2.43.3 (sch1p): 3. [Militärwerkstätten in Danzig]

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3. [Militärwerkstätten in Danzig]

Reichsminister Gothein gab Mitteilungen über den Streik der Militärwerkstätten in Danzig3. Da die Anstalten mit Verlust arbeiteten und lediglich zur Beschäftigung der Arbeiter weiter in Betrieb gehalten würden, empfehle er nunmehr die Schließung.

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Nach einem Streikaufruf der Danziger USPD war es am 10.4.1919 zu Arbeitsniederlegungen auf der Reichswerft, der Schichauwerft, der Artilleriewerkstätte und der Gewehrfabrik gekommen; die Arbeiter in der Privatindustrie hatten sich dem Streik nicht angeschlossen (Vorwärts, Nr. 185, 10.4.1919).

Reichsminister Koeth trat dem insoweit bei, daß die Betriebe auf den Friedenszustand überführt werden könnten4. Die beiden Minister werden mit Reichsminister Bauer und dem abwesenden Reichsminister Wissell die Frage näher prüfen5.

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Die Frage der Zukunft der reichseigenen Militärwerkstätten war für das Reich von erheblicher finanzieller Bedeutung. Während zweier Sitzungen des Haushaltsausschusses der NatVers am 29. und 30.4.1919 wurde laut Bericht des Ausschusses vom 30.4.1919 (NatVers-Drucks. Bd. 337, Nr. 657 ) von „verschiedenen Regierungsvertretern“ die Lage folgendermaßen geschildert: „In den Heereswerkstätten werden z. Zt. noch ca. 62 000 Arbeiter gehalten, hiervon in Spandau 42 000. Unter den 62 000 Arbeitern befinden sich ca. 8000 Kriegsbeschädigte und 15 000 Arbeiterinnen, davon allein in Spandau 13 000 und von diesen allein in der Munitionsfabrik Spandau 6000. Um die Heereswerkstätten wirtschaftlich zu betreiben müßten bei dem jetzigen Arbeiterstand im Jahre für mindestens 700 000 000 Mark Aufträge erledigt werden.“ Daran sei jedoch nicht im entferntesten zu denken; die gegenwärtigen Aufträge, die höchstens 120 000 000 Mark betrügen, würden bei achtstündiger Arbeitszeit ungefähr 20 000 Arbeiter für 6 Monate Beschäftigung bieten; also seien bereits unter den gegenwärtigen Umständen 42 000 Arbeiter überflüssig. Dabei sei ein weiterer Rückgang der Aufträge vorauszusehen. Falls nicht erhebliche Entlassungen stattfänden, sei mit einem monatlichen Fehlbetrag von ca. 20 000 000 Mark allein an ungedeckten Löhnen zu rechnen. Hinzu kam, daß die Militärwerkstätten mehrfach teurer produzierten als die Privatindustrie, daß aber die Erzeugnisse, um konkurrenzfähig zu bleiben, zum Handelspreis verkauft werden müßten. Auf diese Weise ergebe sich für die letzten Monate ein monatliches Gesamtdefizit von ca. 70 000 000 Mark.

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Siehe Dok. Nr. 46, P. 2.

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