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Kinder aus Westdeutschland treffen per Sonderzug zu Ferien in der DDR ein 1956

"Erster Transport westdeutscher Ferienkinder in der DDR eingetroffen," 3. Juli 1956, Quelle: BArch, Bild 183-39506-0011 / Biscan

Interzonenzug

Schienenverbindungen über innerdeutsche Grenzen, 1945-1970

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  • Mädchen in Pionieruniform überreicht einen Blumenstrauß an die ersten Gäste aus dem Westen 1954
    "Ein Junger Pionier überreicht (...) den ersten Reisenden, die über Oebisfelde in die Deutsche Demokratische Republik fahren, einen Blumenstrauß."
  • Befehl zur Ausgabe von Interzonenpässen 1946
    "Ausgabe von einmaligen Interzonenpässen", 26. November 1946
  • Lagebericht zu Einschränkungen im Bahnverkehr nach Berlin 1948
    "Im Berlinverkehr entwickelte sich ab 1. April [1948] durch verschärfte Maßnahmen der S[owjetischen]M[ilitär]A[dministration] eine völlig neue Lage."
  • Karte des Eisenbahnnetzes in der sowjetischen Besatzungszone 1950
    "Das Eisenbahnnetz der sowj[etischen] Besatzungszone."
  • Hinweise für Besucher Berlins und der Sowjetzone 1952
    "Selbst Altpapier gilt in der Sowjetzone als staatsgefährlich." [um 1952]
  • Information zur Sperrung des Interzonenverkehrs 1953
    "13.20 Uhr: (…) Es wird gebeten, den Interzonenzugverkehr zu sperren."
  • Zwei Frauen begrüßen sich am Interzonenzug in Essen 1953
    "Freude durch den Interzonenzug", Essen-Altenessen, 13. August 1953
  • Meldung zu Mängeln an Sichtpropaganda in der DDR 1953
    "Die Friedenstaube ist zerfranzt" (14. September 1954)
  • Fernschreiben zur Aufhebung des Passzwangs im Interzonenverkehr 1953
    Aufhebung des Interzonenpasszwangs, November 1953
  • Instruktion für die Polizei in Interzonenzügen 1953
    Einsatz der Transportpolizei beim Halt der Interzonenzüge auf den Bahnhöfen in der DDR
  • Mitarbeiterin in Uniform kontrolliert eine Familie in einem Interzonenzug 1954
    "Schnelle und freundliche Abfertigung am Kontrollpunkt Oebisfelde durch eine Mitarbeiterin des Amtes für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs [der DDR] in ihrer schmucken, neuen Dienstkleidung," 15. Juli 1954
  • Tasse im Mitropa-Zugrestaurant mit einem Fünf-Mark-Schein und Personalausweis 1954
    Juli 1954: "Mitropa wieder in den Westzonen"
  • Schreiben des Bundesverkehrsministeriums an die Deutsche Bundesbahn 1954
    "Zahlung eines Zuschusses an gefährdete Personen zur Verbilligung des tarifmäßigen Flugpreises"
  • Bericht über die Zustände an Interzonenkontrollpunkten 1955
    Jauche, Würmer, Wassermangel: Ungenügende sanitäre Verhältnisse, 1955
  • FDGB-Mitarbeiter begrüßt Gäste aus dem Ruhrgebiet in der DDR 1956
    "Die Messegäste aus dem Ruhrgebiet werden durch den Kollegen Herzog vom Organisationsbüro des FDGB Leipzig begrüßt."
  • Kinder aus Westdeutschland treffen per Sonderzug zu Ferien in der DDR ein 1956
    "Erster Transport westdeutscher Ferienkinder in der DDR eingetroffen," 3. Juli 1956
  • Information über verstärkte Einflussnahme des Gegners auf den innerdeutschen Reiseverkehr 1956
    "Annäherung und Verständigung" oder "verbrecherische Agententätigkeit"?
  • Bericht der Grenzpolizei über subversive Tätigkeiten des Ministeriums für Staatssicherheit 1961
    "Stör- und Wühltätigkeit" auf westdeutschen Bahnhöfen des Interzonenzugverkehrs
  • "Beweisfoto" der DDR-Staatssicherheit zur Dokumentation eines geplanten Fluchtversuchs, November 1961
    "Beweisfoto" der DDR-Staatssicherheit zur Dokumentation eines geplanten Fluchtversuchs, November 1961
  • Vermerk zu einem Vorfall mit Flüchtlingen in einem US-Militärzug 1961
    Verspätung in Helmstedt/Marienborn: 881 Minuten
  • Bericht zu einem Grenzdurchbruch mit einem Personenzug am Bahnhof Albrechtshof in Potsdam 1961
    "Schwerer Grenzdurchbruch" mit einem Personenzug
  • Bericht zu Vorgängen an der Zonengrenze im Raum Gerstungen 1962
    "…die durch Bundesgebiet über Herleshausen-Wommen verlaufende Eisenbahnstrecke (…) auszuschalten."
  • Foto des Staatssicherheitsdienstes der DDR vom Bahnhof Wolfsburg 1967
    Stasi-Spitzel in der Bundesrepublik: Foto des Bahnhofs Wolfsburg, aufgenommen während einer Schiffahrt auf dem Mittellandkanal (Juli 1967)
  • Willi Stoph begrüßt Willy Brandt am Sonderzug in Erfurt 1970
    Sonderzug nach Erfurt

