Aufs engste verknüpft mit der Erinnerung an das politische Jahr 1974 bleibt der Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler. Den Anlass bildete die dramatische Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume. Der Fortbestand der SPD-FDP-Koalition war davon zwar nicht berührt, unumgänglich wurde jedoch eine wesentliche Umbildung der Bundesregierung unter dem neuen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Mit dem umgestalteten Kabinett gelang es, die sozial-liberale Reformpolitik trotz der sich krisenhaft verändernden Wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen, die sich bereits nach dem fulminanten Wahlsieg im November 1972 und längst vor dem Spionagefall abgezeichnet hatten, weiterzuverfolgen. Dauerhafte Herausforderungen für die Bundesregierung waren zudem die schwierige Weiterentwicklung der Europäischen Gemeinschaften und die Gefährdung der inneren Sicherheit durch terroristische Anschläge. Hoffnungen auf eine friedliche internationale Entwicklung für die gerade 25 Jahre alte Bundesrepublik verbanden sich mit der neuen Ost- und innerdeutschen Politik sowie dem KSZE-Prozess. Einen Fixpunkt in der deutschen Sportgeschichte bildet bis heute der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft.
(Auszug aus dem Geleitwort des Präsidenten des Bundesarchivs)
Bibliografische Angaben
Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung
Band 27: 1974
bearbeitet von Uta Rössel unter Mitwirkung von Christine Fabian, Veronika Heyde-Görtz und Christoph Seemann
Herausgegeben für das Bundesarchiv von Michael Hollmann
Bundesanzeiger Verlag
Erscheinungsort und -jahr: Köln 2020
ISBN: 978-3-96794-076-3
Umfang: 685 S.