2.74 (vsc1p): Nr. 74 Die Geschäftsführenden Präsidialmitglieder des Reichsverbandes der Deutschen Industrie und des Deutschen Industrie- und Handelstages Kastl und Hamm an Staatssekretär Meissner. 28. Januar 1933

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[313] Nr. 74
Die Geschäftsführenden Präsidialmitglieder des Reichsverbandes der Deutschen Industrie und des Deutschen Industrie- und Handelstages Kastl und Hamm an Staatssekretär Meissner. 28. Januar 1933

BayerHStA, Manuskriptensammlung 629, Bl. 517 Kopie1

[Zum Sturz des Kabinetts v. Schleicher2.]

Verehrter Herr Staatssekretär Meissner!

Zu den bevorstehenden Entscheidungen bitten wir in persönlicher Eigenschaft, jedoch gestützt auf Beobachtungen und Erfahrungen in weiten Kreisen der Wirtschaft, das Folgende darlegen zu dürfen.

Die Erholung der Wirtschaft hängt von nichts mehr ab als vom Vertrauen auf die politische Ruhe und Stabilität. Die fortgesetzten Beunruhigungen durch politische Krisen vernichten alle Keime der wirtschaftlichen Besserung und machen Arbeitsaufträge für die Zukunft unmöglich. Die politischen Schwierigkeiten dieser Zeit mit der geringstmöglichen politischen Beunruhigung unseres Volkes zu überwinden, scheint uns daher das wichtigste Gebot einer auf Arbeitsbeschaffung gerichteten Politik, verbunden mit einer klaren Aufzeigung der wirtschaftspolitischen Grundlinien der Staatsführung.3

In bekannter Hochschätzung

ergebenst

Kastl

Hamm

Fußnoten

1

Original im Dt. Zentralarchiv Potsdam, Bestand Büro des Reichspräsidenten, Bd. 47.

2

Zum Gesamtzusammenhang vgl. Dok. Nr. 71, 72 und 77. – Nachdem der Präs. des RdI Krupp v. Bohlen-Halbach bereits am 12.1.1933 mit dem RK zu einer Aussprache über die gemeinsam angestrebte Stabilisierung der vom Kab. v. Schleicher eingeleiteten Wende in der Wirtschaftspolitik zusammengetroffen war (Schultheß 1933, S. 12 f.), intervenierte der RdI Ende Januar über StS Planck erneut, um eine Übertragung des Amtes des RWiM auf Hugenberg und eine grundlegende Umbildung der Reg. v. Schleicher zu verhindern (vgl. dazu den Bericht Kastls über ein Gespräch mit dem StSRkei; Kastl an Krupp, 26.1.1933; Abdruck bei Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP. S. 152).

3

Im Nachgang zu diesem Schreiben teilt Kastl mit: „[…], daß ich inzwischen Gelegenheit hatte, mit Herrn von Bohlen zu sprechen. Herr von Bohlen hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, daß er vollkommen auf meinem Standpunkt steht und daß er die fortgesetzten politischen Krisen und insbesondere die gegenwärtige Krise für höchst verhängnisvoll für die ruhige Entwicklung der Wirtschaft ansieht. Nach seiner Auffassung sollte alles vermieden werden, was das Wirtschaftsleben neu beunruhigt.“ (Kastl an Meissner, 28.1.1933; BayerHStA, Manuskriptensammlung 629, Bl. 516).

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