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Liste der männlichen Häftlinge des KZ Groß-Rosen, die in der Fabrik von Oskar Schindler eingesetzt wurden, 18. April 1945

Liste der männlichen Häftlinge des KZ Groß-Rosen, die in der Fabrik von Oskar Schindler eingesetzt wurden, 18. April 1945, Quelle: BArch, N 1493/ 42, Bl. 1

Oskar Schindler (1908–1974)

Wie viele andere Unternehmer, die darauf hofften, nach dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands in Polen profitable Geschäfte zu machen, kam Oskar Schindler 1939 ins besetzte Krakau. Doch aus dem rücksichtslosen und erfolgreichen Geschäftsmann wurde ein Vorbild für Mut und Menschlichkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie rettete Oskar Schindler über 1.200 jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern das Leben. Am 9. Oktober 1974 starb Schindler. Im Herbst 1999 wurde sein Nachlass auf einem Dachboden in Hildesheim entdeckt und fand den Weg zum Bundesarchiv und schließlich zur Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.
 

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Das besetzte Krakau

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen – es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Am 6. September besetzte die Wehrmacht Krakau. Unmittelbar danach begann die Verfolgung der etwa 66.000 in Krakau lebenden Jüdinnen und Juden. Vor Kriegsbeginn war die jüdische Gemeinschaft in Krakau die größte Polens, jeder vierte Bürger der Stadt war jüdischen Glaubens. Mit der Besetzung durch das nationalsozialistische Deutschland wurde Krakau zur Hauptstadt des am 12. Oktober gegründeten „Generalgouvernements für die besetzten polnischen Gebiete“ und sollte als solche aus Sicht der Nazis schnell „judenfrei“ sein. Mit Beginn der Besetzung verübten Angehörige der Wehrmacht und der SS Verbrechen, es kam zu pogromartigen Ausschreitungen, Misshandlungen und Überfällen auf orthodoxe Jüdinnen und Juden. Die Nationalsozialisten setzten Synagogen in Brand.

Am 23. November wurde im Generalgouvernement die Kennzeichnungspflicht eingeführt: Alle Jüdinnen und Juden, die älter als zehn Jahre waren, wurden verpflichtet, den Davidsstern auf einer Armbinde zu tragen. Zwischen Mai 1940 und Herbst 1941 fand in der Stadt die größte Vertreibung jüdischer Menschen im Generalgouvernement statt. Der größte Teil der jüdischen Bevölkerung, so sah es Generalgouverneur Hans Frank (1904 – 1946) vor, sollte in angrenzende Regionen vertrieben werden, nur höchstens 10.000 benötigte Handwerker sollten in der Stadt bleiben dürfen. Bis August des Jahres 1940 bestand die Möglichkeit einer „freiwilligen“ Ausreise mit freier Wahl des zukünftigen Wohnortes. Dem folgten etwa 22.000 Menschen. Danach setzte die Zwangsumsiedlung ein. Nach Abschluss der Aktion lebten im Mai 1941 in Krakau noch insgesamt 10.873 Jüdinnen und Juden, zusammengetrieben im Krakauer Ghetto, das zwei Monate zuvor im Stadtteil Podgórze errichtet worden war.

Jüdische Männer, z.T. mit Judenstern auf Armbinden, vor einem Geschäft mit dem Schild „Jüdisches Geschäft“, Krakau 1940.
Jüdische Männer, z.T. mit Judenstern auf Armbinden, vor einem Geschäft mit dem Schild „Jüdisches Geschäft“, Krakau 1940Quelle: BArch, Bild 101III-Wisniewski-010-32A / Wisniewski, Bruno
Hans Frank, Generalgouverneur des Generalgouvernements für die besetzten polnischen Gebiete, auf einer Polizeiparade in Krakau, ca. 1939/1940.
Hans Frank, Generalgouverneur des Generalgouvernements für die besetzten polnischen Gebiete, auf einer Polizeiparade in Krakau, ca. 1939/1940Quelle: BArch, Bild 121-0270 / o. Ang.

Bereits im Oktober 1939 wurden in der Stadt und im Distrikt Krakau jüdische Menschen in Lagern interniert, die für Arbeitseinsätze im Deutschen Reich vorgesehen waren. Nicht zuletzt durch diese Transporte ins Reich fehlte es im Distrikt Krakau an Arbeitskräften, wodurch zunehmend mehr Juden zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Allein 1940 und 1941 wurden 20 Arbeitslager für Juden im Distrikt Krakau errichtet.

