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Erich Honecker und Helmut Schmidt stehen nebeneinander und blicken in die Kamera.

Helmut Schmidt und Erich Honecker am Rande der KSZE-Konferenz 1975, Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00220523 / Schaack, Lothar

1975: Die Gespräche Schmidt-Honecker auf dem KSZE-Gipfeltreffen in Helsinki

  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt Erich Honecker und Helmut Schmidt bei einem Gespräch am 30. Juli 1975 in Helsinki. Es entstand im Rahmen des KSZE-Gipfeltreffens.
    Honecker und Schmidt am 30. Juli 1975 in Helsinki
  • [handschriftliche Ergänzung: 10a] [handschriftliche Ergänzung: ZdA (VS)][handschriftliche Ergänzung: Gr. 22] [handschriftliche Ergänzung: [Unterschriftskürzel: Sa] 2/12/76]  AL II  Bonn, den 31. Juli 1975  [handschriftliche Ergänzung: 1 Kopie für mich [unleserlich] 24/6/80] [handschriftliche Ergänzung: [unleserlich] 3.12.76] [handschriftliche Ergänzung: Sonnemann [unleserlich]]  Unter Verschluß 5 Ausfertigungen 5. Ausfertigung 1. - BK 2. - BM Franke 3. - Ch. BK 4. - StS Gaus 5. - AL II  Vermerk  über ein Gespräch des Bundeskanzlers mit Erich Honecker in Helsinki am 30. Juli 1975  Der [unterstrichen: Bundeskanzler] äußerte in seinen einleitenden Ausführungen Genugtuung, daß die Konferenz, wie es früher ins Auge gefaßt worden sei, Gelegenheit zu einem persönlichen Treffen geboten habe. Daß während der 2-jährigen Verhandlungen über die KSZE die beiden deutschen Delegationen gemäß dem französischen Alphabet nebeneinander gesessen hätten, entbehre nicht der Symbolik. Er wolle betonen, daß er genauso wie sein Vorgänger an der Weiterführung der 1969 eingeleiteten Politik interessiert sei. Er habe sich schon seit mehr als 10 Jahren öffentlich für die Politik eingesetzt, die sich später im Grundlagenvertrag und weiteren Abkommen niedergeschlagen habe. Allerdings habe er während seiner Zeit als Verteidigungsminister und später als Finanzminister keine Detailkenntnisse über die Verhandlungen erworben. Erst durch die Übernahme der Regierung im Mai 1974 sei er veranlaßt worden, stärker in diese Materie einzusteigen. Dies habe gewisse Nachteile gehabt, weil er vieles habe nachlernen müssen, aber auch den Vorteil, daß er nicht von Prestigefragen belastet sei, die früher ausgekämpft werden mußten.  Der Meinungsaustausch im Herbst 1974 habe zu Vereinbarungen geführt. Dies sei indirekt geschehen durch den Austausch von Briefen und über Beauftragte. Er wolle an dieser Stelle sagen, daß Herr Vogel ein sehr angenehmer Gesprächspartner sei. Herbert Wehner und er hätten Wert auf direkte Gespräche mit Herrn Vogel gelegt.
    Vermerk über ein Gespräch des Bundeskanzlers mit Erich Honecker in Helsinki am 30. Juli 1975
  • [Stempel: Geheime Verschlußsache - Vorlagen - ZK 02 Tgb.-Nr. [handschriftliche Ergänzung: 466]]  [handschriftliche Ergänzung: 90][handschriftliche Ergänzung: unleserlich]  2. Treffen von Genossen Erich Honecker mit Helmut Schmidt am 1. August 1975 in Helsinki  Einleitend erklärte Erich Honecker, es sei wichtig, in den Beziehungen zwischen der DDR und der BRD den Geist von Helsinki wirksam werden zu lassen. Wir stimmen darin überein, daß sich seit Abschluß des Grundlagenvertrages diese Beziehungen zum Positiven verändert haben, sagte er. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Erreichte zu konsolidieren und auszubauen, alles Hemmende aus dem Wege zu räumen. H. Schmidt stellte fest: "Beiden Sätzen stimme ich zu."  [unterstrichen: E. Honecker unterstrich, nichts solle "in die Elbe geschmissen werden". Es gehe um eine Reihenfolge der konkreten Fragen, die den beiderseitigen Interessen entspricht.]  Er schlug vor, daß Sanne und Genosse Schalck eine Klärung der Transitpauschale für die Jahre 1976 - 1980 herbeiführen und die Vorarbeit für Gaus und Nier machen. [unterstrichen: Es erfolgen] die Berechnungen für die Grunderneuerung der Autobahn Berlin — Marienborn. Bei einer Einigung werden die Kosten folgendermaßen verteilt: 70 % die BRD, 30 % die DDR. [unterstrichen: Die Bezahlung durch die BRD erfolge am besten durch Aufschlag zur Transitpauschale in 5 Jahresraten.] Wenn das klar ist, werden ohne Verzug alle praktischen Maßnahmen eingeleitet. Die Fahrplanleute der Reichsbahn und der Bundesbahn klären bei den üblichen Fahrplanverhandlungen die Festlegung der Haltestellen und Maßnahmen, die eine schnellere Zugabfertigung im
    Treffen von Erich Honecker mit Helmut Schmidt am 30. Juli 1975 in Helsinki
