Text
[464] Nr. 151
Staatssekretär Hamm an den Reichswirtschaftsminister. 4. Mai 1923
R 43 I/2435, Bl. 206 Durchschrift
[Betrifft: Notwendigkeit einer erneuten Markstützung]
Sofort!
Euer Exzellenz beehre ich mich ergebenst mitzuteilen, daß der Herr Reichskanzler mich soeben abends telefonisch beauftragt hat, bei Euer Exzellenz dahin zu wirken, daß mit Industrie und Banken aufs kräftigste Fühlung dahin genommen werde, daß sie nunmehr alles aufbieten, sei es auch unter Zurückdrängung sehr berechtigter wirtschaftlicher Gesichtspunkte, um gegenüber dem Sturz der letzten Tage die Mark wieder wesentlich zu bessern. Der Herr Reichskanzler hält ein bloßes Verharren der Mark auf dem jetzigen Stande bei der gegenwärtigen Lage nicht für genügend, sondern er glaubt, daß eben jetzt unter schwersten Opfern alles geschehen müsse, um eine sichtbare Besserung zu erwirken1.
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Trotz der wiederholten Versicherung der RReg., die Markstützungsaktion mit allem Nachdruck fortzusetzen (vgl. Anm. 12 zu Dok. Nr. 128), war die Mark insbesondere nach Bekanntwerden des deutschen Reparationsangebots vom 2. 5. weiter gefallen. Kurs am 30. 4.: 29 800, am 2. 5.: 31 700, am 3. 5.: 39 250, am 4. 5.: 37 600, am 5. 5.: 34 275, am 7. 5.: 37 650.
Diesem mir gewordenen Auftrage des Herrn Reichskanzlers gemäß gestatte ich mir auf die Anregung zurückzukommen, mit den wichtigsten Führern der Industrie und Banken in persönliches Benehmen zu treten und ihnen die jetzt allem anderen, auch der Selbsterhaltung vorangehende staatliche Pflicht eindringlichst nahezubringen2.
gez. Hamm