Bundeskanzler Konrad Adenauer (links) und Staatssekretär Walter Hallstein bei der Unterzeichnung der Römischen Verträge

Nachdem die französische Nationalversammlung 1954 den Vertrag zur Gründung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) abgelehnt hat, treffen sich die Außenminister der EGKS-Staaten vom 1.-3. Juni 1955 im sizilianischen Messina, um über das weitere Schicksal einer europäischen Integration zu beraten. Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS oder Montanunion) umfasste Belgien, die Niederlande und Luxemburg, Deutschland, Italien sowie Frankreich. Die Konferenz endet mit einer Resolution, in der die Absicht zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft und des gemeinsamen Binnenmarktes ausgedrückt wird. Sie legt den Grundstein zu den Römischen Verträgen und damit zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG.

Der Elsässer Robert Schuman, französischer Justizminister und späterer Präsident des Europäischen Parlaments, schreibt persönlich an Bundeskanzler Adenauer, um für Strassburg als Sitz der EWG zu werben. "Sehr verehrter Herr Bundeskanzler! Es wird mir versichert, dass Bedenken geltend gemacht worden seien gegen die Wahl eines Bezirkes Strassburg-Kehl als Sitz der neuen europäischen Gemeinschaften. Insbesondere würde eine Verstimmung zwischen Deutschland und Frankreich befürchtet als Folge einer autonomistischen Agitation, die durch eine solche Wahl begünstigt werden könnte. Ich möchte einem solchen Gerücht ganz entschieden entgegen treten. Nicht nur die französische Regierung, sondern auch die elsässischen Behörden und die ganze öffentliche Meinung würden die erwähnte Lösung aufs wärmste begrüßen und in derselben ein neues Bindeglied zwischen beiden Ländern erblicken. Ich entschuldige mich, Ihnen so formlos und in höchster Eile diese Versicherung zu geben. Nächsten Sonntag abend fahre ich nach Paris und würde Ihnen oder einem Mitarbeiter von Montag morgen ab gerne zu einer Aussprache zur Verfügung stehen (Telefonanruf in Paris: Lit. 5531). In Erwartung unseres baldigen Treffens in Löwen verbleibe ich Ihr herzlichst ergebener Robert Schuman"

Der Generalsekretär des Besonderen Ministerrates der EGKS, Christian Calmes, besucht den deutschen Außenminister Heinrich von Brentano. Es werden unter anderem Personal- und Standortfragen der EWG-Organe diskutiert.

Bundesaußenminister Heinrich von Brentano

Die Vereinigten Staaten erkennen in der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) eine Möglichkeit, die Integrationsbemühungen voranzutreiben und somit Deutschland, das 1955 der NATO beigetreten ist, stärker an den Westen zu binden. Zudem hofft man auf eine Beendigung der deutsch-französischen Feindschaft, die in der Geschichte bis dahin für so viele Konflikte gesorgt hat.

Anlässlich der Ratifizierung der EWG- und EURATOM-Verträge hält Bundeskanzler Adenauer am 25. März 1957 in Rom eine Rede, in der er besonders die Arbeit Schumans und des drei Jahre zuvor verstorbenen de Gasperi würdigt.

Anlässlich der Ratifizierung der EWG- und EURATOM-Verträge hält Bundeskanzler Adenauer am 25. März 1957 in Rom eine Rede, in der er besonders die Arbeit Schumans und des drei Jahre zuvor verstorbenen de Gasperi würdigt.

Anlässlich der Ratifizierung der EWG- und EURATOM-Verträge hält Bundeskanzler Adenauer am 25. März 1957 in Rom eine Rede, in der er besonders die Arbeit Schumans und des drei Jahre zuvor verstorbenen de Gasperi würdigt.

Robert Schuman, Finanzminister, Ministerpräsident und Außenminister der Republik Frankreich und Schöpfer des "Schuman-Plans".

Am 25. März 1957 unterzeichnen die Vertreter der sechs EGKS-Staaten in Rom den 140-seitigen Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Im gleichen Zug ratifiziert man den Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft.

Die EWG-Staaten bekräftigen, dass sie sich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Berlins einsetzen werden. Die Erklärung bezieht sich nicht nur auf die westlichen Sektoren der Stadt, die innerhalb der Bundesrepublik eine besondere Stellung einnahmen, sondern vielmehr auf ein Berlin als Ganzes, entsprechend dem Empfinden der damaligen Zeit, vier Jahre vor dem Mauerbau.

