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Bild einer Liste mit Namen von Kunden der Kunst und Antiquitäten GmbH

Ausschnitt aus einer Spezifikationsliste der Kunst und Antiquitäten GmbH, Quelle: BArch, DL 210/1527

Meldung

Neues Hilfsmittel für die Provenienzforschung zu DDR-Kunstexporten

Zwischen 1973 und 1989 exportierte die Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA), ein Unternehmen des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo) neben allerlei Gebrauchtwaren und Trödel eine beträchtliche Zahl an Kunstwerken und Antiquitäten aus der DDR in die Bundesrepublik und das westliche Ausland. Viele dieser Gegenstände waren ihren Eigentümern und Eigentümerinnen - Kunstsammlern, Antiquitätenhändlern und Übersiedlern – mit Methoden entzogen worden, die nicht nur aus heutiger Sicht rechtsstaatlichem Handeln widersprechen.

Bild einer Liste mit Namen von Kunden der Kunst und Antiquitäten GmbH
Ausschnitt aus einer Spezifikationsliste der Kunst und Antiquitäten GmbHQuelle: BArch, DL 210/1527

Wie schon seit längerem bei NS-Raubgut ist in den vergangenen Jahren der Kulturgutentzug durch die Behörden der sowjetischen Besatzungszone und der DDR stärker in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Die sich hieraus ergebende Frage nach der Notwendigkeit der Restitution entzogener Kunstgegenstände bewirkte eine intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema und die Überprüfung von Museumsbeständen. Beides dauert noch an.

Die im Bundesarchiv verwahrten Unterlagen der Kunst und Antiquitäten GmbH bieten hierzu wichtige Ansatzpunkte. 2016/17 wurden die Unterlagen durch eine Projektgruppe erschlossen und im Bestand DL 210 (Betriebe des Bereichs Kommerzielle Koordinierung) für die Benutzung zugänglich gemacht. Die Bearbeitung erfolgte mit dem klaren Ziel der Unterstützung der Provenienzforschung in einer sonst nicht üblichen Erschließungstiefe. Die über "invenio" durchsuchbaren Enthältvermerke bieten so eine Fülle von Hinweisen auf einzelne Kunstgegenstände.

Bei der Recherche wird schnell klar, dass "Aufklebernummern" der entscheidende Wegweiser zur Navigation in der Unzahl von Lieferscheinen, Spezifikationslisten und Quittungen der KuA-Akten sind. Dabei handelt es sich um Buchstaben- und Zahlencodes, die der KuA die Übersicht in ihren Lagern ermöglichte. Als kleine Klebeschildchen befanden sie sich auf den gehandelten Gegenständen, daher der Name. Die Codes verweisen auf Lieferbetriebe und Aufkäufer der KuA, aber auch direkt auf die Steuerverfahren mit denen Antiquitätensammler und -händler um ihrem Besitz gebracht worden waren.

Das hier vorgelegte Hilfsmittel zur Auflösung der KuA-Aufklebernummern zielt darauf, den aktuellen Kenntnisstand zusammenzufassen und Provenienzforscherinnen und -forschern eine erste Orientierungshilfe an die Hand zu geben und zu helfen, Recherchen im Archivgut der Kunst und Antiquitäten GmbH deutlich zu beschleunigen.