Im Verlauf des Jahres 1942 deportierten die Nationalsozialisten mehr und mehr Menschen aus dem Krakauer Ghetto in Konzentrations- und Vernichtungslager. Am 13. März 1943 wurde das Ghetto endgültig aufgelöst. Von den Nationalsozialisten als „arbeitstauglich“ erachtete Jüdinnen und Juden mussten in das Arbeitslager Płaszów südöstlich von Krakau, einen Tag später begann die Deportation der noch verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner des Ghettos in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Zusammengetriebene Juden in einem Gefangenenlager bei Krakau, Ende 1939
Zusammengetriebene Juden in einem Gefangenenlager bei Krakau, Ende 1939Quelle: BArch, Bild 121-0295 / o. Ang.

Oskar Schindler, ein Geschäftsmann in Krakau

Die Besetzung Krakaus führte zur Verdrängung jüdischer Menschen aus dem Wirtschaftsleben. Die Nationalsozialisten sperrten Geldkonten, beschlagnahmten die Betriebe jüdischer Unternehmer und vertrieben deren Besitzer. Unternehmen und Immobilien, die in die Hände der deutschen Besatzer fielen, überführten sie in eine Treuhandgesellschaft, die die Verwaltung der Unternehmen bevorzugt an „Reichsdeutsche“ und „Volksdeutsche“ übergab.

Die Aussicht auf lukrative Geschäfte durch die Ausbeutung des besetzten Landes und seiner Bevölkerung, insbesondere der jüdischen, machten Krakau zu einem bevorzugten Ziel deutscher Unternehmer, die auf schnelle Gewinne hofften. Einer dieser Unternehmer war der am 28. April 1908 in Zwittau in Mähren (dem heutigen tschechischen Svitavy) geborene Deutschmährer Oskar Schindler.

Im Oktober 1939 pachtete Schindler in Zabłocie bei Krakau eine Press- und Emaillierfabrik, die ehemals einem jüdischen Unternehmer gehört hatte. Durch die Produktion von Geschirr für die Wehrmacht, für die Schindler Polen als billige Arbeitskräfte beschäftigte, wuchs das Unternehmen und expandierte. Als Schindler die Firma übernahm, waren dort 45 Mitarbeitende beschäftigt, ein Jahr später waren es bereits 400, davon 150 Jüdinnen und Juden. Schindlers Plan, nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen nach Krakau zu kommen, um hier profitable Geschäfte machen zu können, wurde Realität. Oskar Schindler war jedoch nicht nur Profiteur des Kriegs und der Besetzung Polens, sondern in den 1930er Jahren auch überzeugter Nationalsozialist. Ab 1935 war er als Agent für das Amt Ausland/Abwehr, den militärischen Nachrichtendienst unter Leitung Wilhelm Canaris‘, tätig. Im Zuge dieser Tätigkeit wurde er Juli 1938 von tschechischen Sicherheitskräften verhaftet. Nur die Besetzung des Sudetenlandes durch die Wehrmacht verhinderte die Vollstreckung des Todesurteils, das gegen ihn gefällt wurde. Mit Annexion der Tschechoslowakei trat Schindler in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Im Zuge der Verschärfung der Maßnahmen der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung entwickelte Schindler jedoch eine zunehmende Abscheu gegen deren Politik.

  • Beglaubigte Abschrift aus dem Handelsregister, Dez. 1943

  • Beglaubigte Abschrift aus dem Handelsregister, Dez. 1943

  • Beglaubigte Abschrift aus dem Handelsregister, Dez. 1943

Die „Deutsche Emailwarenfabrik“

Schindlers Firma, die Deutsche Emailwarenfabrik (DEF), beschäftigte Ende 1942 knapp 800 Menschen, darunter 370 Jüdinnen und Juden aus dem unweit des Fabrikgeländes gelegenen Krakauer Ghettos. Mit der Liquidation des Ghettos im März 1943 verschlechterte sich die Lage der jüdischen Arbeiter, die in das Arbeitslager Płaszów verlegt wurden. Nicht nur wurde der Weg, den sie zur Fabrik zurücklegen mussten, dadurch um ein Vielfaches länger, auch waren sie der Willkür des brutalen Lagerkommandanten Amon Göth ausgesetzt. Schindler war mit Göth persönlich bekannt. Es gelang ihm, Göth von der Errichtung eines an seine Fabrik angrenzendes Nebenlagers des Arbeitslagers Płaszów zu überzeugen. In diesem wurden die jüdischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DEF mit ihren Familien untergebracht.

