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Verleihung von Orden / Auszeichnung (?) von Soldaten der Luftwaffe auf einem Flugplatz in Frankreich

Verleihung von Orden / Auszeichnung (?) von Soldaten der Luftwaffe auf einem Flugplatz in Frankreich (1941/1942), Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-595-0336-19 / Fotograf: Kühn

Flugplätze und Fliegerhorste der deutschen Luftwaffe und deren übergeordnete Organisation im Zweiten Weltkrieg

Hier finden Sie Recherchehinweise zur Flugplatzorganisation der deutschen Luftwaffe.

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Einführende Informationen

1. Bei welchen Fragestellungen muss ich mich mit den Unterlagen der Flugplatzorganisation beschäftigen?

  • Fragen bezogen auf die Aktivitäten der deutschen Luftwaffe an einem bestimmten Ort/einer bestimmten Region (z. B. Wie finde ich Informationen über die Aktivitäten der deutschen Luftwaffe in meiner Heimatregion in Frankreich?)
  • Fragen zu Flugzeugabstürzen deutscher oder alliierter Flugzeuge über von der deutschen Wehrmacht kontrolliertem Gebiet
  • Ereignisse bezogen auf bestimmte Akteure (z. B. Wie finde ich Informationen zu einem Luftkampf/zu einem deutschen Luftangriff in der Region/im Ort XY?) → Hinweis: Die Bodenorganisation war ortsfest, jedoch wechselten die Verbände, die diese Infrastruktur nutzten, relativ häufig, weil sie aus operativen Gründen an andere Standorte verlegt wurden. Wenn Sie also Informationen zu einem bestimmten Ereignis (Kämpfen, Abstürzen etc.) suchen, sollten Sie auch die Unterlagen der fliegenden Verbände, die in dieses Ereignis verwickelt waren, in Ihre Forschung mit einbeziehen. Nähere Informationen, wie Sie sich in diesen Archivbeständen zurecht finden, können Sie unserem Research Guide „Die fliegenden Verbände der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, Recherche im Bundesarchiv“ entnehmen. Bei Bedarf schicken wir Ihnen diesen gerne zu.

2. Ein vorauszuschickender Hinweis

Von der ehemaligen deutschen Luftwaffe sind nur unbedeutende Aktensplitter einzelner Dienst- und Kommandostellen sowie Verbände und Einheiten erhalten geblieben. Die Masse des seinerzeit entstandenen Schriftgutes wurde bedauerlicherweise vernichtet. Aus diesen Gründen lassen sich Sachverhalte häufig nicht mehr aus unseren Quellen klären.

Dies bedeutet, dass es im konkreten Fall sehr häufig vorkommen wird, dass die im Folgenden erklärten Wege der Recherche früher oder später in einer Sackgasse enden, da von einer ermittelten Organisationseinheit keine oder nur sehr wenige Unterlagen die Kriegsereignisse überdauert haben.

Nähere Informationen zur Überlieferungssituation bei den Unterlagen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und Waffen-SS finden Sie auf der Seite „Spezielle Bereiche militärischer Unterlagen“.

3. Welche Angaben müssen mir bekannt sein, um die Dokumente nutzen zu können?

Sie müssen naturgemäß den Ort oder die Region kennen, auf den oder die sich Ihre Frage bezieht. Ohne diese Information können Sie nicht ermitteln, in welchen Beständen der Bodenorganisation Sie suchen müssen.

4. Aufgaben und Aufbau der Flugplatzorganisation der Luftwaffe

Aufgabe der – noch deutlich mehr Stellen als die hier beschriebenen umfassende - Bodenorganisation der Luftwaffe war es u.a., den fliegenden Verbänden geeignete Flugplätze zum Starten und Landen anzubieten, für die Verpflegung und Unterbringung der Truppe zu sorgen und die Wartung, Munitionierung sowie die Instandsetzung der Flugzeuge sicherzustellen.

Die Bodenorganisation der Luftwaffe war wie alle militärischen Organisationen hierarchisch gegliedert. Es gab mehrere Ebenen, jeder Ebene unterstanden mehrere Stellen der jeweiligen darunter liegenden Ebene. Diese Ebenen kommunizierten intensiv miteinander, Befehle wurden von oben nach unten erteilt, Berichte von unten nach oben erstattet. Erfolgte diese Kommunikation schriftlich, besteht die Möglichkeit, dass sie in den Beständen des Bundesarchivs zu finden ist.

Aus diesem Grund können Informationen, die einen bestimmten Bereich betreffen, immer auch auf der jeweils nächsthöheren Ebene der Befehlshierarchie gesucht werden. Dies kann auch dann hilfreich sein, wenn von der gesuchten Stelle keine Unterlagen mehr vorhanden sind. In diesem Fall kann die nächsthöhere Ebene in die Suche mit einbezogen werden.

