Dank einer Leihgabe des Privatsammlers Jan Grünberg präsentiert die Bundesarchiv-Erinnerungsstätte seit kurzem einen der wenigen erhaltenen Offizierssäbel der ersten gesamtdeutschen Flotte, die während der Revolution 1848/49 geschaffen wurde. Zusammen mit Bildern und Dokumenten des Bundesarchivs veranschaulicht die Waffe eine heute fast vergessene Facette der Revolution und bereichert so die Dauerausstellung der Erinnerungsstätte um ein weiteres spannendes Ausstellungsstück.
1848/49 grassiert in Deutschland das „Flottenfieber“: Überall bilden sich Vereine, die Geld für den Bau von Kriegsschiffen sammeln. Regelmäßig lässt sich die in Frankfurt tagende Nationalversammlung von den Spendenaktionen berichten. Auch das weitab von der Küste liegende Baden und die Festungsstadt Rastatt werden von der Begeisterung erfasst. So vermeldet die am 31. Juli 1848 stattfindende Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung ein Spende von 240 Gulden als „Ertrag einer Verlosung weiblicher Arbeiten in Rastatt, und eines, von mehreren Musikfreunden daselbst veranstalteten Concerts“.
Die Flottenbegeisterung hat einen ernsten Hintergrund: In den von Dänemark beherrschten Herzogtümern Schleswig und Holstein rebelliert im Frühjahr 1848 die deutschsprachige Minderheit. Der Aufstand wird durch mehrere deutsche Staaten unterstützt. Doch auf dem Meer ist die Seemacht Dänemark weit überlegen. Eine gesamtdeutsche Flotte soll der dänischen Marine Paroli bieten. Tatsächlich gelingt es binnen kurzer Zeit, eine Flotte von knapp 40 größeren und kleinen Kriegsschiffen aufzustellen. Teilweise treibt die Flottenbegeisterung auch skurrile Blüten: In den Marineakten finden sich Vorschläge für den Bau „eigentümlicher unabwehrbarer Zerstörungsmittel“ wie die eisernen Luftdampfschiffe des Erfinders L. A. Leinberger oder der Entwurf des Halberstädter Regierungs-Geometers Gustav Winkler für ein Ein-Mann-Tauchboot.
