Machtzentralen nationalsozialistischen Terrors
Rückgratbestände zu Gestapo, SS, SA und der Innenverwaltung des Deutschen Reichs online recherchierbar.
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Die schriftliche Überlieferung des Reichssicherheitshauptamts bildet im Bundesarchiv den Bestand R 58. Als zugleich staatliche Behörde und Parteidienststelle in Form des zentralen SS-Hauptamts gelten seine schriftlichen Überreste zu Recht als Rückgratbestand für den Überlieferungsbereich "Inneres und SS".
Im Dezember 2018 konnte die Bearbeitung der insgesamt knapp 10.000 Archivalieneinheiten (AE) abgeschlossen werden.
Erheblichen Zuwachs erhielt der Bestand durch die Integration der Sammlung "Hexen-Sonderkommando des Amts VII" sowie von über 4.000 Akten und diversen Karteien aus der Sammlung "NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR" (NS-Archiv des MfSMinisterium für StaatssicherheitDas Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische...).
Etwa 700 AE wurden vollständig neu erschlossen und dem Bestand angegliedert, der sich mit seinen Überlieferungsteilen aus dem Bundesarchiv vor 1990, dem Zentralen Staatsarchiv der DDR, dem Zentralen Parteiarchiv der SED und dem Instytut Pamiȩci Narodowej in Polen zuvor mehr als inhomogen dargeboten hatte.
Alle Erschließungsdaten aus den Findbüchern und diversen Inventaren und Karteien wurden händisch in die Datenbank BASYS des Bundesarchivs eingegeben, abgeglichen, korrigiert und ergänzt, gegebenenfalls auch gekürzt.
Große Teile des Bestands mussten einer Revision unterzogen werden. Dabei wurden wesentliche Inhalte vieler Akten erstmalig verzeichnet. So viele Überlieferungsschichten zu integrieren waren, so aufwändig gestalteten sich das Bilden von Serien und die klassifikatorische Zuordnung der Verzeichnungseinheiten (VE).
Erstmalig seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind nun die in Deutschland verwahrten Teilbestände in einer gemeinsamen Klassifikation dargestellt. Alle Erschließungsdaten und eine umfangreiche Bestandsbeschreibung sind online über das Recherchesystem invenio abrufbar.

SS und Polizei
Daneben wurden weitere Überlieferungen von SS- und Polizei-Dienststellen bearbeitet: Rund 7.400 so genannte "SS-Listen" aus den Sammlungen "Berlin Document Center (BDC)" und "NS-Archiv des MfS" ergänzen seit 2018 den Bestand NS 33 (SS-Führungshauptamt).
Online-Findbücher waren in den Vorjahren zu folgenden Beständen (mit ca. 6.500 VE) erstellt worden:
- NS 19 (Persönlicher Stab Reichsführer-SS)
- NS 32 II (SS-Helferinnenschule Oberehnheim)
- NS 34 (SS-Personalhauptamt)
- NS 47 (Allgemeine SS: SS-Oberabschnitte, SS-Abschnitte und unterstellte Einheiten außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland)
- NS 48 (Sonstige zentrale Dienststellen und Einrichtungen der SS)
- R 20 (Truppen und Schulen der Ordnungspolizei/Chef der Bandenkampfverbände)
- R 70 (Polizeidienststellen in den besetzten Gebieten) ELSASS, GRIECHENLAND, JUGOSLAWIEN, NORWEGEN, SOWJETUNION, POLEN und LOTHRINGEN
Alle Bestände wurden mit Sachakten aus den Sammlungen "NS-Archiv des MfS" und "BDC" ergänzt.
Beendet werden konnte 2018 auch die Bearbeitung der diversen Teilbestände von NS 4 (Konzentrationslager) mit ca. 500 VE: NS 4 AU (Auschwitz), DA (Dachau), GR (Groß-Rosen), HE (Herzogenbusch), HI (Hinzert), LI (Lichtenburg), LU (Lublin), MA (Mauthausen), NA (Natzweiler), NE (Neuengamme), RA (Ravensbrück), SA (Sachsenhausen), ST (Stutthof), ANH. (Anhang).
In den Bestand NS 23 (Oberste SA-Führung) wurden zahlreiche Akten integriert. Umfangreiche Nacherschließungen fanden ebenfalls an den Beständen NS 2 (SS-Rasse- und Siedlungshauptamt), NS 3 (SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt) und NS 31 (SS-Hauptamt) statt. Der Bestand R 19 (Hauptamt Ordnungspolizei) wurde 2016 mit 115 Personalakten von Mitarbeitern des Staatskrankenhauses der Polizei ergänzt.
