Storkow 1956: Anlässlich des Ungarischen Volksaufstands legte eine ostdeutsche Abiturklasse im Unterricht eine Schweigeminute ein, um ihre Solidarität mit den Opfern der Niederschlagung auszudrücken. Die einfache Geste wird in den Augen der Vertreter der SED-Diktatur schnell zu einer "konterrevolutionären Aktion" – mit Folgen für die beteiligten Schüler.
Dietrich Garstka war einer dieser Schüler. Er fasste die Ereignisse und deren Folgen im Buch "Das schweigende Klassenzimmer" zusammen. Die Verfilmung lief 2018 auf der Berlinale. Nun präsentierten der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, die Robert-Havemann-Gesellschaft und der Filmverleih Studiocanal den Film 120 Schülerinnen und Schülern im ehemaligen Offizierskasino der "Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie".
Mit dabei war Lena Klenke, die im Film eine der Hauptrollen verkörperte. "Der Film macht deutlich, wie schwierig es in dieser Zeit war, seine Meinung zu vertreten", erklärte sie im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Die banale Aktion der Schweigeminute habe für die Betroffenen weitreichende Folgen gehabt, die so nicht gewollt waren. Die Schülerinnen und Schüler flogen von der Schule, DDR-weit wurden sie nicht mehr zum Abitur zugelassen. Viele aus der Klasse sahen keinen anderen Ausweg, als ihre Familien zurück zu lassen und aus der DDR zu fliehen.