2.48 (vpa1p): Nr. 48 Aufzeichnung des Staatssekretärs Planck über ein Telefongespräch mit Reichsbankpräsident Luther am 1. Juli 1932, 22 Uhr

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Nr. 48
Aufzeichnung des Staatssekretärs Planck über ein Telefongespräch mit Reichsbankpräsident Luther am 1. Juli 1932, 22 Uhr1

1

Die Aufzeichnung ist nicht unterschrieben. Daß Planck der Verfasser war, geht eindeutig aus dem ersten Absatz der Aufzeichnung in Verbindung mit einer Parallelaufzeichnung des RbkPräs. vom 1. 7. über dieses Telefongespräch hervor. In Luthers Aufzeichnung heißt es u. a.: „Zunächst teilte mir Herr Planck mit, der Reichskanzler habe aus den Besprechungen, die heute geführt worden seien, den Eindruck gewonnen, daß seine Auffassung doch so etwa mit der Gesamtstimmung des Kabinetts übereinstimme, und wolle den morgigen Tag abwarten, um dann zu entscheiden, ob er Schritte zu einer erneuten Aussprache zwischen ihm und den in Berlin verbliebenen Mitgliedern der Reichsregierung und mir ergreife. Ich sagte darauf Planck folgendes: Ich hätte seit einiger Zeit versucht, Herrn Reichsminister von Gayl zu erreichen. Da es mir nicht gelungen sei, hätte ich das Bedürfnis, noch heute ihm folgendes mitzuteilen: Als Herr von Gayl in der Sitzung der Reichsregierung die Frage an mich gerichtet habe, wie ich die Rückwirkungen eines glatten „Nein“ oder eines „Ja“ zu einem der beiden anderen Vorschläge auf die Wirtschafts- und Kreditlage Deutschlands beurteilte, da hätte ich zunächst in mehr technischer Beziehung darauf hingewiesen, daß man die Bedeutung eines „Nein“ oder „Ja“ nicht abstrakt in ihrer psychologischen Wirkung beurteilen könne, sondern nur im Hinblick auf den bestimmten Vorschlag, zu dem nein oder ja gesagt wird. Je nach der Art dieses Vorschlages könne sowohl das „Nein“ oder „Ja“ günstig oder ungünstig wirken. Die Folge dieser meiner Stellungnahme sei dann ja das lange [Telefon-]Gespräch mit dem Minister v. Krosigk gewesen, um aufzuklären, welcher Art die Vorschläge überhaupt seien. Ich hätte, da nun eine weitere Erörterung ja nicht stattgefunden hätte, das Bedürfnis auszusprechen, daß die von Herrn v. Gayl an mich gewissermaßen als Grundlage der Kabinettsberatung gerichtete Frage überhaupt nicht lediglich technisch-wirtschaftlich oder technisch-kreditmäßig beantwortet werden könne, vielmehr käme es auf die politische Gesamtsituation an. Wahrscheinlich würde das von den Anderen Deutschland vorgelegte Projekt derart sein, daß sich eine eindeutige Beurteilung im wirtschaftlichen und psychologisch-kreditmäßigen Sinne überhaupt nicht ermöglichen läßt, vielmehr würde es, wenn man für Deutschland das Bestmögliche aus der Situation machen wolle, auf Entscheidungen darauf ankommen, ob, sei es hinter dem Ja oder sei es hinter dem Nein, das deutsche Volk in wirklicher Geschlossenheit stehe. Mir schiene deshalb die Sachlage so, daß trotz der ungeheuren innerpolitischen Schwierigkeiten der Gegenwart der Reichskanzler prüfen müsse, ob es nicht richtig wäre, durch Erörterungen mit der Opposition rechts oder mit der Opposition links in dieser historisch wohl ausschlaggebenden Entscheidung eine möglichst breite Front des deutschen Volkes herzustellen.“ (NL Luther  344).

R 43 I /1457 , S. 25–27 Abschrift

[Reparationsfragen]

Herr Reichsbankpräsident Luther rief gestern am 1. Juli 10 Uhr abends bei mir an, um durch mich dem Herrn Reichsminister des Innern, den er telephonisch nicht erreichen konnte, baldmöglichst folgendes mitteilen zu lassen:

[179] „Da seine – des Reichsbankpräsidenten – im Ferngespräch mit dem Reichsfinanzminister2 getroffenen Feststellungen nicht mehr im Kabinett zur Auswertung gekommen seien, so wolle er Folgendes ergänzend bemerken: Wenn er auf die Frage der Reichsregierung, welche wirtschaftlichen und kreditmäßigen Rückwirkungen sich an die verschiedenen aus Lausanne zur Prüfung vorgelegten Möglichkeiten3 knüpfen würden, geantwortet habe, daß jedes Ja oder Nein sich nur auf einen konkreten Tatbestand beziehen könne, daß ihm aber wegen der dritten Möglichkeit das konkrete Bild noch fehle, und er deshalb auch die anderen Möglichkeiten nicht zutreffend würdigen könne, so sei diese Antwort nicht erschöpfend. Auch nach Gewinnung eines konkreten Bildes von der gesamten Fragestellung würde es immer noch so sein, daß die wirtschaftliche und kreditmäßige Wirkung jeder Entscheidung auch im Ausland, sei sie bejahend oder verneinend, von der Aufnahme der Entscheidung in Deutschland abhängen würde, die dann ihre Rückwirkungen auf das Ausland haben würde. Er gebe deshalb in Beantwortung der an ihn in der Reichskabinettssitzung4 gerichteten Frage zur Prüfung anheim, ob sich nicht eine Verhandlung mit der Opposition rechts und links empfehle. Der Reichsbankpräsident fügte hinzu, daß wenn er auf die besondere Frage des Reichsarbeitsministers die Gefahren einer Verschlimmerung der Lage in Deutschland mit aller Deutlichkeit geschildert habe, dies nicht die Entscheidung darüber bedeuten könne, welcher Weg in der Gesamtsituation der für Deutschland beste sei.“

2

Ferngespräch während der Ministerbesprechung am 1. 7., 18 Uhr (Dok. Nr. 47).

3

Vgl. Anm. 1 zu Dok. Nr. 47.

4

Richtig: Ministerbesprechung (Dok. Nr. 47).

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