1 Gründung der SAPMO

Unmittelbar nach dem politischen Umbruch in der DDR begann die Diskussion über die Zukunft der archivischen Unterlagen insbesondere des Zentralen Parteiarchivs der SED, aber auch anderer Einrichtungen. Im Kern ging es um den Erhalt und die Sicherung dieses Schriftguts, aber auch um die Eigentumsfragen für das umfangreiche Archiv-, Registratur- und Bibliotheksgut der Parteien, Gewerkschaften und anderen Massenorganisationen der DDR. Das Bundesarchiv konnte im Prinzip nur die eindeutig in staatlicher Aufgabenwahrnehmung entstandenen Unterlagen beanspruchen; für das übrige Schriftgut bestand ein Eigentumsvorbehalt der Organisationen.

 

Um Entstehungs- und Sammlungszusammenhänge nicht zu zerstören und die Einheit der Überlieferung zu wahren, wurde im Bundestag schließlich Ende August 1991 ein Kompromiss gefunden: die Schaffung einer unselbständigen Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv. In diese Stiftungen brachten einerseits die Bundesrepublik, andererseits die mittlerweile in PDS umbenannte SED und die anderen Parteien, die Liquidatoren des Bundesvorstands der FDGB und weitere Massenorganisationen wie die FDJ oder der Kulturbund ihre jeweiligen Eigentumsansprüche ein. Dazu wurden mit den Gebern sog. Einbringungsverträge geschlossen und ihnen über ein Kuratorium gewisse Kontroll- und Einflussmöglichkeiten auf die Stiftung eingeräumt.

 

Dank der Errichtung der SAPMO konnte das Archiv- und Bibliotheksgut als Gesamtheit erhalten, fachgerecht gelagert, erschlossen und für die sofortige Benutzung zur Verfügung gestellt werden. Die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, durch einen Erlass des Bundesministeriums des Innern vom 6. April 1992 als unselbstständige Stiftung im Bundesarchiv errichtet, nahm am 4. Januar 1993 ihre Arbeit auf.

2 Aufbau und Organisation der SAPMO

Am 13. März 1992 trat eine Änderung des Bundesarchivgesetzes in Kraft, die Vorschriften zur Behandlung der Archiv- und Bibliotheksbestände der Parteien und Massenorganisationen der DDR formulierte und die Errichtung der SAPMO als unselbständige Stiftung des öffentlichen Rechts verfügte. Näheres bestimmte dann ein Erlass des Bundesministeriums des Innern vom 6. April 1992, zu dessen Ressort das Bundesarchiv damals gehörte. Dieser Erlass wurde jüngst von der inzwischen zuständigen Bundesbeauftragten für Kultur und Medien novelliert.

 

An der Spitze der Stiftung steht ein Direktor oder eine Direktorin, der oder die dem Präsidenten des Bundesarchivs direkt unterstellt ist. Gründungsdirektor war Prof. Friedrich P. Kahlenberg, der kurzzeitig beide Ämter inne hatte und bereits im Herbst 1993 von Dr. Konrad Reiser abgelöst wurde. Von 2002 bis 2014 leitete Prof. Angelika Menne-Haritz die Stiftung. Seit 2016 wirkt Dr. Simone Walther-von Jena als Stiftungsdirektorin.

 

Die Arbeit der Stiftung überwacht und begleitet ein Kuratorium. Dieses setzt sich aus mehreren Vertretern der einbringenden Institutionen, Repräsentanten der in den Bundestag gewählten Parteien, Beauftragten der Bundesregierung und der Länder sowie dem Präsidenten des Bundesarchivs zusammen. Die Direktorin bzw. der Direktor der SAPMO nimmt beratend an den Sitzungen teil. Den Vorsitz des Kuratoriums führt seit 2018 Maria Bering, Abteilungsleiterin für Geschichte und Erinnerung bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die jährlichen für das Kuratorium erstellten Rechenschaftsberichte der Direktorin/des Direktors der SAPMO sind öffentlich und geben einen guten Überblick über die Arbeit und die Entwicklung der Stiftung.

 

In den 1990er Jahren begleitete außerdem ein wissenschaftlicher Beirat die Arbeit der Stiftung, insbesondere deren Editionstätigkeit.

 

Von Anfang an umfasste die SAPMO zwei Referatsgruppen, welche die beiden Bereiche der ihr anvertrauten Überlieferung wiederspiegeln: eine Archiv- und eine Bibliotheksgruppe. Diese Zweiteilung ist bis heute geblieben. Die Arbeitsbereiche für Verwaltung und Restaurierung, die Benutzer- und Magazindienste, welche die Stiftung zu Beginn hatte, wurden nach und nach in die entsprechenden Querschnittsabteilungen des Bundesarchivs integriert. Ebenso das Fotoarchiv und die Sammlung von Tondokumenten.

3 Meilensteine der Entwicklung

3.1 Arbeitsaufnahme

Am 4. Januar 1993 nahm die Stiftung offiziell ihre Tätigkeit auf. Bis dahin waren Einbringungsverträge für die Unterlagen von SED und FDGB (Bundesvorstand), der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, der FDJ und dem Kulturbund unterzeichnet worden. Später kamen nach entsprechenden Vereinbarungen weitere Unterlagen hinzu.

 

Erster Hauptsitz der SAPMO war das ehemalige Gebäude des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED in der Torstraße 1 in Berlin-Mitte, von 1990 bis 1992 Sitz des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. Die Bestände lagerten zunächst nicht nur in der Torstraße, sondern in mehreren weiteren Liegenschaften, die sich in der Wilhelm-Pieck-Straße, der Mauerstraße, der Dönhoffstraße, der Ruschestraße, der Thulestraße sowie in Hoppegarten, Ahrensfelde und Potsdam befanden; die Verwaltung war zum Teil am Fehrbelliner Platz untergebracht. Anfangs beschäftigte die Stiftung 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wovon 74 aus den Reihen der Einbringer stammten.

