
Schreiben des badischen Staatsministeriums an das Reichsministerium über die Niederschlagung der Badischen Revolution, 22. Juli 1849, Quelle: BArch, DB 52/27/51
Juli 1849
Nachdem die preußischen Invasoren am 29./30. Juni 1849 die an der Murg errichtete Verteidigungsline der Revolutionstruppen durchbrachen, zog sich ein Großteil der demoralisierten Verteidiger nach Süden zurück. Ludwik Mierosławski, der Oberbefehlshaber der Revolutionsarmee, hielt weitere Kämpfe für aussichtslos an und bat um die Entbindung von seinem Kommando. An seine Stelle trat Franz Sigel. Dieser konnte jedoch nur noch versuchen, die verbliebenen Kämpfer vor einer Gefangennahme zu bewahren. Es kam zu keinen weiteren größeren Kampfhandlungen. Am 11./12. Juli überquerten die Reste der Revolutionsarmee bei Baltersweil und Konstanz die Grenze zur Schweiz und baten um Asyl. Das Vorrücken der preußischen Einheiten und der sie unterstützenden Verbände anderer deutschen Staaten zur Schweizer Grenze führte zu Spannungen mit der Schweiz, als am 21. Juli 1849 eine Einheit hessischer Soldaten über Schweizer Gebiet zur Badener Exklave Büsingen vorrückte, um die Einwohner zu entwaffnen und Verhaftungen vorzunehmen. Daraufhin wurde die hessische Einheit von Schweizer Grenztruppen eingeschlossen. Beide Seiten mobilisierten Verstärkung und standen sich drohend gegenüber, bevor die Hessen am 30. Juli abziehen durften.
Diese Entwicklungen waren den in Rastatt von den Preußen eingeschlossenen Revolutionären weitgehend verborgen geblieben. Die etwa 6.000 Männer und Frauen verfügten über genügend Vorräte und zahlreiche Geschütze, deren Bedienungsmannschaften sich schon während des Soldatenaufstandes als besonders entschlossen und revolutionär erwiesen hatten. Als Festungskommandeur fungierte der badische Dragoneroffizier Gustav Tiedemann.
Den Belagerern fehlten die nötigen Truppen und schweren Geschütze, um die Festung zu stürmen oder sturmreif zu schießen. Außerdem wollten die Preußen unnötige eigene Verluste vermeiden und die Bundesfestung möglichst unbeschädigt einnehmen. Statt die Befestigungsanlagen anzugreifen, bombardierten sie deshalb ab 7. Juli die Innenstadt. So sollten die Verteidiger und die Zivilbevölkerung demoralisiert und zum Aufgeben bewegt werden. Der Beschuss verursachte zahlreiche Schäden. Es gab Tote und Verletzte unter der Einwohnerschaft, die in Kellern, im Schloss und in den Befestigungsanlagen Schutz suchte. Dennoch kam es zu keiner schnellen Kapitulation. Die Verteidiger unternahmen sogar kleinere Ausfälle. Viele hofften auf baldige Unterstützung durch die übrigen Revolutionstruppen. Der Journalist Ernst Elsenhand tat mit der Herausgabe des „Festungsboten“ sein Möglichstes, um die Moral im belagerten Rastatt hochzuhalten.
Angesichts der ausbleibenden Hilfe, schwindender Vorräte und dem Beschuss durch die Preußen kam es jedoch im Verlauf des Juli unter den Verteidigern zunehmend zu Meinungsverschiedenheiten über das weitere Vorgehen. Um die Belagerten zum Aufgeben zu bewegen, gestatteten die Preußen schließlich einer Rastatter Delegation eine Erkundungsreise nach Freiburg und Konstanz, um sie von der Hoffnungslosigkeit eines weiteren Aushaltens zu überzeugen. Das Ergebnis der Reise war demoralisierend: überall in Baden standen preußische oder mit Preußen verbündete Truppen. Die Revolutionsarmee hatte sich aufgelöst und ihre Mitglieder waren vielfach ins Exil gegangen. Am 23. Juli 1849 kapitulierten die in Rastatt eingeschlossenen Revolutionäre daraufhin bedingungslos. Die meisten der Verteidiger wurden sofort in die Kasematten der Festung gesperrt. Dort herrschten aufgrund der Überfüllung und der schlechten Versorgung katastrophale Lebensbedingungen, was zum Ausbruch gefährlicher Krankheiten unter den Gefangenen führte. Nur wenige der Verteidiger Rastatts konnten wie der junge Revolutionär Carl Schurz der Gefangennahme entgehen und aus der Festung fliehen oder sich bei hilfsbereiten Zivilisten verstecken.