Für die finanzielle Unterhaltung des Nebenlagers war allein Schindler verantwortlich. Nichtsdestotrotz waren die (Über-)Lebensbedingungen für die hier untergebrachten Jüdinnen und Juden weitaus besser als im Lager Płaszów. Sie waren weniger der Willkür und Gewalt der SS-Wachen ausgesetzt und ihre Lebensmittelrationen waren höher, auch weil Schindler selbst Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt kaufte. Setzte Schindler zu Beginn seiner Zeit in Krakau Juden noch als billige Arbeitskräfte ein, rückte nun ein anderes Motiv in den Mittelpunkt: sie zu schützen vor Willkür, unmenschlichen Lagerbedingungen und Deportation. Zu dieser Zeit nahm Oskar Schindler weitere Risiken auf sich. Im November 1943 reiste er auf Einladung des Joint Distribution Committee (Joint), der größten jüdischen Hilfsorganisation während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit, nach Budapest. Dort traf er sich mit Rudolf Kasztner, Joel Brand und Schmuel Springmann, Vertretern ungarischer jüdischer Organisationen, und berichtete ihnen über die Lage polnischer Juden. Sein Engagement blieb den nationalsozialistischen Sicherheitsbehörden nicht verborgen, die ihn mehrfach festnahmen und inhaftierten.

Deutsche Emailwarenfabrik - Oskar Schindler Email- und Metallwaren aller Art RB.-Nr. 0/1401/0058  Werk: Krakau, Lipowastr. 4, Polen  Situations-Skizze, mit angrenzenden Industrieen.  [Lageplan der Deutschen Emailwarenfabrik und der angrenzenden Betriebe Kistenfabrik Ernst Kühnpast, Krakauer Glashütte, Polzink, Barackenwerk Chmielevski, Ziarno Brotfabriken und Mühlen A.G., Seifenfabrik Szmychovski und N.K.F. - Neue Kühler u. Flugzeug-Teile-Fabrik, Kurt Hodermann, vorher Krakauer Drahtgitter-Fabrik Ex-Minister Kucharski]
Grundriss der „Deutschen Emailwarenfabrik“ in KrakauQuelle: BArch, N 1493/3, Bl. 141
  • „Bericht über Rettungsarbeiten und Aufwendungen für versklavte jüdische Menschen in den Kriegsjahren 1939-1945“

  • „Bericht über Rettungsarbeiten und Aufwendungen für versklavte jüdische Menschen in den Kriegsjahren 1939-1945“

  • „Bericht über Rettungsarbeiten und Aufwendungen für versklavte jüdische Menschen in den Kriegsjahren 1939-1945“

Liste der „Schindlerjuden“ – Verlagerung der Produktion nach Brünnlitz

1944 wurde das Lager Płaszów aufgelöst. Grund war das Vorrücken der sowjetischen Armee. Die rund 20.000 jüdischen Häftlinge des Lagers wurden in Vernichtungslager deportiert. Auch die Schindlers mussten ihre Fabrik schließen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 1.000 jüdische Arbeiterinnen und Arbeiter in ihrer Fabrik eingesetzt. Statt diese zurückzulassen, erhielt Oskar Schindler jedoch infolge zäher Verhandlungen die Genehmigung, mitsamt der Belegschaft in Brünnlitz im Sudetenland, nahe der Heimat Oskar Schindlers, mit der Produktion fortzufahren. Ein solcher Umzug war nicht ohne Weiteres möglich, genehmigt werden musste er beim SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin. Dafür war es notwendig, dass Schindler die Produktion von einer kriegswichtigen auf eine „siegentscheidende Produktion“ umstellte. Schindler erlangte die Genehmigung und überdies gelang es ihm sogar, weitere Häftlinge des Lagers Płaszów, ab Anfang des Jahres 1944 nicht mehr Arbeits-, sondern Konzentrationslager, auf die Listen seiner Arbeiter zu schreiben. Jene Transportlisten waren es, die 1993 namensgebend für den Film waren, mit dem Steven Spielberg Oskar Schindler ein cineastisches Denkmal setzte: „Schindlers Liste“.