 

Das Interesse der Öffentlichkeit an den Beständen der SAPMO war enorm, handelte es sich doch um Unterlagen, die bis dahin zu großen Teilen unter Verschluss gehalten worden waren. Insofern zählte die Betreuung der Benutzung samt Bereitstellung der Unterlagen nach entsprechender Rechteprüfung zu den Hauptaufgaben der Angestellten. In den ersten Jahren konnten jeweils über 1.000 Benutzerinnen und Benutzer an etwa 10.000 Benutzungstagen im Jahr die Unterlagen der Stiftung einsehen.

3 Meilensteine der Entwicklung

3.2 Umzug nach Lichterfelde und erste Tätigkeitsschwerpunkte

1995/96 zog die Stiftung als erste auf die Liegenschaft des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde, in der das Archiv seine Abteilungen für die Unterlagen aus der Zeit des Deutschen Reiches (bis 1945) und der DDR bündelte. Die räumliche Konzentration ging außerdem einher mit einer stärkeren Integration in das gesamte Bundesarchiv, da nun viele Ressourcen (Verwaltung, Lesesaal, Findmittel, Werkstätten) gemeinsam genutzt werden konnten.

 

Anfangs lag der Arbeitsschwerpunkt der Stiftung auf der Benutzung und der Zugänglichmachung von Archiv- und Bibliotheksgut. Dazu dienten auch die 1996 begonnenen Mikrofiche-Editionen von Schlüsselbereichen (Protokolle von Zentralsekretariat und des Politbüros des Zentralkomitees der SED, ab 2005: „Partei und Staat der DDR“).

 

Nach den ersten turbulenten Jahren wurde die Erschließung als wichtiges Aufgabenfeld intensiviert. Dazu trug eine 1999 erhaltene Sonderzuwendung aus dem FDGB-Vermögen in Höhe von 3 Mio. DM bei, dank derer mehrere Erschließungsprojekte von Gewerkschaftsbeständen finanziert werden konnten.

3 Meilensteine der Entwicklung

3.3 Digitalisierungsoffensive und zusätzliche Aufgaben

Ab 2002 forcierte die Stiftung die Datenbankerfassung aller Verzeichnungen einschließlich der Retrokonversion vorhandener Findmittel und deren Präsentation im Internet in Online-Findbüchern. Die Online-Präsenz wurde konsequent ausgebaut und technische Werkzeuge dafür (2005 MidosaSEARCH, 2007 MEX, 2009 ARGUS) auch mit Drittmitteln entwickelt. Ganze Teile von Beständen (Leitungsbüros von SED und FDGB) wurden ab 2007 digitalisiert und als Digitalisate im Internet zur Verfügung gestellt. Damit gehörte die SAPMO zu den ersten Archiven in Deutschland, die ihre Bestände online präsentierten.

 

Im Bibliotheksbereich brachte die Internetoffensive den Online-Zugang zum Bibliothekskatalog und 2008 die Einführung des neuen Bibliotheksprogramms Aleph. 2004 erhielt die Bibliothek der SAPMO außerdem die Fachaufsicht über alle Dienstbibliotheken an den verschiedenen Standorten des Bundesarchivs.

 

Auch im Archivbereich übernahm die Stiftung abteilungsübergreifende Aufgaben: 2005 wurde bei ihr ein Kompetenzzentrum für die Retrodigitalisierung von Findmitteln für das ganze Bundesarchiv eingerichtet.

 

Nationale und internationale Kooperationen wurden angestoßen und unter maßgeblicher Beteiligung der SAPMO durchgeführt. Dazu gehörten unter anderem ein SED/FDGB-Netzwerk mit den Landesarchiven (2005-2009), der Aufbau eines Archivportals Europa (APEnet 2008-2012) und die Entwicklung eines Archivportals-D innerhalb der DDB (ab 2012).

3 Meilensteine der Entwicklung

3.4 Umbau und Anpassung

2012 wurde ein Dokument der Stiftung in das Register des Welt-Dokumenten-Erbes der UN-Kulturorganisation UNESCO aufgenommen. Es handelt sich dabei um die Pressemitteilung des Politbüros zu den neuen Reiseregelungen vom 9. November 1989, welche zur Öffnung der Mauer führte und nun als eines von 14 Dokumenten UNESCO-Weltkulturerbe zur Berliner Mauer ist. Gleichzeitig ist es das einzige Dokument des Bundesarchivs unter dem Schirm der UNESCO.

 

Bei der Online-Präsentation von Erschließungsergebnissen, bei der Suchanwendung ARGUS und der Digitalisierung von Schriftgut hatte die Stiftung zunächst Vorbildfunktion. Zum Teil geriet sie damit aber nach und nach in Widerspruch zu den neueren technischen Systemen des sonstigen Bundesarchivs. Um diese Entwicklung wieder zusammenzuführen, wurden nach 2014 sukzessive alle Erschließungsdaten der Stiftung aus MIDOSA in die umfassende Datenbank des Bundesarchivs namens BASYS migriert. Damit können nun alle Unterlagen zur DDR-Geschichte im Bundesarchiv, die staatlichen Bestände wie die der Parteien und Massenorganisationen, über die gemeinsame Anwendung INVENIO präsentiert werden.

 

2018 wurde die Verantwortung für die audiovisuellen Medien der SAPMO auf die Abteilung Filmarchiv übertragen, in der diese Medien im Verbund mit den anderen Fotografien, Plakaten und Tönen bestmöglich verwahrt, erschlossen und bereitgestellt werden können. Dafür erhielt die Stiftung die Verantwortung für die Nachlässe der aufgelösten Abteilung DDR und verwaltet nun mehr als 860 verschiedene Nachlassbestände.

3 Meilensteine der Entwicklung

3.5 Gegenwart und Ausblick

2020 wurden die Benutzungsprozesse des Bundesarchivs abteilungs- und standortübergreifend vereinheitlicht und ein elektronisches Vorgangsbearbeitungssystem eingeführt; diese Veränderungen galten auch für die SAPMO und forderten dort entsprechende Anpassungen bei der Bearbeitung von Benutzungsanfragen.