  • [handschriftliche Ergänzung: 10m] [handschriftliche Ergänzung: ZdA (VS)][handschriftliche Ergänzung: Gr. 22] [handschriftliche Ergänzung: [Unterschriftskürzel: Sa] 2/12/76]  AL II  Bonn, den 04. August 1975  [handschriftliche Ergänzung: 1 Kopie für mich [unleserlich] 24/6/80] [handschriftliche Ergänzung: [unleserlich] 3.12.76] [handschriftliche Ergänzung: Sonnemann [unleserlich]]  Unter Verschluß 5 Ausfertigungen 5. Ausfertigung 1. - BK 2. - BM Franke 3. - Chef BK 4. - StS Gaus 5. - AL II  Vermerk  über das zweite Gespräch des Bundeskanzlers mit Erich Honecker in Helsinki am 1. August 1975  Nach einleitenden Bemerkungen erklärte Herr [unterstrichen: Honecker], es komme darauf an, in den gegenseitigen Beziehungen den Geist von Helsinki stärker wirksam werden zu lassen. Es bestehe Übereinstimmung, daß der Grundlagenvertrag die Beziehungen zum Positiven verändert haben. Trotz aller noch bestehenden Schwierigkeiten sei es notwendig, daß Erreichte zu konsolidieren und Störendes auszuschalten.  Pauschale / Verkehrswege  Es solle nichts, wie der Bundeskanzler es ausgedrückt habe, "in die Elbe geworfen werden". Es sei eine Reihenfolge nötig, in der die Dinge verwirklicht würden. Er schlage folgendes vor:  - Die Herren Sanne und Schalk sollten zur Vorbereitung der Verhandlungen der Herren Gaus und Nier die entscheidende Klärung bei der Transitpauschale herbeiführen.  - Die Kosten für die Grunderneuerung der Autobahn Berlin - Marienborn sollten berechnet werden. 30 % solle die DDR, 70 % die BRD davon bezahlen. Der Anteil der BRD werde am besten in 5 Jahresraten aufgeteilt, die jeweils als Zuschlag zur Pauschale überwiesen würden. Sofort nach der Einigung hierüber würde er die notwendigen Maßnahmen für die Vorbereitung der Grunderneuerung einleiten.
    Vermerk über das zweite Gespräch des Bundeskanzlers mit Erich Honecker in Helsinki am 1. August 1975
  • [Stempel: Geheime Verschlußsache - Vorlagen - ZK 02 Tgb.-Nr. [handschriftliche Ergänzung: 466]]  [handschriftliche Ergänzung: 90][handschriftliche Ergänzung: unleserlich]  2. Treffen von Genossen Erich Honecker mit Helmut Schmidt am 1. August 1975 in Helsinki  Einleitend erklärte Erich Honecker, es sei wichtig, in den Beziehungen zwischen der DDR und der BRD den Geist von Helsinki wirksam werden zu lassen. Wir stimmen darin überein, daß sich seit Abschluß des Grundlagenvertrages diese Beziehungen zum Positiven verändert haben, sagte er. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Erreichte zu konsolidieren und auszubauen, alles Hemmende aus dem Wege zu räumen. H. Schmidt stellte fest: "Beiden Sätzen stimme ich zu."  [unterstrichen: E. Honecker unterstrich, nichts solle "in die Elbe geschmissen werden". Es gehe um eine Reihenfolge der konkreten Fragen, die den beiderseitigen Interessen entspricht.]  Er schlug vor, daß Sanne und Genosse Schalck eine Klärung der Transitpauschale für die Jahre 1976 - 1980 herbeiführen und die Vorarbeit für Gaus und Nier machen. [unterstrichen: Es erfolgen] die Berechnungen für die Grunderneuerung der Autobahn Berlin — Marienborn. Bei einer Einigung werden die Kosten folgendermaßen verteilt: 70 % die BRD, 30 % die DDR. [unterstrichen: Die Bezahlung durch die BRD erfolge am besten durch Aufschlag zur Transitpauschale in 5 Jahresraten.] Wenn das klar ist, werden ohne Verzug alle praktischen Maßnahmen eingeleitet. Die Fahrplanleute der Reichsbahn und der Bundesbahn klären bei den üblichen Fahrplanverhandlungen die Festlegung der Haltestellen und Maßnahmen, die eine schnellere Zugabfertigung im
    2. Treffen von Erich Honecker mit Helmut Schmidt am 1. August 1975 in Helsinki

Schon wenige Monate nach seinem Regierungsantritt ließ Bundeskanzler Schmidt im August 1974 über Beauftragte dem Ersten Sekretär der SED Honecker sein Interesse an einem Gespräch beim Abschluss der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa bekunden. Mittels Austausch von Briefen und über Vertrauenspersonen entwickelten sich erste Kontakte, die im Frühjahr 1975 in konkrete Vorbereitungen auf das Treffen in Helsinki mündeten. Beide Seiten sahen darin eine Möglichkeit, die im Grundlagenvertrag vom 21. Dezember 1972 vereinbarten bilateralen Beziehungen fortzuentwickeln und zu verbessern.

Nach den beiden Treffen von Bundeskanzler Brandt und DDR-Ministerpräsident Stoph im Jahre 1970 in Erfurt und Kassel bot sich in Helsinki jedoch erstmals die Möglichkeit zu einem Meinungsaustausch der wichtigsten Politiker der beiden deutschen Staaten. Schmidt und Honecker führten zwei Gespräche, und zwar am 30. Juli 1975 und am 1. August 1975.

Hanns Jürgen Küsters, Daniel Hofmann, Hans-Heinrich Jansen, Monika Kaiser