Hintergrundinformationen

Mit Kriegsende 1945 teilten die Siegermächte Deutschland in vier Besatzungszonen, die durch britische, französische, amerikanische und sowjetische Stellen verwaltet wurden. Entsprechend wurden in Berlin, das innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone ("SBZ") lag, vier Sektoren festgelegt. Die Zonengrenzen schnitten zahlreiche Eisenbahnstrecken, teils sogar mehrfach. Doch schon im August 1945 verbanden die ersten "Interzonenzüge" die westlichen Besatzungszonen mit der SBZ und Berlin.

Flüchtlinge, Kohle, Militär

Zunächst handelte es sich dabei um Güterzüge, die vornehmlich der Versorgung von Berlin dienten. Einen großen Teil der sehr eingeschränkten Bahninfrastruktur behielten sich die Alliierten für militärische Transporte vor. Auch war die Verteilung der zahlreichen Flüchtlinge zu organisieren, die in Deutschland nach Kriegsende unterwegs waren. In der SBZ musste zudem der Abtransport von Reparationsgütern (darunter Eisenbahnschienen und Lokomotiven) bewältigt werden, was die Ressourcen noch zusätzlich einschränkte.

An einen freien Reiseverkehr für Zivilpersonen war unter diesen Umständen nicht zu denken. Erhielten seit Ende 1945 wenige deutsche Funktionsträger eine Mitfahrgenehmigung für Militärreisezüge der Westmächte, konnten ab Ende 1946 Deutsche, die im Bereich des Interzonenhandels unterwegs waren, "Interzonenpässe" beantragen. Ab April 1947 galt dies auch für Privatpersonen, wenn sie dringende Gründe geltend machen konnten.

Berlinblockade und Übergangsstellen

Während der Berlinblockade (Juni 1948 – Mai 1949) war der Eisenbahnverkehr zwischen Berlin und den Westzonen, angeblich wegen "technischer Schwierigkeiten", unterbrochen. Nach dem "Helmstedter Abkommen" vom 11. Mai 1949 konnte der Interzonenverkehr wieder aufgenommen und sukzessive verstärkt werden.

