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Inventar- und Wertgutachten VI/82/II/852

Inventar- und Wertgutachten VI/82/II/852, Quelle: BArch, DL 210/1887

Provenienzforschung in DDR-Akten

Der Bestand DL 210 Kunst und Antiquitäten GmbH

  • Exportliste der Kunst und Antiquitäten GmbH
    Spezifikation zum Vertrag 52-10/36177
  • Lieferliste mit Spezifikationen zum Vertrag 52-10/43011
    Spezifikation zum Vertrag 52-10/43011
  • Rechnung Kunst und Antiquitäten GmbH vom 30.07.1984
    Rechnung Kunst und Antiquitäten GmbH vom 30.07.1984
  • Rechnung Kunst und Antiquitäten GmbH vom 05.10.1984
    Rechnung Kunst und Antiquitäten GmbH vom 05.10.1984
  • Ankaufskommissionsscheine
    Ankaufskommissionsscheine
  • Anschreiben zum Ankaufbeleg vom 23.09.1988
    Anschreiben zum Ankaufbeleg vom 23.09.1988
  • Einlieferungsbeleg Auktion Koller
    Einlieferungsbeleg Auktion Koller
  • Inventar- und Wertgutachten VI/82/II/852
    Inventar- und Wertgutachten VI/82/II/852
  • Übernahmeprotokoll vom 16.04.1982
    Übernahmeprotokoll vom 16.04.1982
  • Einlieferungsbeleg Auktion Koller
    Einlieferungsbeleg Auktion Koller
  • Liste mit Spezifikationen der Gemälde zu Vertrag 52-10/42005
    Liste mit Spezifikationen der Gemälde zu Vertrag 52-10/42005
  • Lagerliste mit Spezifikationen vom 24.04.1985
    Lagerliste mit Spezifikationen vom 24.04.1985
  • Kommissionsvertrag vom 16.12.1987
    Kommissionsvertrag vom 16.12.1987
  • Bestätigung für AT-Geschäft vom 04.01.1988
    Bestätigung für AT-Geschäft vom 04.01.1988
  • Spezifikationsliste für Gemälde vom 05.01.1988
    Spezifikationsliste für Gemälde vom 05.01.1988
  • Spezifikationsliste von 1988
    Spezifikationsliste von 1988
  • Erklärung des Rats des Bezirks Karl-Marx-Stadt vom 11.07.1988
    Erklärung des Rats des Bezirks Karl-Marx-Stadt vom 11.07.1988
  • Zeitwertfeststellung des Rats der Stadt Karl-Marx-Stadt vom 21.10.1987
    Zeitwertfeststellung des Rats der Stadt Karl-Marx-Stadt vom 21.10.1987
  • Zeitwertfeststellung für Kunst und Antiquitäten vom 21.10.1987
    Zeitwertfeststellung für Kunst und Antiquitäten vom 21.10.1987
  • Zeitwertfeststellung für Kunst und Antiquitäten vom 21.10.1987
    Zeitwertfeststellung für Kunst und Antiquitäten vom 21.10.1987

Hintergrundinformationen

Spätestens seit dem Schwabinger Bilderfund – dem sogenannten Fall Gurlitt – ist Provenienzforschung in aller Munde. Verbunden wird der Begriff vor allem mit der Recherche nach NS-Raubgut, also Kunst und Kulturgut, das seinen rechtmäßigen Eigentümern vom NS-Regime während der Judenverfolgung und in den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkriegs abgepresst wurde. In der internationalen Washingtoner Erklärung von 1998 verpflichtete sich auch die Bundesrepublik Deutschland, entsprechende Recherchen zu unterstützen und geraubtes Kulturgut, das sich heute in öffentlichem Besitz befindet, den Opfern oder ihren Erben zurückzugeben.

Seit 2013 rücken nun auch Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR in den Fokus des Interesses. Mit dem Bestand DL 210 und den darin überlieferten Akten der Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA) beherbergt das Bundesarchiv einen zentralen Archivbestand für die Erforschung des Kulturgutexports aus der DDR in die Bundesrepublik und das westliche Ausland. Teil dieser Exporte waren Antiquitäten und Kunstgegenstände, die nur deshalb in den Export gelangten, weil Druck auf ihre Eigentümer ausgeübt worden war.

1973 gegründet, war die KuA Teil des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo) unter der Leitung von Alexander Schalck-GolodkowskiSchalck-Golodkowski, Alexander03.07.1932 - 21.06.2015 . Wie alle KoKo-Betriebe sollte die KuA vor allem Devisen für den DDR-Staatshaushalt generieren. Zu diesem Zweck verkaufte sie im Stil eines Großhandels vor allem Gebrauchtmöbel und Trödel, zunehmend auch gebrauchte Bahnschwellen und Pflastersteine, Torf und Schnittblumen. Hochwertige Kunst und Antiquitäten, die der Name des Unternehmens vermuten ließe, waren dagegen eher Mangelware.

Um auch an sie zu gelangen griff die KuA zum Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche. Als „Zuckerbrot“ dienten Sehnsuchtsgüter wie Westautos, Motorräder oder Fernseher, die gegen wertvolle Kunstgegenstände getauscht werden konnten. Doch die Ankäufer der KuA übten offenbar auch Druck aus, um zurückhaltende Sammler zum Verkauf zu bewegen.

Vor allem aber griffen Finanzbehörden und KuA zum Mittel der „Steuerverfahren“ gegen Antiquitätensammler und -händler. Dabei wurden immense Steuerschulden konstruiert, denn den Händlern unterstellte man, dass ihre Privatsammlungen in Wirklichkeit Warenlager, den Sammlern, dass sie insgeheim Händler seien. Einkommenssteuer, Vermögensteuer, Umsatzsteuer und weitere Abgaben summierten sich bei unterstellten exorbitanten Wertzuwächsen und Nachveranlagungen über bis zu 10 Jahre zu Steuerschulden, die kein DDR-Bürger kurzfristig abzulösen im Stande gewesen wäre. Ersatzweise übernahm die KuA die Antiquitätensammlungen und hatte sie häufig schon verkauft, bevor der endgültige Steuerbescheid vorlag.

Wie sehen die erhaltenen Unterlagen der KuA aus? Und welche Ergebnisse können Provenienzrecherchen im Bestand erreichen? Das soll hier an zwei Beispielen vorgestellt werden.