Errichtet in den Jahren 1905 bis 1907 überspannt die Brücke die Glienicker Lake und damit die Zufahrt zum Teltow-Kanal. Im April 1945 wird sie stark beschädigt, doch wegen ihrer besonderen Lage zwischen der sowjetischen Kommandantur in Potsdam und dem Alliierten Kontrollrat sowie der gemeinsamen Luftüberwachungszentrale in Tempelhof ab 1947 wiederhergestellt. Im Dezember 1949 erfolgt die feierliche Wiedereröffnung unter dem Namen "Brücke der Einheit". Im Bestand Ministerium für Verkehrswesen der DDR lässt sich die Geschichte dieses Bauwerks nachvollziehen, da das Ministerium für die verkehrstechnische Seite die Verantwortung trug. Die Akten belegen, wie sich in einem Zeitraum von nicht ganz vier Jahren - zwischen 1982 und 1984 - die politischen Auffassungen zu diesem Bauwerk verändern.

Für Bauwerke dieser Art rechnet man mit einer Nutzungsdauer von etwa 70 Jahren. Seit 1977 ist also nicht mehr auszuschließen, dass Konstruktionsteile versagen, so dass die Schifffahrt auf der Glienicker Lake gefährdet werden könnte. Die DDR unterbreitet dem Senat von West-Berlin ab Dezember 1979 wiederholt Vorschläge zur Generalüberholung der gesamten Brücke durch Betriebe der DDR. Weil sie vorrangig von Angehörigen der Militärmissionen der drei Westmächte in Berlin-West, Diplomaten ihrer Botschaften in Berlin-Ost und den Militärverbindungsmissionen der drei Westmächte in Potsdam genutzt wird, soll der Westen die Kosten übernehmen. Der Senat lehnt ab, gibt aber zu erkennen, dass er die Finanzierung der Baumaßnahmen tragen werde, wenn die Glienicker Brücke als neue Grenzübergangsstelle für den Reise- und Besucherverkehr zugelassen wird.

Ab Herbst 1980 veranlasst der Senat die Generalüberholung des zum Westen der Stadt gehörenden Brückenteils, die bis 1983 andauert. Dazu gehören Konstruktionsausbesserungen, neue Fahrbahnen und Gehwege sowie ein neuer Brückenanstrich. Im Januar 1982 schreibt der Leiter der Abt. Westberlin im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR dem Leiter der Hauptabteilung Internationale Angelegenheiten II des Ministeriums für Verkehrswesen, dass aus außenpolitischer Sicht für Instandsetzungsarbeiten an der auf DDR-Gebiet liegenden Brückenhälfte keine Veranlassung bestehe. Er empfiehlt sogar zu prüfen, ob die dafür vorgesehenen Aufwendungen unter gesamtvolkswirtschaftlichem Gesichtspunkt zeitgemäß seien.

Nach einer Besichtigung im April 1982 betont der Rat des Bezirkes Potsdam die nochmalige Notwendigkeit der Rekonstruktion. Bei Unterlassung der erforderlichen Arbeiten rechnet man nach 5 bis 10 Jahren mit einer Totalsperrung und nachfolgendem Abriss. Ab August 1982 erneuert die DDR ihre bereits wiederholt erhobenen Forderungen nach Kostenübernahme an den West-Berliner Senat . Andernfalls sollen verkehrseinschränkende Maßnahmen angeordnet werden. Eine Arbeitsgruppe des Politbüros der SED befasst sich am 5.10.1982 mit der vom Ministerium für Verkehrswesen in Zusammenarbeit mit dem Bereich Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenhandel und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten eingebrachten Vorlage "Information zu notwendigen Reparaturarbeiten an der 'Brücke der Einheit' in Potsdam".

In der Volrage wird eine Sperrung der Brücke zum 1.3.1983 für jeglichen Fahrzeug- und Fußgängerverkehr vorgeschlagen. Zur Minderung der Einsturzgefahr des Bauwerkes sollen Fahr- und Gehwegbeläge demontiert werden. Schon am Tag nach der Beratung - am 6. Oktober 1982 - entscheidet der Generalsekretär der SED, Erich Honecker, die Brücke zu gegebener Zeit wegen Einsturzgefahr zu sperren und dann die Umleitung des Verkehrs über die Grenzübergangsstelle Drewitz vorzunehmen. Aber in den nächsten zwei Jahren passiert nichts. Im Sommer 1984 bekundet das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der UdSSR, dass gegen das beabsichtigte Vorgehen der DDR keine Einwände bestehen. Die sowjetische Seite bittet lediglich um rechtzeitige Unterrichtung, um die drei Westmächte informieren zu können. Man hofft, dass der vorgesehene Schritt der DDR den Senat zur Kostenübernahme bewegen könne.

Am 15. November 1984 ist es dann doch so weit: Die Glienicker Brücke wird für den Verkehr gesperrt, die Demontage der Fahr- und Gehwegbeläge beginnt. Die Rechnung der DDR geht auf: Bereits einen Tag später registrieren die drei Westalliierten die Wiedereröffnung der Glienicker Brücke durch Soldaten der NVA. Der Senat von West-Berlin hat die Übernahme der Instandsetzungskosten für den auf dem Gebiet der DDR liegenden Teil der Brücke in Höhe von 2 Millionen DM zugesichert. Auf der Grundlage des Beschlusses des Präsidiums des Ministerrates vom 19.12.1984 "Über die Regelung zwischen der Regierung der DDR und dem Senat von West-Berlin zur Instandsetzung der Glienicker Brücke" werden im Zeitraum April bis November 1985 Bauarbeiten ausgeführt. Erst danach weist das Bauwerk eine einheitliche grüne Farbgestaltung auf.

Der Minister für Verkehrswesen der DDR erhält ein Schreiben des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten mit der Aufforderung, alle erforderlichen Maßnahmen zur Einrichtung einer Grenzübergangsstelle zum 1.12.1985 an der Glienicker Brücke zu treffen. Im Bewusstsein der Tragweite dieses Ereignisses, fehlt dem Schreiben nicht der Hinweis, dass die "sowjetische Seite" ihr Einverständnis erklärt hat. Seit diesem Tag ist die Brücke als Grenzübergangsstelle für den Wechselverkehr von in der DDR akkreditierten Diplomaten zugelassen. Das Verzeichnis der Grenzübergangsstellen der DDR "Anlage zum § 18 der Grenzordnung" wird um die "Glienicker Brücke" ergänzt.