Die fast 800 Männer, die auf den Listen standen, kamen zur Registrierung in das KZ Groß-Rosen, dem die neue Fabrik als Außenlager administrativ angeschlossen war. Die fast 300 Frauen hingegen wurden, da zu diesem Zeitpunkt im KZ Groß-Rosen kein Frauenlager existierte, nach Auschwitz transportiert. Schindler setzte sich zusammen mit seiner Frau über Wochen hinweg persönlich für die Freilassung ein, letztlich trotz aller Widerstände mit Erfolg. Obwohl offiziell Außenlager des KZ Groß-Rosen, war Schindler nicht nur für den Aufbau der Fabrik und der dazugehörigen Wachanlagen sowie die Unterbringung der Arbeiter verantwortlich, sondern auch für die Unterbringung und Verpflegung der SS-Wachen. Finanziell war die Fabrik damit alles andere als profitabel. Trotzdem setzten sich Oskar und Emilie Schindler weiter für die jüdischen Verfolgten ein, beschäftigten sie sogar, obwohl es für sie in der Fabrik keine Arbeit gab. Ein Beispiel dafür war die Rettung der „Golleschauer Juden“. Diese aus einem Außenlager des KZ Auschwitz stammende Gruppe jüdischer Zwangsarbeiter irrte Ende Januar 1945 in Viehwaggons umher, da eine Firma, die den Transport zuvor angefordert hatte, ihn nun ablehnte. Nach einer Irrfahrt schließlich waren es die Schindlers, die die völlig entkräftigen KZ-Häftlinge aufnahmen und pflegten und die Toten nach jüdischem Ritus bestatteten.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

  • Liste der „Schindlerjuden“.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – Oskar Schindler zwischen wirtschaftlichen Fehlschlägen und gesellschaftlicher Anerkennung

Oskar Schindler floh am 9. Mai 1945 vor den sowjetischen Truppen aus Brünnlitz. Auf der Flucht verlor er nach eigenen Angaben seinen Besitz und gelangte, nunmehr mittellos, zunächst nach Konstanz, ab Herbst 1945 nach Regensburg. Als Mitglied der NSDAP erwartete ihn ein Entnazifizierungsverfahren. Zur Entlastung sammelte er die Berichte von durch ihn geretteten Juden. Das Verfahren gegen ihn wurde am 31. Oktober 1947 eingestellt, er galt damit als nicht belastet.

  • Bericht des Holocaustüberlebenden und „Schindlerjuden“ Dolek Grünhaut

  • Bericht des Holocaustüberlebenden und „SchindlerjudenDolek Grünhaut

Oskar Schindler fiel es schwer, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Unterstützung erhielt er von verschiedenen jüdischen Organisationen, in Form von Lebensmittelrationen und kleineren finanziellen Zuwendungen. Zudem bezog Schindler vom Joint eine Beihilfe in Höhe von 15.000 Dollar. Mit dieser Unterstützung wanderten die Schindlers Ende der 1940er Jahre nach Argentinien aus. In San Vicente, rund 50 Kilometer südlich von Buenos Aires, versuchten Oskar und Emilie Schindler Anfang der 1950er Jahre, in einem landwirtschaftlichen Betrieb mit der Zucht von Nutrias (Biberratten) Fuß zu fassen. Zugleich versuchte Oskar Schindler, in der Bundesrepublik finanzielle Entschädigung für durch die Flucht aus Krakau und dem Sudetenland entstandene Verluste zu erhalten.

Die Grundlage dafür war das Gesetz über den Lastenausgleich, das im September 1952 in Kraft trat. Den Antrag dazu stellte Oskar Schindler am 16. März 1954 an das Ausgleichsamt im Stadtrat Regensburg. Da jedoch der Gesetzestext vorsah, dass der Antragsteller zur Antragsberechtigung nachweislich Vertriebener sein musste und seinen ständigen Aufenthalt am 31. Dezember 1950 auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland oder in West-Berlin haben musste, sah das Amt im Falle Schindlers, wohnhaft in Argentinien und nicht im Besitz des neuen Bundesvertriebenenausweises, keine Antragsberechtigung. Oskar Schindler beließ es nicht dabei und wandte sich hilfesuchend an Joint und die United Restitution Organization, die ihn bei dem Antrag unterstützten.

