinett: Die Dokumente über die Vorgeschichte des Krieges sollen druckfertig gemacht werden, damit sie sofort nach Fortfall der außenpolitischen Hinderungsgründe erscheinen können. Die Dokumente über das Friedensangebot vom Oktober 1918 und die Entstehung des Waffenstillstandes sollen möglichst umgehend gedruckt und veröffentlicht werden9.

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In einem Leitartikel der Deutschen Zeitung, Nr. 263, vom 6.6.1919 wurde die RReg. wegen ihrer angeblich zu großen Nachgiebigkeit in Versailles schärfstens angegriffen. Charakteristisch für den Ton politischer Auseinandersetzungen der Zeit war der Beginn des Leitartikels, der unter der Überschrift „Der Worte sind genug gewechselt“ folgendermaßen lautete: „Wie ein geprügelter Hund, der angstvoll zu seinem Herrn aufblickt, ob noch weitere Hiebe folgen sollen, so blickt die dt. RReg. und die ihr nahestehenden Kreise demütig nach Paris, in der bangen Hoffnung, daß es nun genug sei des grausamen Spiels und daß unsere Feinde vielleicht die Gnade haben, von weiteren Züchtigungen abzusehen, um der RReg. die so heiß ersehnte Unterschreibung des sogenannten Friedensvertrages zu ermöglichen. Wer das Spiel in der Öffentlichkeit in der letzten Zeit verfolgt hat, der wird sich des Ekels nicht erwehren können über die geradezu erstaunliche Menge von Würdelosigkeit, die unsere Regierung in der Behandlung der Friedensfrage zur Schau trägt. […]“ Im weiteren wurde unverblümt zum Aufstand im Osten gegen die Friedenspolitik der RReg. unter Führung der Deutschnationalen Volkspartei aufgerufen. Wegen dieses und einiger anderer Artikel in der Deutschen Zeitung, in denen Mitglieder der RReg. wegen ihrer Haltung in der Unterzeichnungsfrage in ungewöhnlich scharfer Form angegriffen worden waren, erstattete die Regierung Bauer nach einem Kabinettsbeschluß vom 27.10.1919 (R 43 I /1351 , S. 366 f.) Strafantrag wegen Beleidigung gegen den Chefredakteur der Deutschen Zeitung, Dr. Ernst Bülck (R 43 I /1226 , Bl. 20).

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Schon am 16.6.1919 übersandte UStS Albert einen Fahnenabzug der „Dokumente über die Entstehung des Friedensangebots und des Waffenstillstandes“ an Prinz Max v. Baden, Payer, Gröber, Haußmann und Hintze; in einem beiliegenden Schreiben erklärte Albert, die RReg. habe noch nicht über den Erscheinungstermin entschieden, doch werde die Publikation spätestens „nach dem Abschluß des Friedens unverzüglich erfolgen.“ (PA, Wk 23 geh., Bd. 32). Durch den Kabinettswechsel wurde die Herausgabe jedoch verzögert; das Weißbuch „Oberste Heeresleitung und Waffenstillstandsangebot“ erschien am 29.7.1919, ausgeliefert von der Reichsdruckerei Berlin.

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