Eine durch wiederholte Grenzänderungen wechselnde Zahl militärischer Flugplätze (Ebene 1), auf denen Kommandanturen bzw. Platzkommandos den Dienstbetrieb regelten, wurde in einem Flughafenbereich unter einem Kommando des Flughafenbereichs (Kdo.Fl.B. - später Koflug, Ebene 2) zusammengefasst. Mehrere Flughafenbereiche bildeten den von einem Luftgaukommando geführten Luftgaubereich (Ebene 3).

4.1 Ebene 1: Flugplatz

Die von der Luftwaffe betriebenen militärischen Flugplätze - es handelte sich um Landflugplätze und Seeflugplätze - wurden eingeteilt in:

  • Fliegerhorste (Land und See)
  • Einsatzplätze (Land und See)
  • Feldflugplätze
  • Seeflugstützpunkte
  • Gefechtslandeplätze
  • Arbeitsplätze
  • Scheinflugplätze

Insgesamt bildeten sie den wesentlichen Teil der Fliegerbodenorganisation.

Fliegerhorste waren voll ausgebaute Plätze, auf denen im Frieden ständig Flugbetrieb herrschte. Sie bildeten die Friedensstandorte der fliegenden Verbände, der Fliegerschulen, der Fliegerausbildungsregimenter und von höheren Nachschubeinrichtungen (Luftzeugämter und Luftparke). In jedem Flughafenbereich wurde ein Fliegerhorst als Leithorst bestimmt. Dieser war seit dem 1. Juli 1939 zugleich Sitz des Kommandanten eines Flughafenbereichs.

Ab 1935 wurden zur Entflechtung und Tarnung des Aufmarsches eine Reihe weitgehend getarnter, unbesetzter Einsatzplätze, die so genannten E-Häfen, geschaffen. Unterschieden wurde - abhängig von dem Ausbau ihrer Anlagen - zwischen Einsatzplätzen I. und II. Ordnung. E-Häfen waren in erster Linie für den Einsatz von Kampf-, Sturzkampf- und Zerstörergeschwadern vorgesehen.
Leichte Verbände wie Aufklärer, Schlachtflieger und Jäger mit eigener Bodenorganisation waren in der Regel auf Feldflugplätzen untergebracht.

Als Seeflugstützpunkte wurden Plätze bezeichnet, auf denen im Frieden Luftdienstkommandos und Luftdienstteilkommandos ständig Flugbetrieb durchführten.

In der Nähe von Gefechtsständen der Kommandostellen, die über Aufklärungsverbände verfügten, gab es zum Landen behelfsmäßig eingerichtete Gefechtslandeplätze, die den Aufklärern als Zwischenlandeplätze dienten.
Arbeitsplätze waren Nebenplätze eines mit einer Schule (Flugzeugführerschule) belegten Fliegerhorstes, die den Horst während des laufenden Schulbetriebs entlasten sollten.

Scheinflugplätze sollten die feindliche Luftaufklärung täuschen und angreifende feindliche Verbände zum Bombenabwurf veranlassen.
Detaillierte Informationen zur Organisation der Flugplätze finden Sie in unserer Archivdatenbank invenio in den Bestandsinformationen zum Bestand RL 21 unter dem Punkt „Informationen zur Provenienz“.

4.2 Ebene 2: Flughafenbereich

Die Bodenorganisation der Luftwaffe war innerhalb des Luftgau- bzw. Feldluftgaubereichs in Flughafenbereichskommandos aufgeteilt, denen die ihnen zugeordneten Fliegerhorstkommandanturen unterstanden. Die unterstellten Flugplätze waren durch Fernsprech- und Fernschreibleitungen - das Flughafenbereichsnetz - an den Leithorst angeschlossen. Der Leithorst war der Sitz des Kommandanten des Flughafenbereichs. Ihm oblag der Bau, die Instandhaltung und Tarnung sowie Luft- und Erdverteidigung der Anlagen der Fliegerbodenorganisation, die Steuerung des Flugbetriebs auf den Flugplätzen, Ausbau und Betrieb der erforderlichen Nachrichtenverbindungen, die Versorgung der zum Flughafenbereich gehörenden und der dort stationierten Dienststellen und Einheiten sowie die Unterstützung der Einheiten der Flakartillerie und Luftnachrichtentruppe beim Ausbau ihrer Stellungen.