[Handschriftliche Ergänzung: [durchgestrichen: 152]]  Aktenvermerk  Betr.: Auswertung der Betriebsunterlagen der Deutschen Emailwarenfabrik Oskar Schindler, Krakau, Lipowa 4 und Brünnlitz/Zwittau Akt.Z.: Sch II 40333  Vor einer endgültigen Feststellung des Schadens müssen von dem Antragsteller noch die polizeiliche Anmeldung und der Flüchtlingsausweis vorgelegt werden. Alsdann ist der Prüfungsbogen für die allgemeinen Voraussetzungen auszustellen und der gesamte Akt zur Feststellung vorzulegen.  Da sich für die Schadensfeststellung des Vertreibungsschadens Schindler allerhöchste Dienststellen eingeschaltet haben, wurde bereits von hier anhand der vorliegenden Bilanz 1943 eine Auswertung vorgenommen und ein Ersatzeinheitswert von 427.400,00 RM ermittelt. Herr Schindler gab zu einem früheren Zeitpunkt seinen Verlust allerdings mit über 5.000.000,00 RM (Blatt 10) an.  Allerdings sind in dieser Zusammenstellung die Privatwohnung, Bareingang bei der Deutschen Bank in Zwittau, enthalten. Auch die noch nicht zum Einsatz gekommenen Maschinen sowie die Forderungen an das Reich müssten in einer später als 1943 aufzustellenden Bilanz erscheinen. Unabhängig von dieser Aufstellung des Antragstellers wurde anhand der vorliegenden Bilanz das Anlage- und Umlaufvermögen zusammen im Jahre 1943 mit 3.486.213,24 RM ermittelt. Demgegenüber standen aber Schulden in Höhe von 3.058.823,70 RM, die selbstverständlich von dem vorgenannten Betrag in Abzug zu bringen waren, so daß im Endeffekt ein Ersatzeinheitswert von 427.400,00 RM festgestellt werden konnte.
Aktenvermerk des Ausgleichsamts der Stadt Frankfurt am Main zur Schadensberechnung im Antrag auf Lastenausgleich von Oskar Schindler mit Verweis auf die Relevanz des VorgangsQuelle: BArch, ZLA 1/13062230a, Bl. 233 (Ausschnitt)

In den 1950er-Jahren trennte sich Schindler von seiner Ehefrau Emilie, zu einer Scheidung kam es nicht. Der Versuch, landwirtschaftlich in Argentinien erfolgreich zu sein, scheiterte. 1957 kehrte Oskar Schindler mit Unterstützung durch Joint nach Deutschland zurück, wo er nach Frankfurt am Main zog. Emilie Schindler ließ er in Argentinien zurück. Wieder in Deutschland bemühte Schindler sich weiterhin, finanzielle Entschädigung vom Lastenausgleichsamt zu erhalten. Seinen Bemühungen verlieh unter anderem Ernst Katzenstein, Direktor der Jewish Claims Conference, Nachdruck, der sich brieflich an das Bundesvertriebenenministerium wandte. Mit Erfolg: Das nun zuständige Ausgleichsamt der Stadt Frankfurt nahm sich des Antrags an. Grund für die schnelle Bearbeitung war nicht zuletzt, dass sich „für die Schadensfeststellung des Vertreibungsschadens Schindler allerhöchste Dienststellen eingeschaltet haben“. Dazu gehörten unter anderem der Präsident des Bundesausgleichsamtes und das Bundespräsidialamt.

1958 wurde Oskar Schindler vom Lastenausgleichsamt der Stadt Frankfurt am Main ein Aufbaudarlehen in Höhe von 50.000 DM gewährt – er hatte auf mehr gehofft. Das Geld verwendete er zur Übernahme eines Beton- und Kunststeinwerkes im oberfränkischen Hochstadt am Main.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954.

  • Antrag Oskar Schindlers auf „Feststellung von Vertreibungsschäden – Kriegsschäden – Ostschäden“ vom 16. März 1954 sowie dem Schreiben des Ausgleichsamtes der Stadt Regensburg an die United Restitution Organization.

  • Schreiben von Dr. Ernst Katzenstein, Direktor der Jewish Claims Conference (JCC), an das Bundesvertriebenenministerium.

  • Schreiben von Dr. Ernst Katzenstein, Direktor der Jewish Claims Conference (JCC), an das Bundesvertriebenenministerium.

  • Gewährung eines Aufbaudarlehens an Oskar Schindler.

  • Gewährung eines Aufbaudarlehens an Oskar Schindler.

