Das vierte Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sieht sich 1993 zahlreichen nationalen und internationalen Herausforderungen gegenüber, die sich in den Kabinettsprotokollen widerspiegeln.
In der Innenpolitik wird der Integrationsprozess der neuen Bundesländer durch Maßnahmen wie den Solidarpakt unterstützt. Die Debatte zum Asylrecht endet mit der Verabschiedung des sogenannten Asylkompromisses. Zugleich erörtert das Kabinett die Zunahme rechtsextremer Gewalt, die im Anschlag in Solingen einen traurigen Höhepunkt findet.
1993 ist auch ein Jahr der internationalen Krisen. Das Kabinett beschließt angesichts des Jugoslawienkriegs gegen die Stimmen der FDP-Minister eine militärische Beteiligung bei der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina. Einem weiteren „out-of-area“-Einsatz der Bundeswehr in Somalia stimmt die Bundesregierung zu, um dort mit einem UN-Mandat den humanitären Aufbau des Landes zu unterstützen.
Im Rahmen der Außenhandels- und Europapolitik wurde nach dem erfolgreichen Abschluss der sogenannten Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) ein neues Welthandelsabkommen unterzeichnet. Auf europäischer Ebene tritt am 1. November 1993 der Vertrag von Maastricht in Kraft. Damit wird die Europäische Union als übergeordneter Verbund für die Europäischen Gemeinschaften (EG), die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit gegründet.