Direkt zum Seiteninhalt springen
Cover der Bände 1954 und 1972 der Edition „Die DDR im Blick der Stasi“

Cover der Bände 1954 und 1972 der Edition „Die DDR im Blick der Stasi“, Quelle: Bundesarchiv

Pressemitteilung

Zwischen Konfrontation und Öffnung: Die geheimen Berichte der Stasi an die SED 1954 und 1972

Neue Bände der Edition „Die DDR im Blick der Stasi“ erschienen

35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer widmen sich zwei neu erschienene Bände der vom Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv veröffentlichten Reihe „Die DDR im Blick der Stasi“ den Jahren 1954 und 1972 und damit dem Spannungsfeld zwischen Spaltung und Annäherung der beiden deutschen Staaten. Mittels geheimer Inlandsberichte der Stasi an die Parteiführung zeigen die Bände den geheimpolizeilichen Blick auf diese politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

Für die Spaltung zwischen Ost und West steht das Jahr 1954. Ein Jahr zuvor hatte der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 den jungen Staat erschüttert, eine aufgewühlte Gesellschaft und ein zutiefst verunsichertes Regime hinterlassen. Mit aufwändig inszenierten Großveranstaltungen wie dem IV. SED-Parteitag oder dem II. Deutschlandtreffen der Jugend, vorsichtigen politischen Lockerungen, aber auch harter Repression versuchte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ihre Macht zu konsolidieren. Die Stasi berichtete deshalb fast täglich über die Lage im Land. Sie dokumentierte die permanenten Versuche des Regimes, der Bevölkerung ein Bekenntnis zu Staat und SED abzuringen und zeigte auch widerständiges Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern, etwa in Form von Drohbriefen oder Gewalttaten.

Auch die existenziellen Alltagsprobleme dieser Zeit wie die Lebensmittelknappheit oder die chronische Unterversorgung der Betriebe kommen in den Berichten zur Sprache. Zugleich spiegelt sich darin die heiße Phase des Kalten Krieges: Die Tagesrapporte der Stasi zeichnen ein eindrückliches Bild von der Blockkonfrontation und dem Geheimdienstkrieg in Deutschland.

Besonders intensiv wird über die Viermächtekonferenz berichtet, die Hoffnung auf eine nationale Einheit weckte, aber am Ende die Teilung Deutschlands und Europas zementierte. Beschrieben werden aber auch Schauprozesse und Entführungen durch die Stasi sowie Sabotageaktionen antikommunistischer Gruppierungen.

Im Gegensatz zu den ersten Jahren der DDR steht das Jahr 1972 für den Versuch einer Normalisierung der Beziehung zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Es war geprägt durch die Teil-Öffnung der DDR-Grenzen für Westdeutsche und Westberliner sowie die Unterzeichnung des Grundlagenvertrags durch die beiden deutschen Staaten. Diese Entwicklung war keineswegs im Sinne der Stasi. Sie warnte vor den Gefahren einer Öffnung nach Westen, welche die Herrschaft der SED destabilisieren würde. Daraus resultierten eine akribische Überwachung des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs und detaillierte Berichte über Fluchten und Fluchtversuche. Innerhalb des Landes verfolgte die Stasi die vorsichtige kulturelle und gesellschaftliche Öffnung der SED-Führung mit unverhohlener Skepsis. Sie agitierte dagegen, bislang verfemte Künstler und Schriftsteller wiederzuzulassen. Sie berichtete über kritische Diskussionen von Ärztinnen und Ärzten sowie den Kirchen im Vorfeld der Liberalisierung des Abtreibungsrechts im März 1972. Und sie ging im Auftrag der SED gegen die letzten Privatbetriebe der DDR vor, die 1972 zwangsverstaatlicht wurden.

Hinweis für Redaktionen: Rezensionsexemplare für Presse sowie Interviewanfragen an die Autoren unter presse@bundesarchiv.de

Die Autoren im Video:

- 1954: https://youtu.be/KMRLOBCDRU4

- 1972: https://youtu.be/6hRK7Ptpx7Q

Mehr zu den Publikationen: https://www.bundesarchiv.de/publikationen/publikation/die-ddr-im-blick-der-stasi-1954/

https://www.bundesarchiv.de/publikationen/publikation/die-ddr-im-blick-der-stasi-1972/

Hintergrund:

Die Bände mit den geheimen Berichten, die die „Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe“ (ZAIG) des Ministeriums für Staatssicherheit zur Information der DDR-Partei- und Staatsführung, sind eine zeitgeschichtliche Quelle von hohem historischen Wert.
Mehr zu den bisher erschienenen Ausgaben der Edition:

https://www.ddr-im-blick.de/

Kontakt zur Pressestelle

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Pressesprecher

Elmar Kramer

Telefon: 030 18 665-7181
E-Mail: elmar.kramer@bundesarchiv.de