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Vortisch, Friedrich (1899-1991)

Teilnachlass 3
Stadtarchiv Lörrach

Biographische Angaben

Biographische Notiz
Seit 1925 Rechtsanwalt in Lörrach, bis 1933 Mitglied der Deutschen Staatspartei, nach 1945 Mitbegründer der FDP in Südbaden, 1946 Stadtrat in Lörrach, 1946-1947 Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes Südbaden, 1947-1952 Mitglied des Badischen Landtags, 1951/52 Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung Baden-Württemberg, dann Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg bis 1960
Beruf
Kommunalpolitiker und -beamte; Rechtsanwälte und Notare

Bestandsinformationen

Signatur
Nl.2.05
Inhaltsangabe
Alle Angaben stützen sich auf eine relativ oberflächliche Durchsicht der Akten, so daß Details übersehen worden sein könnten und sich vielleicht die eine oder andere Ungenauigkeit eingeschlichen hat. Ziel dieser Übersicht ist außerdem weniger eine minutiöse und systematische Beschreibung der einzelnen Akten, sondern in erster Linie die Herausstellung der Bedeutung des Nachlasses für die Forschung - und zwar insbesondere für die Liberalismus-Forschung. In den meisten der 33 (34) Akten, welche von 1893 bis 1935 reichen, geht es um Parteipolitik. Die Mehrzahl ist relativ umfangreich, einige bestehen jedoch nur aus ca. 20 Blatt, so zum Beispiel die Nummern 16-18; allgemein ist die Zeit der Weimarer Republik eher fragmentarisch überliefert, während die Unterlagen aus dem Kaiserreich oft einen "vollständigen" Eindruck machen. Trotzdem lassen sich auch für die Geschichte der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bzw. (ab 1930) Deutschen Staatspartei (DStP) viele Rückschlüsse ziehen. Darüber hinaus findet sich natürlich manches zur Geschichte der Gemeinde Lörrach und Umgebung. Besonders umfangreich ist die parteipolitische Korrespondenz aus dem späteren Kaiserreich. Friedrich Vortisch war offenbar recht eng befreundet mit Friedrich Weill, dem langjährigen Vorsitzenden der Freisinnigen Partei bzw. der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) in Baden. Die Korrespondenz zwischen Vortisch und Weill ist überaus umfangreich und in vielerlei Hinsicht aufschlußreich; sie findet sich praktisch in allen parteipolitischen Akten aus der Kaiserzeit. Darüber hinaus war der Austausch zwischen Vortisch und dem badischen Parteisekretariat in Karlsruhe (u.a. Karl Dees) intensiv. Diese beiden Korrespondenzpartner werden in der Aufstellung unten grundsätzlich nicht extra erwähnt. Die parteipolitischen Akten vor 1918 berühren meist sowohl lokale politische Fragen (Lörrach bzw. Kreis Lörrach), als auch die badische Politik - vereinzelt geht es auch um reichspolitische Fragen. Letztlich sind die verschiedenen Ebenen der Politik schon deshalb nicht aktenmäßig voneinander getrennt, weil sie eng miteinander zusammenhingen; so etwa, wenn es um die Frage des liberalen Blocks in Lörrach und Baden ging. Unter den zahlreichen Zeitungsausschnitten befinden sich immer wieder Dubletten. Die Ordnung in den einzelnen Akten ist unterschiedlich gut. Im Allgemeinen sind die Schriftstücke chronologisch geordnet, gleichzeitig überschneiden sich die einzelnen Akten aber chronologisch und thematisch. Die Titel der Akten sind teilweise etwas mißverständlich. Letztlich ist das aber für Nachlässe normal. Allgemein ist dieser Bestand schon deshalb als sehr wertvoll einzuschätzen, weil Unterlagen der liberalen Parteien in Deutschland sehr selten sind. Das gilt sowohl für das Kaiserreich, als auch für die Weimarer Republik. Gerade auf regionaler und lokaler Ebene sind die Parteiarchive in der Regel verlorengegangen, nicht zuletzt aufgrund der Zäsur von 1933. Für die Nationalliberale Partei in Baden ist die Überlieferung allerdings sehr gut, zumindest für die Zeit von ca. 1905 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (GLAK: 69 NLP Baden, Schwerpunkt 1909-1914). Bei den badischen Linksliberalen ist die Lage anders. Meines Wissens existieren von prominenten Politkern des Freisinns bzw. der FVP in Baden keine Nachlässe, und ein Parteiarchiv ist ebenfalls nicht überliefert. Der Nachlass Vortisch schließt also durchaus eine ganz wesentliche Lücke. Er ermöglicht beispielsweise eine Analyse linksliberaler Politik am Vorabend des Ersten Weltkrieges auf regionaler Ebene, und hinsichtlich der Großblockpolitik in Baden ließe sich jetzt auch die linksliberale Seite untersuchen. Zur Geschichte der DDP auf der regionalen Ebene ist die Quellenlage ganz allgemein ebenfalls dürftig. Auch wenn sie für Baden vergleichsweise gut ist, eröffnen die Lörracher Akten die Möglichkeit, die Partei gleichsam "von unten" zu betrachten, während anhand der Nachlässe von Hermann Dietrich (BA Koblenz) und Wilhelm Stahl (Archiv des Liberalismus, Gummersbach) eher die Sicht der Parteiführung, "von oben", nachzuvollziehen ist. Außerdem lassen sich anhand des Nachlaß Vortisch auch Kontinuitäten und Brüche in der Geschichte der liberalen Parteien über die Epochengrenze des Ersten Weltkriegs hinweg untersuchen.
Laufzeit
1893-1935
Erschließungszustand
Findbuch
Bemerkung
Vorwort und Verzeichnis von Johann Löwen in Augias-Archiv am 04.09.2018 eingefügt; inhaltliche Bearbeitung von Desiderius Meier durchgeführt und am 03.04.2013 abgeschlossen.
© Bundesarchiv 2004/2005 Zum Seitenanfang Seitenanfang