 

Vor allem konnte im Herbst 2021 endlich der langersehnte Umzug des Lesesaals in das neue Benutzungszentrum in Lichterfelde erfolgen. Hier stehen den Benutzerinnen und Benutzern großzügige Räumlichkeiten für die Einsichtnahme zur Verfügung, so dass die Kapazitäten an Leseplätzen erheblich gesteigert werden konnten bei gleichzeitiger Einhaltung gesundheitlicher Vorsichtsmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie. Die Bibliothek der SAPMO ist im neuen Benutzungszentrum mit einem neuen und deutlich vergrößerten Handbestand und einer laufend besetzten Infotheke vertreten. Der größere Öffentlichkeitsbereich ermöglicht auch wieder größere Veranstaltungen.

 

Die im Juni 2021 erfolgte Fusion des Bundesarchivs mit dem Stasi-Unterlagenarchiv birgt für die Stiftung neue Herausforderungen, aber auch Synergieeffekte. Als Zukunftsvision formulierte der Bundestag jüngst eine Zusammenführung aller Unterlagen zur DDR-Zeit an einem Campus in Lichtenberg auf dem Gelände der ehemaligen Zentrale der Staatssicherheit. Was eine solche Reorganisation für die Stiftung bedeutet, muss dann noch im Detail ausgestaltet werden.

4 Benutzung in Zahlen

4.1 Archiv

Die Benutzung bleibt ein wichtiges Aufgabenfeld der Stiftung. Auch wenn das Interesse an ihren Unterlagen im Vergleich zu den stürmischen Anfangsjahren nachgelassen hat, so stabilisiert es sich doch auf einem gewissen Niveau.

 

-       Das Interesse an den archivischen Unterlagen war anfangs besonders groß: in den ersten beiden Jahren nutzten jeweils etwa 1.000 Besucherinnen und Besucher den Lesesaal der Stiftung an jeweils beinahe 10.000 Benutzungstagen jährlich.

-       Auch an schriftlichen Anfragen mussten in den Anfangsjahren die größten Zahlen bewältigt werden: 1994 wurden allein 6.282 Anfragen beantwortet, wozu auch zahlreiche Zuschriften zu Lohn- und Gehaltsfragen wegen Rentenangelegenheiten beitrugen (1996 z.B. allein dafür 1.312 Anfragen bei insgesamt ca. 4.000 schriftlichen Auskunftsersuchen zu Archivgut).

-       Die Zahl der Anfragen zu Archivgut nahm danach sukzessive und – mit Ausreißern 2008/09 – relativ kontinuierlich ab. 1999 wurden knapp 3.000 im Jahr gezählt, 2012 dann 2.000, zuletzt waren es etwa 1.200 jährlich. Geblieben ist ein hoher Anteil an wissenschaftlichen Benutzungen, deren Beantwortung zum Teil recht komplex ist.

-       Zur Reduzierung der Anfragen beigetragen hat auch die massive Digitalisierungsoffensive der Stiftung in den 2000er Jahren. So stehen ganz wesentliche Teilbestände – etwa die Büros Ulbricht, Honecker oder Krenz – bereits vollständig für alle Interessierten online zur Verfügung. Trotzdem gehören die Unterlagen der Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) bundesarchivweit regelmäßig zu den am häufigsten benutzten Beständen: In den letzten zehn Jahren wurden meist zwischen 4.000 und 8.000 Akten jährlich für externe Benutzungen bereitgestellt, allein in vier der letzten zehn Jahre wurde kein Bestand des Bundesarchivs intensiver benutzt als DY 30.

4 Benutzung in Zahlen

4.2 Bibliothek

Im Durchschnitt suchen zwischen 600 und 700 Leserinnen und Leser pro Jahr die Bibliothek auf, wobei sich die Lesesaaltage von etwa 5.000 pro Jahr (zuletzt 2007 beinahe erreicht) auf etwa die Hälfte reduziert haben.

 

Die Bibliothek bietet für Nutzerinnen und Nutzer mit einem Wohnsitz in Berlin/Brandenburg eine Ausleihe außer Haus an. Historische Bestände sowie Periodika dürfen nur im Lesesaal benutzt werden.

 

Jährlich bearbeitet die SAPMO zwischen 200 bis 300 schriftliche Auskunftsersuchen zu Bibliotheksgut. Im deutschlandweiten und mitunter auch internationalen Leihverkehr zwischen Bibliotheken erfahren die Bestände der SAPMO eine kontinuierliche Nachfrage. Zuletzt erhielt die Bibliothek der SAPMO jährlich rund 150 Fernleihanfragen. Die Bibliothek der SAPMO ist bekannt für ihre umfangreiche Sammlung an historischen sowie selten verbreiteten Periodika, bei denen es sich teilweise um Unikate handelt. Ebenso bietet die Bibliothek für Forschungen zur DDR umfangreiche Primär- und Sekundärliteratur. Hervorzuheben ist insbesondere der Schwerpunkt auf graue Literatur und amtliche Druckschriften aus der DDR.

5 Erschließung in Zahlen

5.1 Archiv

Aufgrund der intensiven Arbeit der letzten Jahre ist der Grad der Erschließung insgesamt relativ hoch und liegt bei rund 84% des gesamten Schriftguts (einschließlich Sammlungsgut und Nachlässe) und 66% der Fotos, während Plakate und Tonaufnahmen bereits fast vollständig zugänglich sind. Die größten Verzeichnungsrückstände bestehen noch bei den über 860 Nachlässen.

 

Die SAPMO verwahrt allerdings eine sehr breite und abwechslungsreiche Überlieferung der Parteien und Massenorganisationen der DDR, zu der längst nicht nur Akten gehören. Neben den über 422.000 Verzeichnungseinheiten an Schriftgut umfassen die Stiftungsbeständen fast 1,75 Millionen Fotos, über 14.200 Plakate und 8.320 Tonaufnahmen.

