Unter der Leitung von Prof. Susanne Freund und Uwe Jung, Fachhochschule Potsdam, befassten sich 14 Studierende des Archiv- und Bibliothekswesens mit den Entstehungskontexten von archivischer Überlieferung zur deutschen Kolonialzeit und zeitgemäßen Möglichkeiten ihrer Präsentation.
Lea Bischofs, Bundesarchiv, führte die Gruppe durch die Archivgebäude in Berlin-Lichterfelde. Anhand ausgewählter Originale lernten die Studierenden Kolonialüberlieferung von Behörden, Wirtschaftsunternehmen, Verbänden und Privatpersonen kennen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem umfangreichen Bestand Reichskolonialamt zu, der auch online zugänglich ist.
Unter dem Titel „Koloniale Amnesie? - Archive zur Geschichte der deutschen Kolonien" beleuchtete der Beitrag von Sabine Herrmann, Bundesarchiv,
- die verschlungenen Wege der Kolonialüberlieferung seit 1914,
- bilaterale Projekte zur Sicherung, Erschließung und Bereitstellung sowie
- Herausforderungen und interkulturelle Brücken bei der Vermittlung von Kolonialüberlieferung.
In einer Übung wurde die Bedeutung von Aktenkunde und Quellenkritik für das Verständnis historischer Quellen herausgearbeitet. Die anschließende Diskussion streifte Themen wie
- Sinnhaftigkeit der Übersetzung von Findmitteln,
- Formen künftiger Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern,
- Straßenumbenennungen,
- Museumsobjekte aus kolonialen Kontexten.
Den Studierenden dürfte deutlich geworden sein, dass gerade in den Archiven zahlreiche historische Aufzeichnungen verwahrt werden, die einer „kolonialen Amnesie“ entgegenwirken können.
Weitere Informationen
Grenzexpedition und Völkermord – Quellen zur Kolonialgeschichte