Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung Band 15. 1962
herausgegeben für das Bundesarchiv von Hartmut Weber
bearbeitet von Uta Rössel und Christoph Seemann
unter Mitwirkung von Ralf Behrendt, Ulrich Enders und Josef Henke
R. Oldenbourg Verlag München 2005
ISBN 978-3-486-57739-6
Die Kabinettsberatungen des Jahres 1962 waren geprägt von wachsenden Spannungen innerhalb der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP, die im Herbst in der "Spiegel"-Affäre und der nachfolgenden Kabinettsumbildung ihren Höhepunkt erreichten. Der Ausgleich des Bundeshaushalts wurde durch Ansprüche unterschiedlicher Akteure wie der NATO-Bündnispartner oder der Beamten und Arbeitnehmer des Bundes erschwert. Vor diesem Hintergrund war die Neuregelung von Lohnfortzahlung, Kindergeld und Krankenversicherung umstritten. Der Erhaltung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts dienten Maßhalteappelle an die Tarifpartner und Versuche, auf die Preispolitik Einfluss zu nehmen. Beschleunigt durch die Kuba-Krise und die anhaltende Bedrohung Berlins verabschiedete die Bundesregierung die Entwürfe einer Notstandsgesetzgebung.