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Karteien des Krebsregisters in der Bundesarchiv-Dienststelle in Berlin-Lichterfelde Bild vergrößern  Karteien des Krebsregisters in der Bundesarchiv-Dienststelle in Berlin-Lichterfelde

Quelle: BArch / Friedrich

Nationales Krebsregister der DDR: Der erste Meldebogen

Die DDR hatte mit der Einrichtung des Nationalen Krebsregisters ab 1954 eine internationale Vorreiterrolle eingenommen. Die standardisierten Meldebögen geben Auskunft zum Auftreten, zur Art der Krebserkrankung, zur Behandlung und zum Sterbedatum für rund 2 Millionen Krebspatientinnen und -patienten aus den Jahren 1954 bis 1989.

  • Formular Meldebogen
  • Formular "Meldung einer anzeigepflichtigen Geschwulsterkrankung"
  • Formular Meldebogen
  • Formular Kontrollmeldung

Seit 1953 wurden gemäß einer gesetzlichen Meldepflicht in der DDR alle Geschwulsterkrankungen an die Zentrale Abteilung für die Statistik der Geschwulsterkrankungen gemeldet und dort im Nationalen Krebsregister der DDR zentral erfasst. In den ersten vier Jahren (1954–1957) sind die Meldebögen innerhalb des Erkrankungsjahres nach der Erfassungsnummer sortiert. Ab dem Jahr 1958 werden die Meldebögen nach Erkrankungsjahr und innerhalb des Erkrankungsjahres nach Geburtsdatum abgelegt.

Im Bundesarchiv sind ca.1,8 Millionen dieser Meldungen mit Informationen zu Diagnose, Therapie und Krankheitsverlauf der Erkrankungsjahre 1954 bis 1989 in Papierform in 3.400 Karteikästen archiviert. Zusätzlich sind Meldungen der Erkrankungsjahre 1961 bis 2022 digital für alle ostdeutschen Bundesländer in einer Datenbank erfasst. Anhand des ersten überlieferten Falls wird hier die Meldekette für eine Krebserkrankung aufgezeigt.

Am 14. Juli 1954 wurde in der Hautpoliklinik der Charité bei der Hauswartin Emma Schmiedecke ein pigmentiertes Basaliom am Hals diagnostiziert (Teil A Meldebogen I) und am gleichen Tag die Diagnose Hautkrebs bestätigt (Teil B Meldebogen I).

Am Stempel ist erkennbar, dass am 23. Juli 1954 die bestätigte Meldung bei der für Karlshorst, dem Wohnort der Frau Schmiedecke, zuständigen Betreuungsstelle in Berlin-Lichtenberg einging.

In der „Meldung einer anzeigepflichtigen Geschwulsterkrankung“ sind Details zur Erkrankung aufgeführt. Die vertikale lila Zahl „001“ kennzeichnet die 1. Erfassung einer Krebserkrankung bei der Zentralen Abteilung für die Statistik der Geschwulsterkrankungen. Ein Jahr später, am 15. Juli 1955, meldete die Hautpoliklinik der Charité der Betreuungsstelle Lichtenberg, dass eine Kontrolluntersuchung am 15. April stattgefunden hatte. Weitere Meldungen zum Krankheitsverlauf der Emma Schmiedecke sind im Nationalen Krebsregister der DDR nicht überliefert.

Die zentrale Erfassung von Krebserkrankungen in der DDR war eine wichtige Grundlage für die onkologische Forschung und liefert bis heute einzigartige Daten für die Epidemiologie.

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    Meldung

    Bundesarchiv übernimmt Krebsregister

    Das Bundesarchiv hat zum Jahresbeginn 2023 die Unterlagen des Gemeinsamen Krebsregisters der Länder Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern (GKR) übernommen.