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Deutsche Soldaten laufen durch einen verschneiten Wald. Im Vordergrund ist ein Soldat mit einem Sturmgewehr 44 zu sehen.

Deutsche Soldaten in den Ardennen, Quelle: BArch, Bild 183-2005-0509-500 / Langl

Unternehmen „Wacht am Rhein“

Mit einem großangelegten Angriff im Dezember 1944 wollte Adolf Hitler das Blatt an der Westfront wenden. Doch die Ardennenoffensive scheiterte an Nachschub und schlechtem Wetter.

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Am 16. Dezember 1944 starteten Wehrmacht und Waffen-SS unter dem Decknamen „Wacht am Rhein“ die Ardennenoffensive. Der Angriff war eine Reaktion auf die Vorstöße der Alliierten in Frankreich infolge des D-Day. Die deutschen Truppen planten, nach dem Vorbild der erfolgreichen Blitzkrieg-Taktik im Mai 1940 („Sichelschnitt-Plan“) durch das bewaldete Gebirge bis nach Antwerpen vorzustoßen und die strategisch wichtige Hafenstadt an der Schelde einzunehmen. Hier befand sich ein Versorgungshafen der Alliierten.

Ziel des deutschen Großangriffs mit über 200.000 Soldaten und ca. 600 Panzern war es, die alliierten Armeen zu trennen, ihre Nachschubwege zu unterbrechen und Friedensverhandlungen zu erzwingen. Hitler wollte so Kapazitäten für den Kampf gegen die Sowjetunion freimachen. Die Heeresgruppe B unter dem Oberbefehl Walter Models führte den Angriff durch. Entsprechende Dokumente zur Vorbereitung der Offensive, darunter die folgende Karte, sind im Bestand RH 19-IV überliefert und über diesen Link digital abrufbar.

Walter Model, Gerd von Rundstedt und Hans Krebs stehen in Uniform um einen Tisch und blicken auf eine Karte.
Walter Model, Gerd von Rundstedt und Hans Krebs (v. l. n. r.) bei einer Vorbesprechung zur Ardennenoffensive, Bad Tönisstein (Villa Brandenburg), November 1944Quelle: BArch, Bild 146-1978-024-31 / o. Ang.
  • Karte zur Vorbereitung der Ardennenoffensive (Unternehmen „Wacht am Rhein“), Dezember 1944

Eine höher aufgelöste Version der Karte finden Sie in invenio unter diesem Link.

Der englische Begriff für die Ardennenoffensive ist „Battle of the Bulge“ – benannt nach der Ausbuchtung der Frontlinie, die durch den deutschen Vorstoß entstand.

Beginn der Offensive

Der deutsche Angriff, der am frühen Morgen des 16. Dezembers 1944 begann, kam für die Amerikaner völlig überraschend. Hitler hatte den Zeitpunkt für die Offensive bewusst gewählt, um den Alliierten ihre Luftüberlegenheit zu nehmen: Die schlechte Wetterlage machte den Einsatz von Flugzeugen unmöglich.

Auch zahlenmäßig waren die deutschen den alliierten Truppen weit überlegen, die amerikanischen Sherman- hatten den deutschen Tiger- und Panther-Panzern zudem nur wenig entgegenzusetzen. So konnten Wehrmacht und Waffen-SS in den ersten Tagen der Offensive große Geländegewinne verzeichnen.

Deutsche Soldaten in einem verschneiten Wald. Im Vordergrund steht ein Soldat an einem Baum mit einem Sturmgewehr 44.
Deutsche Soldaten während der „Ardennenoffensive“ in Luxemburg, 22. Dezember 1944Quelle: BArch, Bild 183-1985-0104-501 (Ausschnitt) / Langl
Karte vom deutsch-belgischen Grenzgebiet mit roten und blauen militärischen, taktischen Symbolen
Karte für die Feuerleitung der Artillerie im Raum Hallschlag (Rheinland-Pfalz)Quelle: BArch, RS 23/64, Image 0007

In einem Bericht aus den Akten der Waffen-SS beschreibt ein Soldat des II. SS-Panzerkorps und Mitglied einer Artillerieeinheit, wie er den Beginn der Ardennenoffensive erlebte. Die Akte enthält auch eine Karte für die Feuerleitung der Artillerie im Raum Hallschlag (Rheinland-Pfalz).