  • Gewährung eines Aufbaudarlehens an Oskar Schindler.

Briefumschlag in dem sich Zeichnungen befanden, die israelischer Kinder für Oskar Schindler maltenQuelle: BArch, N 1493/3, Bl. 480
Oskar Schindler/19  Stadtrat Dr. Wilhelm Fay  Frankfurt am Main, 31. Dezember 1965 Bethmannstraße 3 - Rathaus  Herrn Oskar Schindler  Frankfurt am Main Arndtstraße 46  Sehr geehrter Herr Schindler!  Der Herr Bundespräsident hat Ihnen das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. Ich bin beauftragt worden, es Ihnen zu überreichen. Hierfür schlage ich Ihnen Mittwoch, den 12. Januar 1965, 09:00 Uhr, in meinen Dienstzimmmer Nr. 232 vor, Rathaus, Eingang Bethmannstraße 3.  Ich wäre Ihnen dankbar für eine Mitteilung, ob Ihnen dieser Termin angenehm ist, und verbleibe  mit freundlichen Grüßen  [Unterschrift: Fay]  [nicht lesbar] Rathaus, Bethmannstraße 3, Telefon: Durchwahl [nicht lesbar] [nicht lesbar] Oskar Schindler/19  Verleihungsurkunde in Anerkennung der um Staat und Volk erworbenen besonderen Verdienste verleihe ich  Herr Oskar Schindler Frankfurt am Main  Das Verdienstkreuz Erster Klasse Des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland  Bonn, den 05. November 1965  Der Bundespräsident [Unterschrift: Heinrich Lübke]
Verleihungsurkunde des Bundesverdienstkreuzes an Oskar Schindler, 1965Quelle: BArch, N 1493/3, Bl. 722

Auch mit dem Betonwerk scheiterte Schindler. Es gelang ihm nicht, an seine wirtschaftlichen Erfolge aus der Kriegszeit anzuschließen und er geriet zunehmend in finanzielle Bedrängnis. Zugleich rückte sein Wirken während des Holocausts und sein selbstloses Engagement zur Rettung jüdischer Menschen zunehmend in die Öffentlichkeit, insbesondere in Israel, das er 1962 auf Einladung das erste Mal besuchte. Viele weitere Besuche sollten folgen. Während seines ersten Besuchs erhielt er den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“, eine Entscheidung die nicht unumstritten war, war Schindler doch NSDAP-Mitglied gewesen und hatte von der Besetzung Polens und der Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung wirtschaftlich profitiert. Nichtsdestotrotz erwarteten hunderte nach Kriegsende nach Israel ausgewanderte, von Schindler gerettete Jüdinnen und Juden ihn und bejubelten seine Ankunft in Tel Aviv. Viele von ihnen nahmen an der Verleihung der Ehrenwürde teil und hielten Laudationen auf Oskar Schindler. Emilie Schindler erhielt den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ 1994. Im November des Jahres 1965 erhielt Oskar Schindler auch das Bundesverdienstkreuz.

  • Kinderzeichnung

  • Kinderzeichnung

  • Kinderzeichnung

  • Kinderzeichnung

  • Kinderzeichnung

  • Kinderzeichnung

Tod und Nachleben

Oskar Schindler unternahm viele Reisen nach Israel, war ab 1971 auch ehrenamtlicher Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gesellschaften der Hebräischen Universität Jerusalem in Deutschland. 1970 lernte er am Strand von Tel Aviv Annemarie Staehr kennen, mit der sich fortan eine innige Freundschaft entwickelte. Auch mit ihrem Ehemann Hermann Staehr freundete er sich an, es folgten gemeinsame Reisen, er bezog sogar ein eigenes Zimmer im Hause der Staehrs in Hildesheim.

Im Dezember des Jahres 1973 erlitt der bereits seit Jahren schwerkranke Schindler einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Oskar Schindler verstarb am 9. Oktober 1974 in Hildesheim. Beigesetzt wurde er, das hatte er sich zu Lebzeiten gewünscht, in Jerusalem auf dem römisch-katholischen Franziskanerfriedhof. Die zahlreichen Urkunden, Briefe, Zeichnungen, Fotos, Zeitungsartikel und viele andere Dokumente aus seinem Leben, zumeist aus der Zeit nach 1945, verwahrte das Ehepaar Staehr in einem Koffer auf dem Dachboden ihres Hildesheimer Hauses.

