"Gemeinsam die Herausforderung annehmen" – 1. Dezember Welt-AIDS-Tag
Aufklärung und Prävention statt Diskriminierung und Ausgrenzung
BRD (ab 1949)
Auftreten der ersten Fälle von AIDS
1982 wurden in der Bundesrepublik erste Fälle einer bis dahin unbekannten, tödlichen Infektionskrankheit bekannt, die überwiegend bei homosexuellen Männern, Drogenabhängigen und Hämophilie-Patienten auftrat. Nach jahrelanger Forschung gelang es, das verursachende Virus zu identifizieren, welches sich durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten verbreitet und 1986 den wissenschaftlichen Namen Humanes Immunschwächevirus (englisch: human immunodeficiency virus, abgekürzt HIV) erhielt. Für das mit der Ansteckung einhergehende Krankheitsbild – durch die Zerstörung des Immunsystems kommt es zu tödlichen „opportunistischen“ Infektionen – etablierte sich die Bezeichnung erworbenes Immunschwächesyndrom (englisch: acquired immune deficiency syndrome, kurz AIDS).
Maßnahmen der Bundesgesundheitsministerin
In Teilen der deutschen Politik wurde die Ansicht vertreten, dass AIDS hauptsächlich durch Zwangsmaßnahmen gegen die Risikogruppen und die Absonderung Betroffener bekämpft werden müsse. Rita Süssmuth, zwischen 1985 und 1988 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, setzte jedoch auf Prävention und Aufklärung, wie dieses Plakat belegt, das auf humorvolle Weise die Verwendung von Kondomen bei sexuellen Kontakten zur Sprache bringt.
Durch Fernsehkampagnen wies die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, eine nachgeordnete Behörde des Bundesgesundheitsministeriums, auf die Gefahren von AIDS hin und gab Hinweise auf die Möglichkeiten, das Risiko einer Ansteckung möglichst zu gering zu halten.
Nationale AIDS-Stiftung
Bundesministerin Süssmuth regte die Gründung der Nationalen AIDS-Stiftung an. Deren Ziel sollte es sein, die AIDS-Forschung zu fördern, die Versorgung Infizierter zu verbessern und in Härtefällen Betroffenen unbürokratische finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. Schon bald konnten bedeutende deutsche Großunternehmen, Banken und Versicherungen als Spender gewonnen werden.
Schon wenige Monate nach ihrer Gründung zählte die Stiftung namhafte Vertreter des öffentlichen Lebens zu ihrem Kuratorium, darunter den bekannten Journalisten Friedrich Nowottny und Marianne Freifrau von Weizsäcker, Ehefrau des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.
Welt-AIDS-Tag in Deutschland
Am 1. Dezember 1988 rief die Weltgesundheitsorganisation den ersten "Welt-AIDS-Tag" aus und stellte ihn unter das Motto "Schließt euch den weltweiten Bemühungen an". In Deutschland richteten die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Deutsche AIDS-Hilfe und die Nationale AIDS-Stiftung in diesem Jahr erstmals gemeinsame Aktionen aus, um Diskriminierung und soziale Ausgrenzung der Erkrankten zu bekämpfen und die Bevölkerung über das Thema AIDS und die Infektionswege zu informieren. Kampagnen und Aktionen wie diese trugen dazu bei, dass sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland auf etwa 3000 im Jahre 2016 reduzierte (zum Vergleich: 1985 betrug sie schätzungsweise das Doppelte).
Hintergrundinformationen
Am 1. Dezember 1988 rief die Weltgesundheitsorganisation den ersten „Welt-AIDS-Tag“ aus. Akten und Bilder aus den Beständen des Bundesarchivs dokumentieren die Bemühungen der Bundesregierung bei der Prävention und Aufklärung zum Thema HIV und AIDS.