Eine höher aufgelöste Version der Karte finden Sie zusammen mit dem Bericht in invenio unter diesem Link.

  • Bericht eines Soldaten der Waffen-SS zum Beginn der Ardennenoffensive, Dezember 1944

  • Bericht eines Soldaten der Waffen-SS zum Beginn der Ardennenoffensive, Dezember 1944

  • Bericht eines Soldaten der Waffen-SS zum Beginn der Ardennenoffensive, Dezember 1944

  • Bericht eines Soldaten der Waffen-SS zum Beginn der Ardennenoffensive, Dezember 1944

Kriegsverbrechen der Waffen-SS

Neben schweren Gefechten, wie der Schlacht von Bastogne (20. bis 27. Dezember 1944), prägten auch Kriegsverbrechen diese Phase. Am 17. Dezember 1944 erschossen Angehörige der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ (LSSAH) unter dem Kommando von SS-Obersturmbannführer Joachim Peiper beim Massaker von Malmedy amerikanische Kriegsgefangene.

Auch Zivilistinnen und Zivilisten hatten unter dem deutschen Vorstoß zu leiden, etwa im belgischen Stavelot. Hier ermordeten Soldaten der LSSAH in den folgenden Tagen über 100 Menschen.

Nach dem Krieg verurteilte ein US-Militärgericht Joachim Peiper im Malmedy-Prozess 1946 zum Tode. 1951 wurde die Strafe jedoch in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt, 1956 kam er vorzeitig frei. Peiper starb 1976 bei einem Brandanschlag in Traves (Frankreich).

Im Bundesarchiv sind verschiedene Unterlagen zu Joachim Peiper überliefert, darunter Personal- und Strafprozessakten:

Porträt Joachim Peipers in der Uniform eines SS-Sturmbannführers mit Ritterkreuz
Porträt Joachim Peipers, ca. 1943/44Quelle: BArch, Bild 183-R65485 (Ausschnitt) / Alber, Kurt

Vom Angriff zur Verteidigung

Nach ersten militärischen Erfolgen wendete sich das Blatt für die Deutschen. Ende Dezember 1944 mussten sie von der Offensive in die Defensive wechseln – die Verlegung amerikanischer Truppen, eine bessere Wetterlage für alliierte Flugzeuge und der ausbleibende Nachschub machten weitere Vorstöße für Wehrmacht und Waffen-SS unmöglich. Aufgrund fehlenden Treibstoffs, schwerer Schneefälle und unwegsamen Geländes konnten sie ihre schweren Panzer nicht einsetzen – und verloren so einen entscheidenden Vorteil.

Die alliierte Gegenoffensive Anfang Januar 1945 drängte die deutschen Truppen schließlich wieder auf ihre Ausgangsposition von Mitte Dezember 1944 zurück.  Ende Januar 1945 war die Ardennenoffensive gänzlich gescheitert – und damit Hitlers Plan, den Krieg im Westen zu beenden, um die Truppen an der Ostfront zu entlasten: Amerikaner und Briten rückten weiter Richtung Osten vor, die Rote Armee erreichte Ende Januar 1945 die Oder. Knapp drei Monate später endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.

Das Unternehmen „Wacht am Rhein“ war die letzte deutsche Offensive an der Westfront des Zweiten Weltkriegs – mit zehntausenden Toten und Verwundeten auf beiden Seiten.

Soldaten in heller Tarnkleidung laufen durch einen verschneiten Wald.
Deutscher Spähtrupp während der Ardennenoffensive, Anfang Januar 1945Quelle: BArch, Bild 183-J28642 / Rottensteiner, Ferdinand