Bereits während der Vorverhandlungen zu den Römischen Verträgen wird deutlich, dass Großbritannien kein Interesse am Aufbau einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft hat. Vielmehr favorisiert die britische Regierung die "große Lösung" im Sinne einer Freihandelszone. Die unterschiedlichen Auffassungen ein geeintes Europa betreffend, gipfeln in dem Versuch, das Abstimmungsverhalten der französischen Abgeordneten zu beeinflussen. Werner von Lojewski setzt den Chef des Kanzleramts, Dr. Globke, darüber in Kenntnis.

Allen Interventionen zum Trotz verabschiedet die französische Nationalversammlung am 9. Juli 1957 mit großer Mehrheit die Europaverträge und ebnet somit den Weg zu einem friedlichen und vereinten Europa. Der deutsche Botschafter in Paris informiert das Auswärtige Amt über die würdige Form der Sitzung und die überraschend große Zustimmung.

Nicht alle Länder bewerten die europäischen Verträge ausschließlich positiv. So unterrichtet die deutsche Botschaft in Den Haag das Bundeswirtschaftsministerium über eine Eingabe niederländischer Wirtschaftsverbände an das Parlament, dem Vertrag nur unter gewissem Vorbehalt zuzustimmen. Dieses Beispiel spiegelt in signifikanter Weise die Ängste der kleinen Staaten vor einer Übervorteilung durch die großen Drei, Frankreich, Deutschland und Italien, wider.

Die Ratifizierung der Verträge ist nicht gleichzusetzen mit dem generellen Abschluss der Verhandlungen. Organisatorische und personelle Fragen wurden im Wesentlichen ausgeklammert und sukzessive auf Folgekonferenzen geklärt. Welchen Standpunkt die Bundesregierung dabei vertritt, verdeutlicht dieses interne Papier.

Die Strategie Deutschlands bei den Verhandlungen über die großen Personalfragen verdeutlicht dieser Brief Walter Hallsteins an Bundeskanzler Adenauer. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt bewertet das Verhalten der fünf anderen Teilnehmerländer und legt auf dieser Basis die zukünftige Strategie fest. Nicht zuletzt dem taktischen Geschick Walter Hallsteins verdankt die Bundesregierung die Durchsetzung ihrer Interessen.

Die Strategie Deutschlands bei den Verhandlungen über die großen Personalfragen verdeutlicht dieser Brief Walter Hallsteins an Bundeskanzler Adenauer. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt bewertet das Verhalten der fünf anderen Teilnehmerländer und legt auf dieser Basis die zukünftige Strategie fest. Nicht zuletzt dem taktischen Geschick Walter Hallsteins verdankt die Bundesregierung die Durchsetzung ihrer Interessen.

Die Strategie Deutschlands bei den Verhandlungen über die großen Personalfragen verdeutlicht dieser Brief Walter Hallsteins an Bundeskanzler Adenauer. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt bewertet das Verhalten der fünf anderen Teilnehmerländer und legt auf dieser Basis die zukünftige Strategie fest. Nicht zuletzt dem taktischen Geschick Walter Hallsteins verdankt die Bundesregierung die Durchsetzung ihrer Interessen.

Bundeskanzler Konrad Adenauer

Zur Wahrung ihrer Interessen in den neu gegründeten Organisationen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wendet sich der Deutsche Weinbauverband mit einem Telegramm an Bundeskanzler Adenauer. Dem Gesuch, Graf Matuschka-Greiffenclau in den Wirtschafts- und Sozialausschuss der EWG zu entsenden, wird von der Regierung entsprochen.

Am 8. Januar 1958 klären die Außenminister der sechs Staaten die grundlegendsten Personalfragen. Walter Hallstein wird zum Präsidenten der EWG-Kommission ernannt, der Franzose Armand zum Präsidenten der EAG. Die anderen Positionen werden dem Proporz entsprechend an die anderen Mitgliedsstaaten verteilt.

Bundeskanzler Konrad Adenauer, Staatssekretär Walter Hallstein und der italienische Ministerpräsident Antonio Segni bei der Unterzeichnung der Römischen Verträge in Rom am 25. März 1957.

Anlässlich der Ratifizierung der EWG- und EURATOM-Verträge hält Bundeskanzler Adenauer am 25. März 1957 in Rom eine Rede, in der er besonders die Arbeit Schumans und des drei Jahre zuvor verstorbenen de Gasperi würdigt.