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Es handelt sich um ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Dave Gahan, der Sänger von Depeche Mode, zu sehen ist, wie er sich am Bühnenrand nach vorn beugt, um das Mikrofon in die Zuschauermenge zu halten. Auf Podesten hinter ihm sind die Beine seiner Bandkollegen zu erkennen.

Depeche Mode, 7. März 1988, Berlin, Quelle: BArch, Bild 183-1988-0308-019 / Senft, Gabriele

Rock- und Popstars im Bestand Bild 183 – Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst-Zentralbild

Die nachfolgende Galerie präsentiert die Konzerthighlights der späten 1980er Jahre in der DDR

  • mit einem Poncho bekleidete Sängerin, die vor einem sitzenden, überwiegend jugendlichen Publikum auftritt
    14. Festival des politischen Liedes, Mercedes Sosa
  • Eine siebenköpfige Band spielt mit Instrumenten auf einer Bühne vor der Sitzpublikum.
    Liedersommer der FDJ
  • Auf der Bühne steht eine Reihe von Musikern mit Saiten- und Blasinstrumenten. Ein Mann mit Gitarre sitzt am vorderen Bühnenrand und singt in eine Mikrofon. Vor der Bühne sind Kameraleute, Fotografen und Publikum zu sehen. Es handelt sich um eine Schwarz-Weiß-Aufnahme.
    15. Festival des politischen Liedes in Berlin
  • Peter Maffay singt mit geschlossenen Augen und Gitarre spielend in ein Standmikrofon. Es handelt sich um eine Schwarz-Weiß-Aufnahme.
    Peter Maffay, 6. Juli 1987, Suhl
  • Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt Carlos Santana mit langen schwarzen Locken, einem Bob-Marley-T-Shirt und einer Gitarre. Sein Mund ist geöffnet und er schaut in die Ferne.
    Carlos Santana, 7. April 1987, Berlin
  • Das Schwarz-Weiß-Foto wurde von der Bühne aus aufgenommen. Von hinten fotografiert ist ein Keyboardspieler und ein Gitarrist der Band Barclay James Harvest zu sehen. Vor der Bühne stehen Tausende Menschen. Es dämmert und es leuchten Scheinwerfer.
    Barclay James Harvest
  • Es handelt sich um eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von James Last, der einen Anzug und eine Fliege trägt und lachend auf einer Bühne steht. Hinter ihm sind zahlreiche Musiker mit ihren Instrumenten zu sehen.
    James Last
  • In Schwarz-Weiß fotografiert wurde Bob Dylan, während er singt und Gitarre spielt. Rechts neben ihm steht Tom Petty, ebenfalls mit einer Gitarre. Ein weiterer Gitarrist und ein Schlagzeuger befinden sich außerdem auf der Bühne.
    Bob Dylan und Tom Petty
  • Auf der Schwarz-Weiß-Aufnahme ist, von hinten fotografiert, eine große Menge Konzertbesucher zu sehen, von denen einige die Hände klatschend in die Luft strecken. Sie blicken in Richtung einer großen Bühne, über der auf einem Banner "Joe Cocker in Berlin" zu lesen ist.
    Joe Cocker
  • Zwei Sängerinnen und Joe Cocker umarmen sich seitlich und haben jeweils das linke Bein gehoben. Hinter dem tanzenden Trio steht auf einem Podest ein Schlagzeug, hinter dem ein Musiker sitzt.
    Joe Cocker
  • Joe Cocker sitzt an einem Tisch, auf dem mehrere Mikrofone aufgestellt sind. Um ihn herum stehen etwa zehn Personen verschiedenen Alters und Geschlechts, die ihm Karten, Fotos usw. entgegenhalten.
    Joe Cocker
  • Drei dunkelhäutige Reggae-Musiker stehen mit ihren Instrumenten auf einer Bühne. Hinter ihnen hängen drei quadratische Fahnen mit aufgedruckten Friedenstauben. Es handelt sich um eine Schwarz-Weiß-Aufnahme.
    The Wailers
  • Farbaufnahme von James Brown, der einen bunten Anzug mit grüner Fliege trägt und mit der rechten Hand ein an ein Stativ befestigtes Mikrofon festhält.
    James Brown
  • Schwarz-Weiß-Aufnahme von Bryan Adams, der beim Spielen auf die Saiten seiner Gitarre hinunterblickt
    Bryan Adams
  • Eine junge Frau hat einen Stapel Plakate in der Hand. Mehrere um sie herum stehende Personen reichen ihr Münzgeld entgegen. Im Hintergrund ist ein großes Banner befestigt, auf dem Bruce Springsteen zu sehen ist.
    Konzert von Bruce Springsteen
  • Schwarz-Weiß-Aufnahme dreier junger Frauen, die auf den Schultern anderer Konzertbesucher sitzen. Im Hintergrund wird ein Banner hochgehalten mit der Aufschrift "Glory [vermutlich: day] with Bruce Springsteen".
    Konzert von Bruce Springsteen
  • Auf dem Schwarz-Weiß-Foto ist eine Gruppe von männlichen und weiblichen Konzertbesuchern zu sehen. Einige strecken die Arme in die Höhe. Es wird ein Banner hochgehalten mit der US-amerikanischen Flagge und der Aufschrift "Born in the USA".
    Konzert von Bruce Springsteen
  • Die Farbaufnahme zeigt Tausende Konzertbesucher, von denen einige Transparente in die Höhe halten.
    Konzert von Bruce Springsteen
  • Schwarz-Weiß-Aufnahme von Bruce Springsteen,der Gitarre spielt und dabei in die Höhe springt
    Bruce Springsteen
  • Vor einer großen Bühne steht eine Menschenmenge, einige Personen halten Regenschirme. Auf der Bühne sind ebenfalls zahlreiche Menschen zu sehen. Am rechten und linken Bühnenrand sind Banner angebracht, auf denen die Bandnamen "Golden Earring", "Ten Years After" und "Uriah Heep" stehen.
    Rock- und Liedersommer der FDJ, 1989
  • Es handelt sich um ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Dave Gahan, der Sänger von Depeche Mode, zu sehen ist, wie er sich am Bühnenrand nach vorn beugt, um das Mikrofon in die Zuschauermenge zu halten. Auf Podesten hinter ihm sind die Beine seiner Bandkollegen zu erkennen.
    Depeche Mode
  • Zwei Frauen singen in Standmikrofone. Rechts und links von ihnen steht je ein Mann, von denen einer Gitarre, der andere Banjo spielt. Im Hintergrund sind Kinder mit Pionierkleidung zu sehen sowie ein Banner der FDJ.
    FDJ-Konzertveranstaltung, 1984

Im Bestand „Bild 183 Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst – Zentralbild“ (ADN)  sind ca. 5,1 Millionen Fotos aus der Bildabteilung der ehemaligen staatlichen Nachrichtenagentur der DDR überliefert. Inhaltlich gesehen spiegelt dieser Bildbestand das politische und gesellschaftliche Geschehen dieser Zeit aus der offiziellen Sichtweise wider.

Neben den typischen Aufnahmen von LPG, Brigaden und VEB enthält der Bestand auch unerwartete Motive. Der Klassifikationspunkt  „K V v2“ (aufgeschlüsselt: K = Kunst, V = Musik, v2 = ausländische Solisten u. Ensembles im Gastland) beinhaltet zahlreiche Konzertaufnahmen zeitgenössischer Rock- und Popstars. Bemerkenswert daran ist, dass diese Konzerte von Musikern und Bands aus dem sogenannten „kapitalistischen Ausland“ erst ab 1987 in der DDR stattfanden. In den Jahren davor traten zumeist, neben den Künstlern aus der DDR selbst, Ensembles aus kommunistischen Brüderländern auf.

Zwar wurden vor 1987 vereinzelt auch mal westliche Bands zu Konzerten in die DDR eingeladen – allerdings nur dann, wenn durch vorausgegangene Prüfung des Repertoires durch die Behörden sichergestellt werden konnte, dass diese Künstler entweder „harmlos“ in Bezug auf mögliche politische Äußerungen waren oder ihrem Heimatland kritisch gegenüberstanden. Davon versprachen sich die Genossen einen Propagandaerfolg.

Die Einladung populärer Musiker in den späten 1980er Jahren markierte eine Öffnung nach Westen vonseiten der DDR-Obrigkeit. Dies geschah nicht freiwillig. Um den Einfluss auf die Jugend gewährleisten zu können, war die FDJ gezwungen, auf die Lebenswirklichkeit und die Wünsche der Heranwachsenden zu reagieren.

Unter der Jugend herrschte zu dieser Zeit eine große Verdrossenheit gegenüber dem staatlich reglementierten DDR-Rock. Die Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst stellte 1986 fest, „dass die Wirksamkeit unserer Rockmusik gegenüber dem eigentlichen Zielpublikum empfindlich, erschreckend – ja vielleicht sogar katastrophal nachgelassen hat.“[1]

Wie stark das Verlangen der Jugend nach westlicher Rockmusik war, zeigte sich an Pfingsten 1987, zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten zu „750 Jahre Berlin“. Zu diesem Anlass traten nahe des Reichstages in West-Berlin David Bowie, Eurythmics und Genesis auf. Diese grenznahe Lage ermöglichte es „mehr als 6000“[2] Ost-Berliner Jugendlichen, diese Konzerte auch jenseits der Mauer zu hören.

Angesichts dieser Menschenmenge, die sich am Brandenburger Tor versammelte, befürchteten Polizei und Stasi einen Aufruhr und lösten das Geschehen auf. Es kam zu zahlreichen Festnahmen von Menschen, die nur zusammengekommen waren, um friedlich Musik zu hören. Das Ergebnis dieser Verhaftungsaktion war, dass die restlichen Jugendlichen noch vor Ort gegen die DDR protestierten und der Vorfall in den westlichen Medien zu einer Art „Volksaufstand à la 17. Juni 1953“[3] aufgebauscht wurde.

Um eine Wiederholung dieses Eklats zu vermeiden, reagierte die FDJ mit einer großzügigeren Veranstaltungspolitik, durch die endlich die heißbegehrten Pop- und Rockstarts in der DDR  auftreten konnten.

Von diesen Konzerten versprach sich der FDJ-Zentralrat die allgegenwärtige „jugendliche Rockbegeisterung in prosozialistische Haltung zu kanalisieren“[4]. Die Bands traten nämlich nicht „einfach so“, sondern im Rahmen von FDJ-Veranstaltungen, wie z. B. „Rock für den Frieden“, „FDJ-Rocksommer“ und  „Festival des politischen Liedes“ auf. Spielten bei diesen Festivals 1985 noch relativ unbekannte Musiker aus Italien oder Kuba, so tauchten ab 1987 klanghafte Namen wie Bruce Springsteen, Bob Dylan oder Joe Cocker auf den Transparenten der Veranstaltungen auf.

Als Fazit zogen die Genossen 1988, dass sich „Rockkonzerte mit Zehntausenden Zuschauern [...] als wirksame Form der massenpolitischen Arbeit der FDJ unter der Jugend bewährt“[5] haben.

Allerdings klafften hier Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Der „frenetische Beifall [der Zuschauer, d. Verf.], der allein den westlichen Stars galt, wurde zum Applaus für die FDJ verklärt. Ohne Zögern warf man viele Jahre heilige Grundsätze über Bord. Mit den monumentalen Open-Airs führte der Zentralrat genau jene ‚imperialistische Kultur’ vor“[6], die man Jahre zuvor noch verunglimpft hatte. 

Sabrina Bader

[1] BArch, DR 10½, zit in: Michael Rauhut (Hg.), Rock in der DDR, Bonn: BpB, 2002, S. 98

[2] Michael Rauhut (Hg.), Rock in der DDR, Bonn: BpB, 2002, S. 105

[3] ebenda, S. 105

[4] ebenda, S. 106

[5] ebenda, S. 106

[6] ebenda, S. 106