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Dolchstoßlegende als "Fake News" in der Weimarer Republik

Aussage Hindenburgs vor dem "Parlamentarischen Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung zur Aufklärung der Kriegsursachen und der Vorgänge während des Krieges"

Kalender 18. November 1919

Deckblatt der Broschüre "Der Sieg war zum Greifen nah", Berlin 1921

Der Umgang mit der Kriegsschuldfrage und die Verarbeitung der Niederlage im Großen Krieg war für die Weimarer Republik und ihre führenden politischen Vertreter eine große Belastungsprobe. Die sog. "Dolchstoßlegende" wurde dabei von rechten Parteien und Gruppierungen zur Destabilisierung des politischen Systems der Weimarer Republik eingesetzt.

Dabei wurde behauptet, dass das deutsche Heer "an der Front unbesiegt" gewesesen sei. Revolutionäre Kräfte, die Streikbewegungen sowie linke Parteien und Politiker mit ihren Friedensbemühungen seien dem deutschen Heer "in den Rücken gefallen".

Zur Klärung der Kriegsschuldfrage wurden mehrere Parlamentarische Untersuchungsausschüsse eingesetzt. Der zweite Untersuchungsausschuss, vor den u.a. Vertreter der ehemaligen Obersten Heeresleitung geladen wurden, diente der "Aufklärung der Kriegsursachen und der Vorgänge während des Krieges".

Am 18. Novermebr 1919 zitierte Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg vor dem Untersuchungsausschuss eine angebliche Aussage eines englischen Offiziers: "Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden". Damit verfestigte und verbreitete er gezielt das Gerücht, dass die Schuld an der deutschen Niederlage "in der Heimat" zu suchen sei.

Zu den Untersuchungsausschüssen und der Frage der Kriegsschuld liegen im Bundesarchiv im Bestand R 43 I Reichskanzlei mehrere Aktenbände vor, in denen neben einzelnen Originaldokumenten auch verschiedene zeitgenössische Publikationen gesammelt wurden (R 43 I/803 - 811). Darunter befindet sich auch die Broschüre mit dem provokanten Titel "Der Sieg war zum Greifen nah", die Stellungnahmen führender Militärs zur Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg enthält (Hrsg.: Erich Kuttner, Berlin 1921). Kuttner versuchte darin, über die militärische Lage bei Kriegsende 1918 aufzuklären und zu beweisen, dass der Krieg militärisch verloren wurde.

Kurt Tucholsky schrieb 1921 unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel eine Rezension: "Da ist im Verlag für Sozialwissenschaft [...] ein kleines Heft herausgekommen: »Der Sieg war zum Greifen nahe!« – und das müßte hinaus aufs Land. [...] Wenn man diese kleine Broschüre gelesen hat – und man muß sie lesen –, dann kommt man langsam dahinter, dass die gesamte geistige Kriegsnahrung im Lande dasselbe gewesen ist wie das Dörrgemüse: Wiesenheu mittlerer Güte."

100 Jahre Weimarer Republik beim Bundesarchiv

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