4.3 Ebene 3: Luftgau

Seit dem 1. April 1936 wurden unterhalb der Luftkreiskommandos 15 Luftgaukommandos gebildet, deren Zahl sich am 1. Juli 1938 auf 10 verminderte. Im 2. Weltkrieg wurden weitere Luftgaue zusammengelegt, in den angegliederten Gebieten neue geschaffen, während in den besetzten Ländern Feld-Luftgaukommandos entstanden. Die Grenzen der Luftgaue bzw. ihre regionale Zuständigkeit wurden sehr oft verändert. Dies kann eine Recherche in diesen Unterlagen erschweren.

Die Luftgaukommandos hatten die Mobilmachung vorzubereiten. Im Krieg oblagen ihnen die Luftverteidigung, die Bodenorganisation, der Luftschutz, die Flugsicherung, der Flugmeldedienst und die Luftwaffengerichtsbarkeit. Übergeordnete Dienststellen waren zunächst die Luftwaffen- bzw. Luftkreiskommandos (vor 1939), dann die Luftflotten.

Quellen im Bundesarchiv

Die unter 4 beschriebenen Strukturen sind im Bundesarchiv in einer Vielzahl von Archivbeständen abgebildet. Diese Bestände wurden so gebildet, dass sie die ursprüngliche Organisation möglichst weitgehend so abbilden, wie sie tatsächlich bestanden hat.

Die Bestände der Luftwaffenbodenorganisation finden Sie in der Tektonik des Bundesarchivs unter dem Punkt Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) / Militär / Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 / Luftwaffe / Befehlshaber und Kommandanturen

Die Archivalien können nur im Benutzersaal eingesehen werden:
Ebene 1: Flugplatz, RL 21 (Fliegerhorstkommandanturen und Flugplatzkommandos der Luftwaffe)
Ebene 2: Flughafenbereich, RL 20 (Flughafenbereichskommandos der Luftwaffe)
Ebene 3: Luftgau Bestandsgruppe, RL 19 (Luftgaukommandos und Luftgaustäbe)

In den jeweiligen Bestandsinformationen finden Sie detaillierte weiterführende Informationen zu den Dienststellen und den von diesen erhalten gebliebenen Unterlagen.

Hinweis: In bestimmten Gebieten (hier v.a. Norwegen sowie Frankreich, Belgien-Nordfrankreich und Niederlande) waren auch die Luftflotten in Fragen der Bodenorganisation eingebunden (Bestandsgruppe RL 7). Die Archivalien können teilweise im Internet eingesehen werden.

Wie bewege ich mich für meine Recherche durch diese Bestände?

Falls Sie konkret einen bestimmten Flugplatz suchen, sollten Sie zunächst im Bestand RL 21 anhand der dort angelegten Gliederung prüfen, ob von diesem Flugplatz noch Unterlagen erhalten geblieben sind.

In einem nächsten Schritt können Sie den übergeordneten Flughafenbereich im Bestand RL 20 prüfen.

Zuletzt kommt noch das diesem übergeordnete Luftgaukommando in der Beständegruppe RL 19 in Betracht.

Informationen, die in der militärischen Hierarchie nach oben gemeldet wurden, wurden mit jeder Ebene, die sie nach oben gelangten, weiter verdichtet und aggregiert. Die Chancen, zu einem konkreten Einzelfall in einem eng umgrenzten örtlichen Bereich Informationen zu finden, sinken also mit jeder Ebene, die Sie nach oben steigen.

Bei diesem Vorgehen müssen Sie natürlich die Lage und die Grenzen der Flughafenbereiche und der Luftgaue kennen. Da diese Grenzen sich im Lauf der Zeit häufig änderten, müssen Sie auch den genauen Zeitraum, der Sie interessiert, berücksichtigen. Informationen hierzu finden Sie im Archivbestand des Bundesarchivs RL 2-III (Generalstab der Luftwaffe / Generalquartiermeister) unter dem Klassifikationspunkt „7 Abteilung Luftwaffenbodenorganisation“. Die Archivalien können vollständig im Internet eingesehen werden. Hier finden sich Karten zur Lage der Flugplätze und den Grenzen der Flughafenbereiche und der Luftgaue. Auch in den Beständen der jeweiligen Luftgaukommandos können einzelne entsprechende Unterlagen unter dem Klassifikationspunkt „Quartiermeister“ zu finden sein.

Literatur und weiterführende Informationen

Wir empfehlen Ihnen auch einen Blick in die laufend aktualisierten Angaben zur einschlägigen Forschungsliteratur in den Bestandsinformationen der vorgestellten Bestände unter dem Punkt „Literatur“.

Ansprechpartner

Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

Wiesentalstraße 10
79115 Freiburg

Telefon: 030 18 665-1149
E-Mail: militaerarchiv@bundesarchiv.de