 

5 Erschließung in Zahlen

5.2 Bibliothek

Die Bibliotheksbestände, die im Rahmen der Stiftungsgründung übernommen wurden (unter anderem 750.000 Bände des Instituts für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED und 250.000 Bände der Zentralbibliothek der Gewerkschaften des FDGB), sind heute in Berlin-Lichterfelde zu finden. Hinzu kamen die Dienstbibliothek des Zentralen Staatsarchivs der DDR mit 200.000 Bänden sowie weitere Übernahmen und ergänzender Bestandsaufbau, sodass die Bibliothek in Berlin-Lichterfelde heute mit 1,7 Millionen Bänden den mit Abstand umfangreichsten Bibliotheksbestand innerhalb des Bundesarchivs bereithält.

 

Alle nach 1995 erschienenen Publikationen sind online über den Bibliothekskatalog recherchierbar. Darüber hinaus wurden bereits weite Teile des Altbestandes in den Online-Katalog konvertiert. Insgesamt sind 600.000 Titelaufnahmen im Online-Katalog nachgewiesen. Für die Recherche von Literatur, die nicht im Online-Katalog zu finden ist, sind Zettelkataloge zugänglich.

6 Interessante Bestände

6.1 Unterlagen der SED (Bestand DY 30) und weiterer Parteien der DDR

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) hatte den verfassungsmäßigen Rang einer Staatspartei. Deren oberste Gremien waren daher die „Schaltzentrale“ der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). In den Abteilungen des Zentralkomitees (ZK) der SED wurden alle wesentlichen Informationen zur allgemeinen politischen Situation und zum praktischen Leben zusammengeführt. Sie dienten der Vorbereitung von Entscheidungen durch die Führung der SED. Keine staatliche Verwaltungsdienststelle und kein Betrieb konnte Entscheidungen von Gewicht selbstständig treffen.

 

Das im Bestand DY 30 präsentierte Archivgut der SED ist daher in engem Zusammenhang mit dem staatlichen Archivgut aus der DDR zu sehen und bildet den Kern der Bestände der Stiftung. Das Studium dieser leicht zugänglichen schriftlichen Hinterlassenschaften ermöglicht zum einen den Überblick über die Organisation und Arbeitsweise innerhalb der Partei und zum anderen über vielfältige politische und gesellschaftliche Bereiche in der DDR einschließlich ihrer internationalen Beziehungen. Gut dokumentiert werden auch die Sammlung von Informationen aus den westlichen Besatzungszonen / Bundesrepublik Deutschland und die darauf basierende „Westarbeit“ der verschiedenen Abteilungen des ZK der SED. Zudem sind im Bestand BY 1 die Akten der ab 1956 in der Bundesrepublik verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands überliefert, welche bis 1968 illegal arbeitete und deren Tätigkeit erst 1971 völlig abgewickelt wurde.

 

Die Überlieferungen der zentralen Gremien der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD im Bestand DY 16) und der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD im Bestand DY 60) bieten Informationen über die Einbindung der sogenannten kleinbürgerlichen städtischen und ländlichen Schichten, der Angestellten, Handwerker und Gewerbetreibenden sowie der ehemaligen Berufssoldaten der Deutschen Wehrmacht in das gesellschaftliche Leben.

 

Die Unterlagen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) und der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) befinden sich entsprechend der mit dem Bundesarchiv getroffenen Vereinbarungen im Original im Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin bzw. im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach.

6 Interessante Bestände

6.2 Bibliotheksgut des Instituts für Marxismus-Leninismus und des Dietz-Verlags

Die Bibliothek des Marx-Engels-Lenin-Instituts beim Parteivorstand der SED wurde 1949 in Berlin gegründet. Die Umbenennung in Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus (IML) erfolgte 1956. Mit der Wiedervereinigung 1989 kam es zur Umbildung des IML in Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung (IfGA). Im Jahr 1993 gingen die Bestände der Bibliothek an die SAPMO.

 

Zu den Aufgaben der IML-Bibliothek zählte die Dokumentation der Forschung zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Hinzu kam die Herausgabe von Werken deutscher und internationaler Akteure der Arbeiterbewegung sowie von Werken von Marx, Engels und Lenin. Zu diesem Zweck wurde die Rekonstruktion der Privatbibliotheken von Marx und Engels angestrebt, sowie der Aufbau einer Sammlung all ihrer Schriften inklusive Übersetzungen und Beiträgen in Zeitschriften. Unter den Sondersammlungen fanden sich zudem zahlreiche Nachlässe und Privatbibliotheken als auch eine Sammlung von illegalen Druckschriften aus der Zeit von 1933 bis 1945 (z.B. Tarnschriften) mit etwa 1.300 Titeln.

 

Der Bestand der Bibliothek wuchs im Laufe der Jahrzehnte von zunächst etwa 150.000 Bänden im Jahr 1950 auf ca. 750.000 Bände im Jahr 1993 an.

 

Die Monografien der Alphabetischen Kataloge der Bibliothek sind vollständig im Online-Katalog nachgewiesen. Teilweise verzeichnet sind dort die Zeitungen und Zeitschriften. Ausschließlich in Zettelkatalogen sind kyrillische Titel (Mart-Ja) und DKP-Kleinzeitungen zu finden. Für die thematische Suche gibt es eine breite Anzahl von konventionellen Sachkatalogen.

6 Interessante Bestände

6.3 Unterlagen des FDGB (Bestand DY 34) und weiterer Gewerkschaften der DDR

Die Gewerkschaften spielten in der DDR eine wichtige Rolle und erhoben den Anspruch, „die materiellen, sozialen und kulturellen Interessen der Arbeiter, Angestellten und der Angehörigen der Intelligenz“ zu vertreten (Satzung des FDGB von 1970). Durch Beauftragung durch die SED und den Ministerrat der DDR und im Einklang mit ihrem Selbstverständnis übernahmen sie zudem eine Reihe staatlicher Aufgaben. Dazu gehörte insbesondere die Sozial- und Rentenversicherung großer Teile der Arbeiter und Angestellten sowie der Arbeits- und Unfallschutz. Maßgeblich waren die Gewerkschaften auch bei der Tarifpolitik (Betriebskollektivverträge), der Kontrolle der Arbeitsleistungen (Wettbewerb), der beruflichen Qualifizierung und der Freizeit- und Erholungsangebote (Feriendienst).

