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Zippert, Christian, Prof. Dr. (1936-2007)

Nachlass
Landeskirchliches Archiv Kassel

Biographische Angaben

Biographische Notiz
Christian Zippert wurde am 30. Oktober 1936 in Berlin-Lichterfelde geboren. Er war der zweite Sohn des Religionswissenschaftlers Dr. phil. Erwin Zippert und dessen Ehefrau Luise, geb. Hosemann. Ihr Vater, der damalige Konsistorialpräsident der Schlesischen Kirche, nahm die Familie im Zweiten Weltkrieg auf und weckte in Christian Zippert das Interesse an theologischen Fragen.
Die Ehe der Eltern wurde geschieden, bald nachdem sie in München ansässig geworden waren. Hier besuchte Christian Zippert mehrere Schulen bis zum Abitur 1954. Kirchlich geprägt wurde er in dieser Zeit durch die betont lutherische Liturgie der St. Lukas-Kirche, aber auch durch sein römisch-katholisches Umfeld.
Es folgten Studien in mehreren Fächern ohne festes Ziel in München, verbunden mit der Sorge um den Haushalt wegen der Krankheit des Vaters. Nach dessen Tod am 12. April 1956 nahm Christian Zippert das Theologiestudium in Marburg auf. 1958 wechselte er nach Göttingen, 1959 wieder nach Marburg. Daneben leiste er bereits liturgische Hilfsarbeiten für Karl Bernhard Ritter. Die Suche nach angemessenen Formen des Gottesdienstes, nach lebensnahen und zugleich würdigen Texten wurde zum zentralen Thema für Christian Zippert.
Nach der Zweiten Theologischen Prüfung 1965 wurde Christian Zippert als Vikar der Pfarrstelle Sterzhausen im Kirchenkreis Marburg-Land zugewiesen, zugleich aber mit dem Hilfsdienst in der benachbarten Kirchengemeinde Michelbach mit Wohnsitz im dortigen Pfarrhaus betraut. Nach der Ordination 1965 in Arolsen wurde ihm das bislang versehene Amt zum 1. November 1967 als erste Pfarrstelle übertragen. Er blieb Michelbach zeit seines Lebens verbunden.
Neben dem Gemeindepfarrdienst war er weiter an der Philipps-Universität Marburg als Mitarbeiter von Prof. Niebergall tätig und beteiligte sich in dieser Eigenschaft an den Beratungen der Liturgischen Kammer zur Agende I, die 1968 erschien.
An der Philipps-Universität Marburg erfolgte 1969 seine Promotion zum Doktor der Theologie. Die Dissertation hatte das Thema „Der Gottesdienst in der Theologie des jungen Bucer“.
Zum 1. Februar 1970 übernahm Christian Zippert die erste Pfarrstelle der Lutherischen Pfarrkirche zu Marburg. Hier war es ihm wichtig, alte konfessionelle Gräben zur traditionell reformierten Universitätskirche zu überwinden.
Er gehörte seit 1963 zur dort ansässigen Evangelischen Michaelsbruderschaft, die mit der besonderen liturgischen Form der Evangelischen Messe seiner Suche nach einer neuen Feierlichkeit der Gottesdienste entsprach. Seit 1968 leitete er als Ältester den oberhessischen Konvent der Bruderschaft.
Am 1. April 1973 übernahm Christian Zippert als Direktor die Leitung des Evangelischen Predigerseminars in Hofgeismar. In dieser Funktion prägte er sieben Jahre lang die zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche, brachte ihnen den Wert liturgischer Formen nah und öffnete ihnen durch Auslandsreisen den Blick für die Ökumene.
Zum 1. August 1980 berief ihn Bischof Dr. Jung zum Propst des Sprengels Waldeck und Marburg, verbunden mit dem Dienst als vierter Pfarrer an der Elisabethkirche zu Marburg. Die historische und theologische Dimension dieser Kirche und ihrer Kunstwerke setzte Christian Zippert für die Verkündigung ein, so auch in mehreren Beiträgen für das „Wort zum Sonntag“ der ARD.
