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Nachlass des Bundes­verfassungs­richters Helmut Simon im Bundesarchiv zugänglich

Der Nachlass des ehemaligen Bundes­verfassungsrichters Helmut Simon wurde im Bundesarchiv archivisch bearbeitet und steht nun der Öffentlichkeit zur Auswertung zur Verfügung. Ein Bild- und ein Tonbestand ergänzen die schriftliche Überlieferung.

Bild von Helmut Simon bei einer Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts im Jahre 1974
Helmut Simon bei einer Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts im Jahre 1974Quelle: BArch, B 145 Bild-F044188-0024a / Reinke, Engelbert

Helmut Simon gehörte als Jurist und Richter, zuletzt im Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts, nicht nur zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte, sondern trat Zeit seines Lebens vielfach auch als gesellschaftlich engagierter und streitbarer evangelischer Christ in Erscheinung. Dies spiegelt sich in einzigartiger Weise in seinem an das Bundesarchiv abgegebenen Nachlass wider.
So wirkte er als Bundesverfassungsrichter an mehreren bedeutsamen Leitsatzentscheidungen mit, unter anderem dem Brokdorf-Beschluss von 1985 und dem Numerus-clausus-Urteil von 1977. Zugleich trat er in mehreren Sondervoten in Opposition zur Senatsmehrheit: etwa beim Urteil zum Schwangerschaftsabbruch 1975. Im Nachlass äußert sich diese streitbare Haltung in den gerichtsinternen Auseinandersetzungen bezüglich seiner Äußerungen zum NATO-Doppelbeschluss und zur Kriegsdienstverweigerung.

Das Engagement im Bereich der evangelischen Kirche und Theologie wird besonders anhand der umfangreichen Dokumentation zu den Deutschen Evangelischen Kirchentagen von 1969 bis 1999 deutlich, in deren Präsidium und als deren Präsident er aktiv war. Weitere Unterlagen zeigen sein Wirken in der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Ökumene.

Das gesellschaftlich-politische Engagement kommt in zahlreichen Vorträgen, Gesprächen und Publikationen zu einer Vielzahl öffentlich mitunter sehr kontrovers diskutierter Themen zum Ausdruck, wie etwa Kriegsdienstverweigerung, Frieden und Abrüstung, Sozialstaatlichkeit oder Demonstrations- und Versammlungsfreiheit. Wie auch als Richter, scheute es Simon dabei nicht, umstrittene Meinungen zu vertreten. Kontakte mit bekannten Persönlichkeiten (u. a. Karl Barth, Martin Niemöller) und teils enge Freundschaften (u. a. mit Johannes Rau) verweisen auf seine ausgedehnten Vernetzungen in Politik, Theologie und Kirche. Tagebücher und Briefe ermöglichen darüber hinaus einen Blick auf den privaten Menschen.

Der Nachlass ist unter der Signatur N 1440 über invenio recherchierbar. Die Benutzung unterliegt keinen anderen Beschränkungen als der Beachtung von Persönlichkeits­schutzrechten und schutzwürdigen Belangen Dritter.

Kontakt

Serviceteam Koblenz

Telefon: 0261 505-1143
E-Mail: koblenz@bundesarchiv.de