 

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), der mit seinen 9,6 Millionen Mitgliedern (1986) die größte „gesellschaftliche Organisation“ der DDR darstellte, fungierte als Dachverband der etwa 15 Einzelgewerkschaften, die ihrerseits bis in die einzelnen Betriebe hineinreichten. Der FDGB unterhielt eine eigene Gewerkschaftshochschule, zahlreiche Erholungseinrichtungen, den Verlag Tribüne und vieles mehr.

 

Bei der Liquidation des FDGB und der ihm angeschlossenen Einzelgewerkschaften nach 1990 gelangte das umfangreiche Archiv-, Registratur- und Bibliotheksgut der zentralen Gewerkschaftsleitungen einschließlich der Sammlungen an historischen Unterlagen der Arbeiterbewegung in die SAPMO; alle Rechte daran wurden im Herbst 2022 vollständig auf das Bundesarchiv übertragen.

 

Die Unterlagen in der Stiftung geben Auskunft zur Politik und Tätigkeit der Gewerkschaften in all ihren Aufgabenbereichen, immer bezogen auf die zentrale Ebene. Dazu zählen beispielsweise Grundsätze der Rentenberechnung, die Versorgung der Bevölkerung und internationale gewerkschaftliche Zusammenarbeit, aber auch Auszeichnungen, Prämierungen oder der Bau der FDGB-Urlauberschiffe.

6 Interessante Bestände

6.4 Bibliotheksgut des FDGB und weiterer Gewerschaften der DDR

Die Zentralbibliothek der Gewerkschaften (ZBG) wurde 1949 gegründet und enthält einen umfangreichen Buchbestand aus 1933 beschlagnahmten Gewerkschaftsbibliotheken. Die Sammlungsschwerpunkte der Bibliothek bilden Statute, Kongressprotokolle, Geschäftsberichte und Jahrbücher, Zeitschriften von Gewerkschaftsorganisationen sowie Verbandsgeschichten und Agitationsschriften. Daneben sammelte die Bibliothek alle Publikationen des Verlags Tribüne sowie Drucksachen gewerkschaftlicher Vorstände. Als wissenschaftliche Spezialbibliothek war sie für die Öffentlichkeit zugänglich, es gab jedoch Benutzungsbeschränkungen für Publikationen der BRD. Der Bestand wuchs bis 1989 auf ca. 250.000 Bände an.

 

1990 wurde die Bibliothek in die eigens dafür neu errichtete Johannes-Sassenbach-Stiftung Bibliothek und Archiv der Gewerkschaftsbewegung überführt. Mit der Novelle zum Bundesarchivgesetz vom 13. März 1992 wurde die gesetzliche Grundlage für die Einbringung der Bestände in die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) geschaffen. Mit dem Einbringungsvertrag vom Dez. 1992 gingen sie auf die SAPMO über.

 

Vollständig im Online-Katalog nachgewiesen sind Monographien (Verfasser- und Sachtitelschriften, Schriftenreihen) der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Dagegen sind Titel des Alphabetischen Katalogs der Zeitungen und Zeitschriften sowie Nachweise des Protokollkatalogs nur teilweise erfasst. Für die beiden letztgenannten Bestandsgruppen stehen gedruckte Bandkataloge zur Recherche bereit.

6 Interessante Bestände

6.5 Unterlagen der FDJ (Bestand DY 24) und weiterer Massenorganisationen der DDR

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war als zentrale Jugendorganisation in der DDR ein wichtiger Bestandteil des sozialistischen Erziehungssystems. Sie organisierte die Jugend ab dem 14. Lebensjahr in den Schulen, in den Hoch- und Fachschulen, in den Universitäten, den Betrieben und sonstigen Einrichtungen. Als „Kampfreserve der Partei“ war sie Kaderreserve für die SED, den Staat und andere Parteien und Massenorganisationen.

 

Genau wie die FDJ spielten auch die anderen gesellschaftlichen Organisationen im politischen System der DDR eine wichtige Rolle und so sind die Unterlagen ihres Wirkens unerlässliche Quellen zur Geschichte der DDR.

 

Die Stiftung verwahrt v.a. Organisationen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen zusammenfassten, darunter die Pionierorganisation (DY 25) und den Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DY 32), sowie Organisationen, die Menschen mit bestimmten Interessen vereinigten, z.B. den Kulturbund (DY 27), die Urania (DY 11), die Gesellschaft für Sport und Technik (DY 59), den Deutschen Turn- und Sportbund (DY 12), die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DY 32) und den Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (DY 14). Auch das Archivgut einiger Berufsverbände, etwa das des Bundes der Architekten (DY 15), des Verbands der Journalisten (DY 10), des Rats der Vorsitzenden der Kollegien der Rechtsanwälte (DY 64) und der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (DY 19), wird von der Stiftung verwaltet.

6 Interessante Bestände

6.6 Bibliotheksgut der FDJ

In der SAPMO sind ca. 3.000 lfm Schrift-, Sammlungs- und Bibliotheksgut sowie ca. 155 lfm Personalunterlagen der FDJ überliefert. Ein großer Teil der signierten Bibliotheksbestände – ca. 3.500 Titel – wurde bereits 1994/95 in die Sammlung der SAPMO eingearbeitet. Die Signaturen der FDJ wurden beibehalten.

 

In den Folgejahren sichtete und überprüfte die Projektgruppe Rückstandsbearbeitung von Bibliotheksgut weitere vom Archiv übernommene signierte und unsignierte Bibliotheksbestände der FDJ. Davon nahm die Bibliothek rund 3.300 Titel in ihren Bestand auf.