Trauerfeier für Herrn Oskar Schindler am Mittwoch, dem 16. Oktober 1974, 14:00 Uhr Trauerhalle in Frankfurt am Main Hauptfriedhof  Orgel Liturgische Worte zum Beginn: Stadtdekan Adlhoch Ansprache: Propst Trautwein Psalmgebet: Oborkantor Reise Fürbitten: Stadtdekan Adlhoch  Gedenkworte Es sprachen: 1. Ein unbekannter Herr 2. Für die Geretteten: Herr Richard Rechen - Haifa 3. Für das Land Hessen: Herr Staatssekretär Dr. J. Vogler - Wiesbaden 4. Für die Jüdische Gemeinde und die Gesellschaft der Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem Herr Moshe Gerhard Heß 5. Für die Zwittauer Heimatrunde Herr Hackenberg  Segen Lied für Oskar Schindler - Manfred Knoch  Am kommenden Sonnabend, dem 19. Oktober, findet um 8:00 Uhr im Dom zu Frankfurt ein Requiem für Herrn Oskar Schindler statt.   Lied für Oskar Schindler  Es wächst ein Baum in Israel, der nicht wie and
Fotocollage aus dem Bild-Nachlass Oskar Schindlers, u. A. bei Besuchen in IsraelQuelle: BArch, B 198 Bild-2024-0924-002 / Derdzinski
Programm der Trauerfeier für Oskar Schindler, die am 16. Oktober 1974, acht Tage nach dessen Tod, in Frankfurt am Main stattfandQuelle: BArch, N 1493/8, Bl. 427 (Ausschnitt)

Der Koffer und das Bundesarchiv

Übergabe von Schindlers Listen durch den damaligen Direktor des Archivs der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dr. Yaacov Lozowick (links), an den damaligen Präsidenten des Bundesarchivs, Hartmut Weber (Mitte) und den damaligen Abteilungsleiter der Abteilung B, Wolf Buchmann (rechts) am  9. November 2000Quelle: BArch, B 198 Bild-123-05A

1999, ein Vierteljahrhundert nach Oskar Schindlers Tod, fand Annemarie Staehrs in Stuttgart lebender Sohn den Koffer auf dem Hildesheimer Dachboden. Über ihn fand der Koffer seinen Weg zur Stuttgarter Zeitung, die den Inhalt sichtete und dabei unter anderem auf ein Original von „Schindlers Liste“ stieß. Die Zeitung schaltete das Bundesarchiv ein. Am 25. Oktober 1999 machte sich Wolf Buchmann, Archivdirektor im Bundesarchiv, auf den Weg nach Stuttgart, um den Koffer samt Inhalt in Empfang zu nehmen und nach Koblenz ins Bundesarchiv zu bringen. Dort wurden alle Unterlagen auf Mikrofilm kopiert und reprografiert. Zwei Wochen später, Mitte November, folgte dann die vorerst letzte Reise des Koffers: Das Bundesarchiv überstellte den Nachlass an Yad Vashem, die staatliche Gedenkstätte zur Erinnerung an den Holocaust in Jerusalem. Die Gedenkstätte dankte dem Bundesarchiv für die Kooperation und übersandte ihm einen der Original-Durchschläge von „Schindlers Liste“, bestehend aus 19 Seiten mit den Namen der von Schindler geretteten Männern und Frauen.

Anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 1998 hielt der israelische Historiker Yehuda Bauer im Deutschen Bundestag die Gedenkrede. In dieser sprach Bauer auch über Oskar Schindler und stellte sich die Frage, warum Schindler sich für die Juden einsetzte: „Er musste es nicht; aber er tat es. Warum? Weil er ein Mensch war“.

Nutzung der Unterlagen

Mit der Mikrofilm-Kopie und den Reprografien von 1999 ist der Nachlass Oskar Schindlers auch im Bundesarchiv gesichert worden. Die Nutzung der Dokumente und Bilder erfolgt über die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, wo der Nachlass im Original und als Digitalisat vorliegt (Signatur P. 41). Damit wurden die Dokumente langfristig gesichert und dem Wunsch Oskar Schindlers entsprechend die Möglichkeit geschaffen, sie der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Digitalisate der Original-Durchschläge von „Schindlers Liste“ sind zusätzlich hier online im Bundesarchiv einsehbar:

Zudem sind die Dokumente zum Lastenausgleich im Bundesarchiv recherchierbar.