Als Übergangsstellen für Interzonenzüge im Personenverkehr waren nur wenige Bahnhöfe zugelassen, darunter:

  • Büchen/Schwanheide
  • Wolfsburg/Oebisfelde
  • Helmstedt/Marienborn
  • Bebra/Wartha (ab 1963 Bebra/Gerstungen)
  • Ludwigsstadt/Probstzella
  • Hof/Gutenfürst

Entgleisungsweichen zur Verhinderung von "Republikflucht"

Während ab 1949 die bundesdeutsche Regierung bestrebt war, Kontakte zwischen Einwohnerinnen und Einwohnern beider deutscher Staaten zu fördern, schränkte die DDR die Reisefreiheit ihrer Bürgerinnen und Bürger immer mehr ein. Zwar wurden nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 Reiseerleichterungen zugestanden, was sich in anwachsendem Interzonenverkehr niederschlug. Nach dem Bau der Mauer und der Verstärkung der Grenzanlagen entlang der innerdeutschen Grenze ab 1961 wurde es für DDR-Bürger*innen aber immer schwieriger, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten, sei es auch nur für einen Verwandtenbesuch "im Westen".

Die Übergangsstellen wurden auf DDR-Seite durch bauliche Anlagen wie Zäune, Beschaubrücken, Beleuchtung und Entgleisungsweichen gesichert. Jeder Interzonenzug wurde durch das Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs, Grenztruppen, Transportpolizei und das Ministerium für StaatssicherheitMinisterium für StaatssicherheitDas Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische... genauestens unter die Lupe genommen.

Umfangreiche Maßnahmen der DDR-Staatssicherheit

Der Zugverkehr zwischen Ost und West war in den Augen der DDR-Staatssicherheit eine erhebliche Gefahrenquelle – und dies gleich in mehrerlei Hinsicht. Zum einen argwöhnte die Geheimpolizei, dass "feindlich-negatives" Material wie Flugblätter und West-Zeitschriften auf diesem Wege in die DDR gelangen oder Informationen aus der DDR in den Westen fließen könnten. Insbesondere aber befürchtete die Stasi, dass die "Interzonenzüge" zur Flucht aus der DDR genutzt würden. Dieser Fluchtweg bekam nach dem Mauerbau 1961, durch den der SED-Staat das "Schlupfloch" West-Berlin verschlossen hatte, zusätzliche Bedeutung.

Die Stasi baute daher ein umfangreiches Sicherungsnetz auf. Dazu zählten strenge Überprüfungen durch die Passkontrolleinheiten, die zur Hauptabteilung VI der Staatssicherheit (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel) gehörten, aber getarnt in den Uniformen der Grenztruppen auftraten, außerdem inoffizielle Mitarbeiter (IM), die über verdächtige Bewegungen in der Umgebung von Bahnhöfen berichteten, und nicht zuletzt die enge Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitskräften. Dabei wusste die Stasi diese Zusammenarbeit durch die Installierung von Offizieren im besonderen Einsatz (OibE) in den anderen Einheiten zu festigen.

Fahrplankonferenzen und Speisewagen

Gleichzeitig musste die Zusammenarbeit des Personals von Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn reibungslos funktionieren, um Betrieb und Sicherheit des Bahnverkehrs gewährleisten zu können. Auf Fahrplankonferenzen und anderen Besprechungen trafen die Eisenbahnunternehmen beider deutscher Staaten entsprechende Vereinbarungen. Der durchgehende Verkehr mit Schlaf- und Speisewagen wurde 1954 aufgenommen.

Mit dem Transitabkommen von 1971 und dem Grundlagenvertrag von 1972, die im Rahmen der Entspannungspolitik von Bundeskanzler Willy Brandt zu sehen sind, wurde die Basis für Erleichterungen im Interzonen-Reiseverkehr geschaffen.

Wie Geschäftsleute, Rentnerinnen und Rentner, Ferienkinder und Regierungschefs in Interzonenzügen reisten, spiegelt sich in zahlreichen Bild-, Film- und Textdokumenten aus beiden deutschen Staaten wider.

Literatur

Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht. Berlin 1998
Peter Bock: Interzonenzüge. Eisenbahnverkehr im geteilten Deutschland 1945-1990. München 2007