 

Die Sammlung umfasst vorwiegend Beschlussreihen, Broschüren und Zeitungen.

6 Interessante Bestände

6.7 Unterlagen der KPD und weitere historische Unterlagen der Arbeiterbewegung

Die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR verwaltet – anders als ihr Name vermuten lässt – auch Archivgut aus der Zeit vor 1945. Es handelt sich dabei um historische Unterlagen von Organisationen, Bewegungen und Parteien vor allem der deutschen aber auch der internationalen Arbeiterbewegung, in deren Tradition sich die SED sah oder deren Nachfolgerin sie de jure zum Teil auch war. Zeitlich reichen die Dokumente zurück bis ins Jahr 1825. Sie ermöglichen Studien zu den verschiedenen Strömungen sozialistischer, sozialdemokratischer und kommunistischer Organisationen sowie zu einzelnen Persönlichkeiten.

 

Es sind nicht nur Unterlagen der Organisationen enthalten, deren Namen zur Bezeichnung der einzelnen Bestände herangezogen wurden, sondern auch von Vorläuferorganisationen und heute fast vergessenen Abspaltungen. Häufig findet man in den Akten zudem interessante und seltene Publikationen (auch nicht im Handel vertriebene Literatur) der Organisationen sowie Handzettel, Flugblätter und Plakate. Die umfangreichsten Überlieferungen dieser Art sind in der Plakatsammlung im Bestand RY 1 (Kommunistische Partei Deutschlands bis 1946) und im Bestand RY 22 (Archiv des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt/Main) enthalten.

 

Stellvertretend genannt seien an dieser Stelle die Bestände RY 15 (Lassalle’scher Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein), RY 20 (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), RY 9 (Internationale Arbeiterhilfe), RY 10 (Internationaler Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit), RY 14 (Sozialistische Jugendinternationale), RY 16 (Arbeiter-Turn- und Sportbund), RY 61 (Bewegung „Freies Deutschland“ für den Westen).

 

Ein bei der SAPMO nicht zu vermutender „Ausreißer“ ist der Bestand RY 56 (Deutscher Klub von Berlin). Ziel des Klubs war weniger die allgemeine gesellige Unterhaltung; vielmehr sollten sich Unternehmer und Großgrundbesitzer bei regelmäßigen Wirtschaftsabenden näherkommen und dabei über die politische Linie führender Zeitungen oder Zeitschriften und wichtige Entscheidungen der Reichs- und Landesbehörden debattieren.

 

Wirtschaftliche Auslandsaktivitäten der KPD dokumentiert hingegen der Bestand RY 60 (Diligentia AG Basel).

6 Interessante Bestände

6.8 Bibliotheksgut zumWiderstandskampf gegen den Nationalsozialismus

Die Bibliothek der SAPMO hat eine Vielzahl an Tarnschriften im Bestand, größtenteils stammen diese aus dem Institut für Marxismus-Leninismus sowie der Bibliothek des FDGB.

 

Bei Tarnschriften handelt es sich um Literatur, die während der NS-Zeit in Deutschland unter fingierten Titeln und meist in Tarn-Verpackungen erschien. So wurde die illegale Verbreitung sozialistischer, antifaschistischer und pazifistischer Texte ermöglicht.

 

Im Online-Katalog der Bibliothek der SAPMO sind rund 1.300 Tarnschriften nachgewiesen.

6 Besondere Bestände

6.9 Schriftliche Nachlässebedeutender Persönlichkeiten der DDR und der Arbeiterbewegung

Werner Lamberz war Funktionär der FDJ und dann der SED. Er galt als Verfechter einer „liberaleren“ Politik und wurde als Nachfolger von Erich Honecker gehandelt. Im März 1978 verunglückte er bei einem Hubschrauberabsturz in Libyen. Sein Nachlass war im Zentralen Parteiarchiv der SED gesichert und gelangte 1993 mit den anderen Beständen des ZPA in die Stiftung.

 

Die Stiftung verwahrt mehr als 860 Nachlässe von Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, von Funktionären der Parteien und Organisationen sowie von Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern der DDR. Diese waren und sind die Basis für biographische Forschungen und ergänzen die Bestände der Stiftung durch persönliche Unterlagen, die die individuellen Leistungen, Überzeugungen und Motivationen der handelnden Menschen veranschaulichen.

 

Ein Teil der Nachlässe gelangte mit den Archiven der Organisationen in die Stiftung, ein anderer Teil wurde seit 1993 durch die Stiftung erworben. Im Jahr 2018 kamen die bis dahin in der Abteilung DDR betreuten Nachlässe ebenfalls in die Stiftung.

 

Die Nachlässe sind vollständig in der Archivdatenbank BASYS erfasst und – sofern bereits bearbeitet – in der Regel auch online über Invenio recherchierbar. Einzelne Nachlässe oder Akten aus Nachlässen wurden auch digitalisiert und können damit online ausgewertet werden, beispielsweise die Nachlässe von Kurt Eisner (NY 4060), Emil Eichhorn (NY 4131), Alfred Kurella (NY 4143) oder Clara Zetkin (NY 4005). Zu einigen Nachlässen gibt es Auflagen der Eigentümer, die die freie Benutzung noch einschränken können.

6 Besondere Bestände

6.10 Bibliothekarische Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten der DDR

Im Institut für Marxismus-Leninismus (IML) gab es intensive Bemühungen, die persönliche Bibliothek von Karl Marx und Friedrich Engels zu rekonstruieren – möglichst in Form der Originale. Viel bibliothekarische Expertise floss in das Aufspüren und die Untersuchung dieser Werke. Zwischenzeitlich waren knapp 1.000 Originale aus der Bibliothek von Marx im Besitz der Bibliothek des IML. 1959 legte die Parteiführung der SED jedoch fest, dass die Originale der Sowjetunion geschenkt werden sollten. Diese Schenkung erfolgte 1960.

 

Bereits im Jahr 1961 hatte die Bibliothek des IML 61 weitere Originale aus der Bibliothek von Karl Marx ermittelt. Eine erneute Schenkung an die Sowjetunion kam nicht zustande, sodass diese Bände 1993 mit in die SAPMO eingebracht wurden. Eine Publikation, die den Prozess der Recherche darstellt und alle ermittelten Bücher auflistet, liegt mit dem Buch von Inge Werchan vor: Ex Libris Karl Marx und Friedrich Engels. Schicksal und Verzeichnis einer Bibliothek (Berlin: Dietz, 1967).

 

Von Bänden, die man nicht im Original erwerben konnte, wurden zu DDR-Zeiten Kopien erstellt und diese in den Bibliothekbestand eingearbeitet.

Die Privatbibliothek Marx und Engels im Bibliothekskatalog.

6 Besondere Bestände

6.11 Das Bildarchiv der SAPMO

Zu den Unterlagen der Stiftung gehört auch ein umfangreiches Bildarchiv mit fast 1,75 Millionen Fotos. Diese bilden einen ganz besonderen Schatz zur Veranschaulichung des Lebens im Ostteil Deutschlands und zur Illustration vieler Ereignisse und Personen aus der Geschichte der DDR und der Arbeiterbewegung.

 

Unter den rund 20 verschiedenen Bildbeständen ist beispielsweise die Biographische Fotosammlung hervorzuheben. Sie wurde bereits im Zentralen Parteiarchiv der SED angelegt, um Portraitfotos und andere rein personenbezogene Aufnahmen zu ordnen. Nach Übergabe der Bilder in die Zuständigkeit der SAPMO wurde die Sammlung des Parteiarchivs mit den biographischen Sammlungen der anderen Einbringer-Institutionen zu einem großen personenbezogenen Bestand (BildY 10) zusammengefasst. Enthalten sind nun etwa 148.000 Fotografien zu 15.000 verschiedenen Personen, insbesondere zu Funktionären der deutschen Arbeiterbewegung sowie der SED und der Massenorganisationen der DDR. Die Namen der Personen, zu denen Fotos vorhanden sind, lassen sich inzwischen gut über Invenio recherchieren. Zu mehreren Persönlichkeiten sind darin eigene größere Bildsammlungen enthalten, die auch einzigartige (Privat-)Aufnahmen aus Nachlässen (z.B. von Walter und Lotte Ulbricht) umfassen.

 

Eigene Bildbestände wurden für viele der großen Organisationen der DDR gebildet, etwa für die Gewerkschaften (BildY 2), die FDJ (BildY 3) oder den Kulturbund (BildY 4). Einer der größten ist der Bildbestand der SED (BildY 1), der sich aus Aufnahmen unterschiedlichster Herkunft zusammensetzt. Der Bestand umfasst etwa 240.000 Bilder zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bis 1945, zu den politischen Ereignissen in der SBZ von 1945 bis 1949 und zur Geschichte der SED/DDR von 1949 bis 1989. Am umfangreichsten sind hier Fotos von Parteitagen und Parteikonferenzen der SED und aus der Tätigkeit der Mitglieder und Kandidaten des Politbüros überliefert. Weiterhin enthält der Bestand Fotografien aus der Tätigkeit von Parteiinstitutionen der SED (z.B. Parteihochschule, Institut für Marxismus-Leninismus).

6 Besondere Bestände

6.12 Töne der SAPMO

Die Stiftung verfügt über 52 verschiedene Bestände mit 8.320 Tondokumenten. Diese wurden in den letzten Jahren alle mit detaillierten Zeitprotokollen erschlossen und digitalisiert.

 

Darunter befindet sich auch eine von der SED angelegte umfangreiche Sammlung von Tondokumenten (Bestand TonY 1), die Aufnahmen von Parteitagen und Konferenzen, Tagungen des ZK der SED, Parteitagen der KPD und DKP und der Parteihochschule aus dem Zeitraum von 1917 bis 1989 umfasst. Auch Reden und Erinnerungen führender SED-Funktionäre sind überliefert. Die älteste Rede stammt von Wilhelm Pieck zu den Reichstagswahlen 1928, die jüngste von Erich Honecker aus dem Jahr 1988 zu den Beschlüssen des 11. Parteitages.

 

Unter anderem können dort die Original-Tonmitschnitte so bekannter Äußerungen von Walter Ulbricht wie die zur Sicherung der DDR-Westgrenze auf der 14. Tagung des ZK der SED vom 26.11.1961 (TonY 1/1353) oder zur „Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah“ der westlichen Rockmusik auf der 11. Tagung des ZK der SED vom 16.-18.12.1965 (TonY 1/1365) angehört werden. Die Tonaufnahmen beeindrucken durch ihre Authentizität und Unmittelbarkeit und korrigieren sogar manchmal die schriftlichen Protokolle.

7 NS-Raubgut in der Bibliothek der SAPMO

In den Bibliotheksbeständen der SAPMO wird seit einigen Jahren nach Büchern recherchiert, die in der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig entwendet wurden, sogenanntes NS-Raubgut. Im August 2022 konnten die ersten 1.000 Bände aus NS-Raubgut an das Institut für Sozialforschung (IfS) in Frankfurt am Main restituiert werden. Weitere Funde sind zu erwarten.

 

Die Bibliothek des 1923 gegründeten IfS war 1933 beschlagnahmt worden, wobei Teile davon 1937 an die Preußische Staatsbibliothek Berlin gelangten. Den Großteil übernahm 1948 die Bibliothek des Marx-Engels-Lenin-Instituts, des späteren Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (IML), das 1993 mit seinen Archiv- und Bibliotheksbeständen in die SAPMO eingebracht wurde. Durch die in diesem Jahr erfolgte Rückgabe konnten die Bände des Instituts nach 89 Jahren wieder an ihren Ursprungsort zurückkehren.

