Kabinettsausschuß für Wirtschaft Band 1. 1951-1953
herausgegeben für das Bundesarchiv von Friedrich P. Kahlenberg
bearbeitet von Ulrich Enders
R. Oldenbourg Verlag München 1999
ISBN 978-3-486-56393-1
Anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten, das Bemühen um eine einheitliche Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und nicht zuletzt die Skepsis gegenüber den fachlichen und organisatorischen Fähigkeiten des Bundeswirtschaftsministers hatten Bundeskanzler Adenauer dazu bewogen, im Frühjahr 1951 einen Kabinettausschuss für Wirtschaft ins Leben zu rufen. Dieser hatte die Aufgabe, im Rahmen seiner Zuständigkeiten Entscheidungen des Kabinetts vorzubereiten oder auf Beschluss der Bundesregierung die im Kabinett nicht abschließend behandelten Angelegenheiten weiter zu beraten. In manchen Fällen übertrug ihm das Kabinett auch die abschließende Entscheidungskompetenz. Der Ausschuss war damit eng eingebunden in den Prozess der Entscheidungsfindung des Verfassungsorgans Bundesregierung. Mit der Edition der Sitzungsniederschriften des Kabinettsausschusses für Wirtschaft wurde dem im Laufe der letzten Jahre immer nachdrücklicher vorgetragenen Wunsch entsprochen, diese für die Darstellung vor allem der Wirtschaftspolitik der Bundesregierungen in den ersten beiden Legislaturperioden überaus bedeutsamen, bislang jedoch als geheime Verschlusssachen eingestuften Quellen der wissenschaftlichen Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Edition ergänzt die bereits publizierten Bände der Kabinettsprotokolle der Bundesregierung aus den Jahren 1949 bis 1957.
Die Protokolle des ersten Bandes veranschaulichen die Bemühungen der Bundesregierung um die Bekämpfung der Krisenerscheinungen des Jahres 1951, deren Überwindung auch der von Bundeswirtschaftsminister Erhard verfolgten Politik der sozialen Marktwirtschaft endgültig zum Durchbruch verhalf. Aus den Protokollen wird auch die wirtschaftspolitische Zielsetzung der Bundesregierung deutlich, durch Konsumverzicht, Lohnzurückhaltung und Produktionsanreize günstige Voraussetzungen für die Exportwirtschaft und für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik zu schaffen. Mit dieser langfristig angelegten Strategie legte sie den Grundstein für den einmaligen wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland.