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Ein Stasi-Mitarbeiter während seiner Arbeit am Schreibtisch. Die Aufnahme stammt aus den 80er Jahren.

Stasi-Mitarbeiter am Schreibtisch, Quelle: BArch, MfS, HA III, Fo, Nr. 299, Bild 24

Die Liste der Hauptamtlichen Mitarbeiter

Mit dem Ende der Kontrolle der Stasi-Dienststellen durch Bürgerkomitees im Sommer 1990 gelangte eine elektronische Datei mit den Namen, Geburtsdaten und Jahresgehältern aller hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter in die öffentliche Zirkulation. Diese Daten waren Teil des offiziell als Projekt 3325 "Besoldung" bezeichneten Datensatzes des Ministeriums für Staatssicherheit, in dem die Besoldung aller Mitarbeitenden in einer Jahresübersicht festgehalten wurde.

Die Stasi hat bei der Vernichtung von Unterlagen im Zuge der Friedlichen Revolution 1989/1990 insbesondere auch viele elektronische Datenträger vernichtet. Dennoch sind bis heute etliche Daten erhalten, teilweise rekonstruiert worden und im Stasi-Unterlagen-Archiv zugänglich. Eine Übersicht über diese "Maschinenlesbaren Daten" ist als Publikation verfügbar. Dass die Gehaltsdaten überlebt haben, ist dabei eher kein Zufall, wollten doch die Stasi-Mitarbeiter ihre Dienstzeiten für die Rentenberechnung vorlegen können.

Im Verzeichnis des Stasi-Unterlagen-Archivs wird der Datensatz als "Jahresarchivdatei des MfSMinisterium für StaatssicherheitDas Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische...-Besoldungsprojekts" bezeichnet. Der überlieferte vollständige Datensatz umfasst 836.000 Datensätze zu ca. 141.000 Personen über den Zeitraum 1980 bis 1990. In jenem letzten Jahr der DDR wurden diese Daten vom Staatlichen Komitee zur Auflösung des MfS / AfNS bzw. nach dem 3. Oktober 1990 im Auftrag des Bundesverwaltungsamts im Rechenzentrum der dann (ehem.) Grenztruppen der DDR in Pätz berechnet.

Der Zugang zu derartigen Daten im Stasi-Unterlagen-Archiv ist nur zu Aufarbeitungszwecken auf der Basis des Stasi-Unterlagen-Gesetzes (StUG) möglich. Dazu ist ein schriftlicher Antrag notwendig, der den im StUG festgelegten Zwecken entsprechen muss. Eine Herausgabe von Namenslisten gehört in der Regel nicht dazu, da Anträge von Forschung und Medien nicht Personen überprüfen, sondern themenorientiert das Wirken der Stasi historisch erforschen können.

Dennoch kursiert im Internet weiter die seit jenem Sommer 1990 in die Öffentlichkeit gelangte Liste mit den Gehaltsdaten aus dem Dezember 1989. Wie es dazu gekommen sein könnte, darüber berichtete zuletzt ein Zeitungsartikel bei Welt Online. Parallel zur Onlinestellung der Liste hat es immer wieder auch Klagen ehemaliger hauptamtlicher Mitarbeiter gegen den öffentlichen Zugang gegeben. Immer dann aber, wenn in Folge ein Betreiber die Liste offline stellen musste, tauchte sie im Netz an anderen Stellen wieder auf. Die heute in verschiedenen Versionen im Internet verfügbare Liste stellt nur einen Auszug (Dezember 1989) der im Stasi-Unterlagen-Archiv überlieferten Daten dar. Sie ist außerdem durch einen Datenfehler lückenhaft, sowie insgesamt nicht mehr quantitativ und qualitativ verifizierbar.

Fundierte Auskünfte zu hauptamtlichen Mitarbeitern des MfS und deren Tätigkeit können nach Maßgabe des Stasi-Unterlagen-Gesetzes einzig und allein durch das Stasi-Unterlagen-Archiv gegeben werden.

Anonymisierter Screenshot der im Internet verfügbaren Gehaltsliste
Anonymisierter Screenshot der im Internet verfügbaren GehaltslisteQuelle: Screenshot BArch