Der große Teilbestand "ZX – Staatskrankenhaus der Polizei" aus der Sammlung "NS-Archiv des MfS" war bereits einige Jahre zuvor mit seinen Krankenakten und einer umfangreichen Patientenkartei in den Bestand integriert worden. Dabei waren AE zu bilden und eine Neuerschließung durchzuführen (insgesamt ca. 10.700 VE).
323 Akten des Teilbestands mit der Altsignatur "V-5" und 305 Personalakten wurden neu erschlossen sowie über 500 AE aus der Sammlung "BDC" in den Bestand R 19 integriert.
Reichsministerium des Innern und nachgeordneter Bereich
Weit fortgeschritten, aber noch nicht ganz abgeschlossen ist die Bearbeitung des Bestands R 1501 (Reichsministerium des Innern). Der mit ca. 52.000 retrokonvertierten VE sehr umfangreiche Bestand besteht aus mehreren Überlieferungsschichten, deren Klassifikationen in einem gemeinsamen Schema zusammenzuführen sind.
Abgeschlossen wurde die Bearbeitung von Überlieferung aus dem nachgeordneten Bereich des Innenministeriums sowie aus dem Bereich "Inneres" im weiteren Sinne, darunter der Bestände
- R 36 (Deutscher Gemeindetag) mit 2.806 VE
- R 72 (Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten) mit 2.390 VE
- R 80 (Zentralnachweiseamt für Kriegerverluste und Kriegergräber) mit 21 VE
- R 1505 (Reichsstelle für das Auswanderungswesen) mit 45 VE
- R 1509 (Reichssippenamt) mit 1.331 VE
- R 1516 (Reichsamt für Landesaufnahme) mit 160 VE
- R 1603 (Rheinische Volkspflege) mit 872 VE
- R 8035 (Ruhrkämpferbund) mit 7 VE
- R 8036 (Saarbildarchiv) mit 88 VE
- R 8049 (Verband der Stadt- und Landkreise der besetzten Gebiete) mit 227 VE
- R 8076 (Organisationskomitee der IV. Olympischen Winterspiele 1936) mit 600 VE
- R 8077 (Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936) mit 305 VE
- R 8078 (Organisationskomitee der V. Olympischen Winterspiele 1940) mit 58 VE
- NS 25 (Hauptamt für Kommunalpolitik) mit 1.881 VE
Retrokonversion
Um Recherchen auf zeitgemäßem Niveau gewährleisten zu können, führt das Bundesarchiv Maßnahmen zur Überführung analoger Erschließungsdaten aus Findbüchern und Karteien in eine digitale Form durch. Diese Retrokonversion wird entweder von Archivmitarbeiterinnen und -mitarbeitern von Hand durchgeführt, indem die Daten in die Datenbank BASYS eingetragen werden, oder von externen Dienstleistern erledigt.
Folgenden zumindest teilweise retrokonvertierten Beständen wurden zahlreiche AE angegliedert, die neu erschlossen werden mussten
- R 1506 (Reichsarchiv)
- R 1507 (Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung/Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern)
- R 1601 (Reichsministerium für die besetzten Gebiete)
- NS 45 (Parteidienststellen der NSDAP außerhalb des Gebietes der BRD)
- R 138 I-II (Behörden der allgemeinen inneren Verwaltung und der kommunalen Selbstverwaltung in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen und Wartheland)
Die Retrokonversion zog in der Regel aufwändige Zusatzarbeiten nach sich: Revisionen kritischer Signaturenbereiche, Überarbeitung der Bestandsklassifikation sowie der Aktenserien, Korrektur und Anpassung der Verzeichnungsdaten an die Richtlinien des Bundesarchivs.
Integration von diversen Überlieferungsteilen
Zu den meisten Beständen aus der Zeit des Deutschen Reichs existierten mindestens zwei, wenn nicht mehrere Überlieferungsschichten, die aus verschiedenen Verwahrorten ins Bundesarchiv gelangt waren, nicht zuletzt aus dem Berlin Document Center und dem "NS-Archiv" des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Häufig waren umfangreiche Sortierarbeiten notwendig. Zudem mussten zahlreiche Akten umsigniert und Verzeichnungsdaten inklusive der Klassifikationen harmonisiert werden, um die Akten der betreffenden Provenienzstellen in einem Bestand integrieren zu können. Dabei fielen auch in bemerkenswertem Umfang Abgaben an in- und ausländische Archive sowie Transfers in andere Bestände des Bundesarchivs an.