8 Besondere Veranstaltungen der SAPMO

Die Information der Öffentlichkeit zu Themen der DDR-Geschichte und darüber hinaus zählte von Anfang an zu den Aufgaben der Stiftung, denen sie sich gerne widmete. Aus der großen Anzahl von Veranstaltungen, Führungen, Ausstellungen und sonstigen öffentlichen Aktivitäten sollen hier beispielhaft einige Ereignisse und Aktivitäten hervorgehoben werden.

 

-  Vortragsreihe der SAPMO:

Seit 1994 organisierte die Stiftung in enger Kooperation mit dem Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. und der Johannes-Sassenbach-Gesellschaft e.V. eine Vortragsreihe, die in der Regel vier Veranstaltungen pro Jahr umfasste. Ausfälle in den letzten Jahren waren bedingt durch die Corona-Pandemie und organisatorische Änderungen, eine Wiederbelebung ist jedoch geplant. Vortragende der Reihe waren unter anderem Prof. Annelies Laschitza, Prof. Heinz Deutschland, Dr. Klaus Oldenhage und Prof. Martin Sabrow.

  

-  Beteiligung am Tag der Archive im Bundesarchiv:

Alle zwei bis drei Jahre beteiligte sich das Bundesarchivs auch mit seinem Standort Berlin-Lichterfelde an dem vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) organisierten bundesweiten Tag der Archive, der jedes Jahr unter einem besonderen Motto steht. Die SAPMO brachte sich hierbei immer stark ein und präsentierte Ausstellungen von Archivalien, Fotos, Tönen und Bibliotheksgut zum jeweiligen Thema sowie eine Sammlung historischer Schreibmaschinen.

Der letzte Tag der offenen Tür des Bundesarchivs fand am 25.6.2022 statt und fand wieder ein reges Interesse des Publikums mit weit über eintausend Besucherinnen und Besuchern.

  

-  März 1997: 50. Jahrestag der Gründung der FDJ:

Anlässlich des 50. Jahrestags der Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) veranstaltete die Stiftung am 7. März 1997 eine Konferenz mit verschiedenen Referenten zum Thema: „Die FDJ zwischen Jugend und Partei“.

 

-  Januar 1999: Tagung der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft:

Zur Wissenschaftlichen Tagung der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft in Berlin führte die SAPMO am 9. Januar 1999 eine Begleitveranstaltung durch: Archivare und Bibliothekare informierten über die Geschichte und den Inhalt des Luxemburg-Nachlasses und präsentierten Dokumente. Herr Professor Ito berichtete über Aufgaben und Ziele der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft (IRLG).

  

-  April 2007: Schriftstellerin Ruth Kraft:

Am 11. April 2007 unterzeichnetete die Schriftstellerin Ruth Kraft einen Vertrag zur Hinterlegung ihrer persönlichen Papiere in der Stiftung. Aus diesem Anlass organisierte die Stiftung eine Zusammenkunft, zu der Frau Kraft ihre Kinder sowie Freunde und Bekannte einlud, die sie über weite Strecken ihrer mehr als 50jährigen schriftstellerischen Arbeit begleitet hatten. Eine Ausstellung mit Büchern und Schriftgut zum literarischen Schaffen von Ruth Kraft fand regen Zuspruch bei den Gästen.

 

-  Mai 2012: Führung zu 125 Jahre Esperanto:

Das Jubiläum 125 Jahre Esperanto bot Anlass für eine gut besuchte Führung für Esperantisten am 11. Mai 2012. Zeugnisse der Bewegung der Esperantisten in der Bibliothek und im Archiv wurden in einer Ausstellung präsentiert.

  

-  2013: Jubiläum „20 Jahre Stiftung“:

Am 16. April 2013 feierte die SAPMO ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer feierlichen Jubiläumsveranstaltung in Anwesenheit von Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Professor Horst Möller, hielt die Festansprache. Die anschließende Podiumsdiskussion umriss die Arbeit der Stiftung aus verschiedenen Perspektiven.

 

-  Januar 2019: Konferenz zur Ermordung von Rosa Luxemburg:

Aus Anlass des 100. Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg fand am 9. Januar 2019 in Lichterfelde eine Konferenz statt. Veranstalter waren der Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. und die Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft; die Stiftung präsentierte eine Archivalienausstellung und gab einen Einführungsvortrag in den Luxemburg-Nachlass.

9 Publikationen der SAPMO

Die Stiftung war immer wieder auch als Herausgeberin von Publikationen zu den eigenen Beständen tätig. Einige ausgewählte Veröffentlichungen sollen hier aufgeführt werden:

Informationen zu den Beständen und der Arbeit der SAPMO:

- Die Bestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: Kurzübersicht (Berlin 1996)

- Führer zu Archiv- und Bibliotheksbeständen, hrsg. Von der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Berlin 2006)

- Einsichtnahme. Aus der Arbeit der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv 1993 bis 2012 (Koblenz 2012)

Bibliographien:

- Bibliotheksbriefe:

Von der Bibliothek der SAPMO herausgegebene thematische Bibliografien. Sämtliche erschienene Bibliotheksbriefe seit 1993 können als pdf-Datei im Online-Katalog heruntergeladen und in Einzelexemplaren geliefert werden.

- Bibliographie zur Geschichte der DDR:

Neuerwerbungen der Bibliothek zur Geschichte der DDR, die quartalsweise erscheinen. Seit 2020 wird die Bibliografie online vertrieben. Alle gedruckten Ausgaben inklusive der Volltexte sind im Bibliothekskatalog verzeichnet.

Edition von Archiv- und Bibliotheksgut der SAPMO:

- Mikrofiche-Edition der Protokolle des Politbüros des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (verschiedene Bände)

- Tarnschriften 1933 – 1945. Mikrofiche-Edition unter Verwendung der Bibliographie der Tarnschriften 1933 bis 1945 von Heinz Gittig (München 1997)

- Für Frieden und Sozialismus. Plakate der Parteien und Massenorganisationen der DDR (Berlin 2006)