Die räumliche Nähe und persönliche Verbundenheit zur Philipps-Universität führten dazu, dass er dort ab dem Wintersemester 1983/84 Lehraufträge am Fachbereich Evangelische Theologie wahrnahm. 1988 wurde er zum Honorarprofessor ernannt, wobei neben der Lehrtätigkeit auch die Vielzahl seiner wissenschaftlichen Publikationen und Projekte ausschlaggebend war. So beteiligte er sich von 1981 bis 1983 an der Revision der Lutherbibel, die 1984 erschien.
Nach dem plötzlichen Tod von Bischof Dr. Jung trat die Landessynode im Frühjahr 1992 in Hofgeismar zusammen, um einen Nachfolger zu wählen. Es kandidierten die befreundeten Theologen und Michaelsbrüder Dr. Hartmut Löwe, der spätere evangelische Militärbischof, und Prof. Dr. Christian Zippert, der am 27. März 1992 gewählt wurde. Er trat am 1. Mai 1992 sein Amt an, das ab dem 1. Juni 1992 die Tätigkeit als zweiter Pfarrer an St. Martin in der Freiheiter Gemeinde zu Kassel mit dem alten Titel „Archidiakonus libertatis“ umschloss.
Die Tätigkeit des neuen Bischofs war geprägt von den Reformen der Gottesdienstpraxis, die Christian Zippert in der 1979 übernommenen und bis 1996 erfüllten Funktion als Vorsitzender der Liturgischen Kammer mit vorbereitet hatte. 1994 wurde das Evangelische Gesangbuch (EG) mit einem Regionalteil für beide hessische Landeskirchen eingeführt. Die Ausgabe für Kurhessen-Waldeck enthält in den vorangestellten Gottesdienstordnungen das 1993 von der Landessynode beschlossene neue Ordinarium. Es bildet den ersten Teil der Agende I, die 1996 eingeführt wurde.
In der Amtszeit von Bischof Zippert nahm das Landeskirchliche Archiv Kassel 1994 seine Arbeit auf und erhielt 1997 mit dem Archivgesetz einen rechtlichen, mit dem neuen Haus in der Lessingstraße einen baulichen Rahmen.
1999 beantragte der Bischof seine Versetzung in den Ruhestand zum 1. September 2000. Der Rat der Landeskirche gab dem statt. Der Plan einer Rückkehr in die Wahlheimat Marburg verschob sich leicht zugunsten des Stadtteils Michelbach, in dessen Neubaugebiet ein Haus erworben werden konnte. An seiner ersten Wirkungsstätte im Pfarrdienst erteilte der emeritierte Bischof seit Februar 2003 wieder Religionsunterricht an der Grundschule.
Daneben lehrte er weiter an der Philipps-Universität Marburg und übernahm neue, weitreichende Aufgaben. Der Rat der Evangelischen Kirchen Deutschland (EKD) ernannte ihn zum Beauftragten für den Kontakt zu den Kommunitäten, Schwestern- und Bruderschaften. Im russischen Jaroslawl wirkte er als Seelsorger und half beim Wiederaufbau der evangelischen Kirche. Außerdem unterrichtet er an den Hoch-schulen im estnischen Tallinn und im rumänischen Sibiu (Herrmannstadt).
In Marburg war er als Vermittler gefragt. Als ein zentraler Platz der Stadt nach dem früheren Oberbürgermeister Dr. Drechsler benannt werden sollte und darüber in der Öffentlichkeit heftig gestritten wurde, erreichte Christian Zippert 2006 einen allseits akzeptierten Kompromiss.
Wenig später erkrankte er schwer. Am 15. August 2007 verstarb Christian Zippert im Kreis der Familie in seinem Haus in Michelbach. Auf dem dortigen Friedhof wurde er am 19. August 2007 bestattet. Zuvor fand ein Trauergottesdienst in der überfüllten Elisabethkirche zu Marburg statt, in dem Bischof Prof. Dr. Martin Hein predigte. Nachrufe sprachen unter andern der hessische Ministerpräsident Roland Koch, der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann und Ammon Orbach von der Jüdischen Gemeinde Marburg, mit der Christian Zippert freundschaftlich verbunden war.
Beruf
Theologe, Bischof

Bestandsinformationen

Signatur
H Zippert
Inhaltsangabe
Persönliches, Predigten, Lehraufträge etc.
Laufzeit
1957-2016
Umfang
3,3 lfdM.
Erschließungszustand
Findbuch-Datei
© Bundesarchiv 2004/2005 Zum Seitenanfang Seitenanfang