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Soldaten der Offiziershochschule „Ernst Thälmann“ der NVA marschieren anlässlich der Parade zum 39. Jahrestag der Gründung der DDR im Oktober 1988. Die Soldaten tragen Stahlhelm und Paradeuniform.

Angehörige der Offizierhochschule „Ernst Thälmann“ bei der NVA-Parade zum 39. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1988, Quelle: BArch, Bild 183-1988-1007-005 / Oberst, Klaus

Aus Gegnern werden Kameraden

Der militärische Einheitsprozess verlangte nicht nur nach gemeinsamen Uniformen, sondern auch nach Gemeinsamkeiten in den Köpfen. Das Zentrum Innere Führung der Bundeswehr gab wenige Wochen vor dem Tag der Deutschen Einheit eine Handlungshilfe heraus für den künftigen Umgang mit den neuen Kameraden aus der Nationalen Volksarmee.

Offiziere, Fähnriche und Unteroffiziere der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA), die nach dem 3. Oktober 1990 in der Bundeswehr Dienst leisten wollten, mussten in einer „Vorlaufausbildung“ auf ihre Führungsaufgaben vorbereitet werden. Lehrgangsleiter und Ausbilder an den Schulen der Bundeswehr standen damit vor einer durchaus komplexen Aufgabe: Sie mussten den Integrationsprozess der in der DDR bzw. NVA sozialisierten Soldaten in die Bundeswehr als eine Armee der freiheitlich-demokratischen Grundordnung anstoßen und begleiten.

  • Maschinenschriftliches Dokument mit handschriftlichen Ergänzungen und Stempel
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 1)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 2)
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    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 3)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 4)
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    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 5)
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    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 6)
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    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 7)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 8)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 9)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 10)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 11)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 12)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 13)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 14)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 15)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 16)
  • Maschinenschriftliches Dokument
    Der Soldat der NVA. Hilfen zum Verständnis und zum Umgang (Arbeitspapier des Zentrums Innere Führung, Koblenz), September 1990 (Seite 17)

Das vorliegende Dokument stammt aus dem Archivgut mit der Signatur BArch, BW 2/23856. Der Aktenband enthält neben dem Arbeitspapier auch zahlreiche Vorträge und Darstellungen zur Überführung von Angehörigen der ehemaligen NVA in die Bundeswehr und zum Aufbau von Bundeswehrstrukturen in den neuen Bundesländern.

Historischer Hintergrund

Sämtliche Angehörige der NVA wurden am 3. Oktober 1990 durch das Bundesministerium der Verteidigung übernommen und dadurch zu Angehörigen der Bundeswehr bzw. der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Über Nacht wurde dadurch auch das Weltbild dieser Soldaten hinfällig. Ein Weltbild, das – zumindest offiziell – bestimmt war durch das Wertesystem des Marxismus-Leninismus, das „real-sozialistische Weltbild“ und das Leitbild vom „Arbeiter- und Bauernstaat“. Das Ende der NVA bedeutete für ihre Angehörigen auch eine abrupte Abkehr vom Selbstverständnis als Schutzmacht des „Arbeiter- und Bauernstaates“ vor den „imperialistischen“ Feinden im Westen. Der Staat und sein Gesellschaftssystem, die es zu schützen galt, existierten nicht mehr. Auch die, in der Realität oft wenig gelebte, Idee der „sozialistischen Soldatenpersönlichkeit“, die eine unverbrüchliche Treue gegenüber der SED forderte, wurde hinfällig. Ab diesem Zeitpunkt sollten die ehemaligen NVA-Soldaten Dienst in einer Bundeswehr leisten, die zuvor Hauptgegnerin war und das große Feindbild innerhalb der NVA darstellte. Zugleich besaßen sie nur marginale, häufig weltanschaulich verzerrte Kenntnisse über die Bundeswehr und deren Truppenalltag.

Demgegenüber standen die „altgedienten“ Angehörigen der Bundeswehr, die in einem gegensätzlichen gesellschaftlichen Wertesystem sozialisiert waren und deren Wissen über den soldatischen Alltag in der NVA ebenfalls gering war.

Diese beiden Gruppen zueinander zu führen, Verständnis füreinander zu entwickeln und zugleich die Werte der „Inneren Führung“ und des Leitbildes des „Staatsbürgers in Uniform“ zu vermitteln, stellte die Lehrgangsleiter und Ausbilder der Bundeswehr vor große Herausforderungen. Um hierfür Hilfestellung zu geben, erarbeitete das Zentrum Innere Führung unter anderem die vorliegende Handreichung. Das Papier gab Empfehlungen zum Umgang mit den Teilnehmern der Lehrgänge sowie Hinweise zur didaktisch-methodischen Umsetzung der Lehrinhalte. Außerdem sollte es Bundeswehrangehörige unterstützen, die zu Führungs-, Stabs- und Beraterfunktionen in den Verbänden und Dienststellen der Bundeswehr in den fünf neuen Bundesländern entsandt wurden.

Das vorliegende Archivgut zeigt Sichtweisen, Annahmen und Stereotype, die damals auf beiden Seiten vorhanden waren. Das Dokument liefert nicht nur eine zeitgenössische Beschreibung der NVA-Angehörigen, sondern legt auch die Perspektive seiner (Bundeswehr-)Verfasser offen.