Hintergrundinformationen
Hintergrundinformationen
Wolf Biermann, geboren am 15. November 1936 in Hamburg, nimmt 1950 als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland als Junger Pionier am 1. Deutschlandtreffen der Jugend in der DDR teil und siedelt drei Jahre später 1953 nach seinem Schulabschluss in die DDR über.
Im Jahre 1955 legt er sein Abitur in Gadebusch/Schwerin ab und nimmt ein Studium der politischen Ökonomie an der Humboldt-Universität Berlin auf, welches er 1957 abbricht. Es folgen zwei Jahre, in denen er als Regieassistent am Berliner Ensemble tätig ist. In den Jahren 1959 bis 1963 studiert Biermann Philosophie und Mathematik an der Humboldt-Universität Berlin. Er verteidigt erfolgreich seine Abschlussarbeit im Fach Philosophie, erhält jedoch sein Diplom erst nachträglich im Jahre 2008 zeitgleich mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Humboldt-Universität.
1960 lernt Biermann Hanns Eisler kennen, der ihn unterstützt und fördert. Er beginnt Gedichte und Lieder zu schreiben. Zunächst schreibt er Liebeslyrik, später dominieren Lieder und Gedichte mit politisch-kritischem Inhalt, zumeist in ironisch-satirischer Form vorgetragen. Somit gerät der überzeugte Kommunist zunehmend unter größere staatliche Kontrolle und Beobachtung. Das von ihm seit 1961 aufgebaute Berliner Arbeiter- und Studententheater (b.a.t.) wird noch vor seiner Premiere 1963 geschlossen. Einerseits erhält er in der DDR erstmalig Auftrittsverbot, andererseits werden ihm Gastspielreisen in die Bundesrepublik Deutschland genehmigt. Nach dem Erscheinen des Gedichtbandes „Die Drahtharfe” sowie seiner ersten Langspielplatte in der Bundesrepublik Deutschland 1965 verhängt die Partei- und Staatsführung ein absolutes Veröffentlichungs-, Auftritts- und Ausreiseverbot für den seit 1963 als freischaffenden Künstler tätigen Biermann. Auch Reisen zu Auftritten im Ausland werden ihm zumeist abgelehnt. In den anschließenden elf Jahren spielt Biermann im privaten Kreis vor Freunden und Gleichgesinnten. Die Mitschnitte dieser informellen Konzerte erscheinen in der Bundesrepublik Deutschland und werden in der DDR inoffiziell verbreitet. Trotz Berufsverbotes in der DDR erhält er im Ausland Literatur- und Schallplattenpreise.
Erst im September 1976 kann Biermann auf Einladung eines Gemeindepfarrers wieder öffentlich in einer Kirchenveranstaltung in Prenzlau auftreten. Einige Wochen später, im November 1976, wird ihm eine Konzertreise durch die Bundesrepublik Deutschland genehmigt. Nach dem Auftritt in Köln beschließt das Politbüro des Zentralkomitees der SED die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR. In einer Petition protestieren führende Intellektuelle und Künstler der DDR gegen diesen Akt.
Seit der Ausbürgerung 1976 lebt Biermann in Hamburg. Die Jahre bis 1990 sind geprägt von Auftritten in den westeuropäischen Ländern. Unmittelbar nach dem Mauerfall 1989 gibt Biermann Konzerte in Leipzig und Berlin. In den folgenden Jahren erscheinen neue Langspielplatten und CDs sowie zahlreiche Publikationen. Für seine Leistungen wird Biermann vielfach ausgezeichnet und geehrt.
Im Bundesarchiv befinden sich in verschiedenen Beständen zahlreiche Unterlagen zu Wolf Biermann aus der Sicht der SED, des Staatsapparates oder der Massenorganisationen und auch in Nachlässen. Einige ausgewählte Beispiele sind hier zusammengestellt worden. Die Einsichtnahme in die Akten unterliegt den Regelungen des Bundesarchivgesetzes.
Aktenbestände mit Vorgängen und Dokumenten über Wolf Biermann im Bundesarchiv (Auswahl):
Abteilung Deutsche Demokratische Republik:
Bestandssignatur Bestand Findmittel
DC 20 Ministerrat der DDR Findbücher online
DO 1 Ministerium des Innern Teil-Findbücher online
DR 1 Ministerium für Kultur Teil-Findbücher online
DR 2 Ministerium für Volksbildung Findbuch online
DL 226 Bereich Kommerzielle Koordinierung
DX 3 Biographische Presseausschnittssammlung SBZ/DDR Findbuch online
Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO):
Bestandssignatur Bestand Findmittel
DY 6 Nationalrat der Nationalen Front der DDR Findbuch online
DY 24 Freie Deutsche Jugend (FDJ) Findbuch online
DY 27 Kulturbund Findbuch online
DY 30 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) Findbuch online
DY 34 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) Findbuch online
DY 46 IG Metall Findbuch online
DY 55 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Findbuch online
DY 78 Verlag Tribüne Findbuch online
SgY 20 Sachthematische Sammlungen: Parteien, Organisationen, Bewegungen in der Wendezeit Findbuch online
NY 4204 Nachlass Hans Rodenberg Findbuch online
Text: Kerstin Risse, Ute Räuber
Fotos: Brigitte Fischer, Dr. Peter Vier