Beteiligte
An den Erschließungsarbeiten zu Beständen der Überlieferungsbereiche "SS, SA, Inneres" waren zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesarchivs beteiligt: Den Bestand R 58 bearbeiteten Sabine Dumschat und Jana Mornhinweg. Zurückgreifen konnten sie dabei auf die Vorarbeiten von Heinz Boberach, Dietrich Muregger, Botho Brachmann, Charlotte Schwotzer und Ilse Krause.
Unterstützend mitgewirkt haben außerdem: André Bochynski, Anne Clarissa Haupt, Matti Spieler, Ralf Engel, Anna Lüders, Stefan Langheinrich, Christiane Botzet, Sarah Kowark, Josepha Schwerma, Jasmin Czech, Rainer Jungnickel, Eric Prokesch, Konrad Schellbach, Kristina Schmuhl, Hubertus Holschbach, Matthias Söhring und Heike Zemella.
Die Bearbeitung von R 1501 leisteten Jana Blumberg, Sabine Gresens und Manuel Fix. Zeitweilig assistierten im Rahmen ihres Praktikums Konrad Schellbach und Josepha Schwerma. Zahlreiche AE wurden von Sabine Gresens und Sabine Dumschat nacherschlossen. Mit der Erfassung von Einzelfällen amtlicherseits durchgeführter Namensänderungen befasste sich vor allem Sandra Ost unter der Mitarbeit von mehreren Auszubildenden.
Bei allen nachfolgend genannten Projekten leiteten Sabine Gresens oder Sabine Dumschat die Erschließungsarbeiten an. Die Redaktion der Online-Findbücher besorgte jeweils Sabine Dumschat:
Die Bestände NS 33 und NS 34 bearbeitete Lutz Möser. Die Ergänzung des Bestands NS 19 erledigte André Bochynski. Den Bestand NS 32 II (SS-Helferinnenschule Oberehnheim) bearbeitete Stefan Langheinrich, eine personenbezogene Nacherschließungen ergänzte später Krzysia Grelka. Daniel Watermann bearbeitete NS 47 (Allgemeine SS: SS-Oberabschnitte, SS-Abschnitte und unterstellte Einheiten außerhalb des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland).
Sabine Gresens schloss den Bestand NS 48 (Sonstige zentrale Dienststellen und Einrichtungen der SS) ab. Die Bestände NS 4 überarbeitete Heinz Fehlauer. Das von Kerstin Weller bearbeitete Findbuch zu NS 23 ergänzte Sabine Dumschat. Den Beständen NS 2, NS 3 (Online-Findbuch von Walter Naasner) und NS 31 (SS-Hauptamt) fügten Manuel Fix, Fabian Forst und Sabine Dumschat noch nacherschlossene AE hinzu.
Der Teilbestand "ZX" des "NS-Archivs des MfS" wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ermittlungsdienstes der Abteilung Deutsches Reich unter Mitwirkung von Sophie Kristin Bachmann und Sarah Liebscher in den Bestand R 19 integriert. "V-5"- und Personalakten bearbeiteten Manuel Fix, Rainer Jungnickel und Annett Heidecke. Manuel Fix besorgte auch die Integration der AE aus der Sammlung "Berlin Document Center".
Die Bearbeitung von R 20 besorgte Daniel Watermann, von R 70 Ines Matschke nach Vorarbeiten von Kerstin Weller und Michael Schwarz. R 1505 stellten Karl-Heinz Eggert und Sabine Dumschat fertig, R 36 Lena Dengler und Sabine Gresens, R 8049 Claire Maunoury, R 1509 Sabine Gresens, R 72 Stefan Langheinrich, R 1516 Ilona Denner, R 80 Karl-Heinz Eggert, R 8076 Mathis Leibetseder, Rouven Pons und Stefan Selbmann, R 8077 Nicolai M. Zimmermann und R 8078 Mechthild Krüger, R 8035 Silvia Schmidt und R 8036 Wilfried Bartnick. R 1603 erschlossen Claire Maunoury und Miriam Arold, NS 25 überarbeiteten Sabine Gresens und Manuel Fix.
Nacherschließungen an R 1506, R 1507, R 1601, NS 45, R 138 nahmen Kerstin Weller, Sabine Gresens, Sabine Dumschat und Manuel Fix vor.
Umfangreiche Abgaben an in- und ausländische Archive sowie Transfers in andere Bestände des Bundesarchivs erledigten Sabine Dumschat, Sabine Gresens, Fabian Forst und Manuel Fix.
Bis vor kurzem wurden alle vollständig bearbeiteten Bestände noch in Form von Online-Findbüchern präsentiert. Seit Neuerem kann online direkt auf die Datenbank des Bundesarchivs zugegriffen werden. Die archivzugangsrechtlich unbedenklichen Erschließungsinformationen sind über das Recherchesystem invenio abrufbar.